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Preis macht Öl

Erdöl gilt als schwarzes Gold. Einst machte es amerikanische Dynastien reich, heute können vor allem arabische Staaten dank ihrer Bodenschätze finanziell aus dem Vollen schöpfen. Gleichwohl zeigen jüngste Daten, dass sich der Ölmarkt nachhaltig verändert.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 1980 waren noch 855 Barrel Öl erforderlich, um 1 Million Dollar an Wirtschaftsleistung zu erzielen – 2022 brauchte es nur noch 396 Barrel, also weniger als die Hälfte.
  • In Deutschland ist der Erdölverbrauch allein in den vergangenen 25 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen.
  • Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage weltweit momentan so hoch wie nie: Die tägliche Menge an Produkten, die aus Erdöl und -gas hergestellt werden, liegt im Durchschnitt bei umgerechnet mehr als 80 Millionen Barrel.
Zur detaillierten Fassung

Der Ölpreis gilt als Fieberkurve des Weltgeschehens. Wird global viel gehandelt und verdient, steigt der Kurs, strauchelt die Wirtschaft, sinkt der Preis. Auch geopolitische Krisen beeinflussen den Kurs (Grafik):

Als Russland im Februar 2022 die Ukraine angriff, schnellten die Ölpreise in die Höhe.

Monatlicher Durchschnittspreis für ein Barrel in Dollar Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Allerdings sind die Ausschläge inzwischen moderater als beispielsweise zu Zeiten der Ölkrisen der 1970er und 1980er Jahre. Das hat verschiedene Gründe:

Erstens haben viele Staaten ihr Risiko diversifiziert. Indem sie auf mehrere Lieferanten setzen, sind sie nicht mehr so stark von einer Lieferregion – beispielsweise dem arabischen Raum – abhängig wie früher.

Zweitens ist die sogenannte Ölintensität gesunken:

Im Jahr 1980 waren noch 855 Barrel Öl erforderlich, um 1 Million Dollar an Wirtschaftsleistung zu erzielen – 2022 brauchte es nur noch 396 Barrel, also weniger als die Hälfte.

In Deutschland ist der Erdölverbrauch allein in den vergangenen 25 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen – unter anderem, weil Unternehmen deutlich effizienter produzieren. Entsprechend taugt Öl heute schlechter dazu, geopolitisch Druck aufzubauen.

Drittens reduziert die zunehmende E-Mobilität die Nachfrage nach Erdöl. Schon im Jahr 2021 führten E- und Hybrid-Fahrzeuge laut Bloomberg dazu, dass 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag eingespart wurden. Das waren etwa 3,3 Prozent des weltweiten Tagesbedarfs. Für 2035 geht der BP-Konzern davon aus, dass es pro Tag allein dank E-Autos und Co. 3,4 Millionen Barrel Öl weniger sein werden.

Die tägliche Menge an Produkten, die aus Erdöl und -gas hergestellt werden, liegt im Durchschnitt bei umgerechnet mehr als 80 Millionen Barrel.

Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage momentan so hoch wie nie (Grafik):

Seit dem Ende der Coronapandemie liegt die tägliche Menge an Produkten, die aus Erdöl und -gas hergestellt werden, im Durchschnitt bei umgerechnet mehr als 80 Millionen Barrel – Tendenz steigend.

Tägliche Herstellungsmenge von Produkten aus Erdöl und -gas in Barrel Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Laut BP-Prognose dürfte die Produktion allerdings bereits 2025 ihren absoluten Höhepunkt erreichen – befeuert durch die Veränderungen im Transportsektor.

Weniger Fördertürme, aber höhere Fördermengen

Mit Prognosen ist das aber bekanntlich so eine Sache, vor allem im Energiesektor. Da hieß es schon vor Jahrzehnten, dass die Öl- und Gasvorräte bald zur Neige gehen würden. Doch dann wurden immer neue Vorkommen entdeckt und andere Fördertechniken entwickelt (Grafik):

Aktuell sind weltweit rund 1.700 Fördertürme für Öl und Gas in Betrieb – viel weniger als vor einem halben Jahrhundert. Sie fördern aber deutlich höhere Mengen zutage.

Zahl der Fördertürme für Öl und Gas weltweit Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das liegt unter anderem daran, dass die Ölfirmen ihre Förderanlagen zum einen verstärkt dort einsetzen, wo sie besonders große Vorkommen vermuten. Zum anderen wird unter jedem Förderturm viel umfassender als früher horizontal gebohrt, um Vorräte anzuzapfen, die rechts und links des Bohrlochs lagern.

So geht BP denn auch davon aus, dass die Fördermenge nur langsam sinken wird – zumindest unter normalen Marktbedingungen ohne weitere staatliche Intervention.

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