Klimaschutz Lesezeit 3 Min.

Neuer Schwung in der Klimadiplomatie

Die Europäische Union arbeitet mit ihrem Green Deal daran, die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Nun ziehen auch weitere große Industrieländer wie China und Japan nach und verkünden konkrete Zielmarken für CO2-Neutralität. Vor allem für zögerliche Staaten könnte das eine große Signalwirkung haben.

Kernaussagen in Kürze:
  • Nachdem China im September ankündigte, bis 2060 CO2-Neutralität anzustreben, haben kurze Zeit später auch Japan und Südkorea ähnliche Pläne vorgelegt.
  • Mit den Plänen von China, Japan, Südkorea, dem Vereinigten Königreich und den EU-Staaten unterliegt nun knapp die Hälfte der globalen CO2-Emissionen konkreten Nettonull-Zielmarken.
  • In vielen anderen Ländern, wo es noch keine Verpflichtungen für null Emissionen gibt, wird dies gegenwärtig zumindest diskutiert.
Zur detaillierten Fassung

Nationale Alleingänge im Klimaschutz sind wirkungslos – diese Erkenntnis ist mittlerweile bei einem Großteil der Weltgemeinschaft angekommen. Und spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 ist klar, dass sich grundsätzlich alle Staaten am Klimaschutz beteiligen müssen, um die Erderwärmung zu verlangsamen.

Einige Staaten haben gehandelt und sich konkrete Ziele für eine vollständige CO2- beziehungsweise Klimaneutralität gesetzt. Unter den ersten Ländern war das Vereinigte Königreich: Die Briten haben sich gesetzlich verpflichtet, bis 2050 nicht mehr Treibhausgase auszustoßen, als etwa Wälder und Meere aufnehmen können. Auch die EU hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt:

Bis 2050 sollen alle EU-Mitgliedsstaaten zusammen klimaneutral wirtschaften.

Frankreich hat dieses Ziel schon gesetzlich verankert, in weiteren Staaten – wie Deutschland – ist dies geplant. Wie wichtig ein gemeinsames Vorgehen in Europa ist, zeigt ein Blick auf die Daten: Die EU-Staaten sind zusammen mit Großbritannien für knapp ein Zehntel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Doch längst nicht alle Staaten fühlen sich an das in Paris beschlossene Ziel, die globale Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, gebunden. Als US-Präsident Donald Trump 2017 den Austritt der Vereinigten Staaten aus dem Klimaabkommen von Paris einleitete, war die Ernüchterung in der internationalen Gemeinschaft groß. Denn die USA sind nicht nur der zweitgrößte CO2-Verursacher der Welt, sie gelten als Schwergewicht der Weltpolitik auch in vielen Dingen immer noch als Vorreiter.

Nachdem China im September ankündigte, bis 2060 CO2-Neutralität anzustreben, haben kurze Zeit später auch Japan und Südkorea entsprechende Ziele verkündet.

An dieser Stelle kommt ein grundsätzliches Problem des Pariser Klimaabkommens ins Spiel:

Wie ambitioniert ein Land Klimaschutz betreibt, ist den Ländern selbst überlassen.

Der Erfolg der Pariser Klimaziele hängt also größtenteils davon ab, dass selbst ernannte Vorreiter anderen Staaten zeigen, dass Einsparungen beim CO2-Ausstoß mitsamt Wohlstandswachstum möglich und langfristig erstrebenswert sind. So sollen sich die Unterzeichnerstaaten nach und nach gegenseitig zur Anhebung ihrer freiwilligen Beiträge bewegen.

China setzt ein Zeichen in der Klimapolitik

Eine verheißungsvolle Nachricht kommt daher aus China – dem Land, das aufgrund seines rasanten Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren inzwischen für ein Viertel der jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

So verkündete die Volksrepublik im September, bis 2060 CO2-Neutralität anzustreben.

Und Chinas Wort hat Gewicht: Auch Japan, fünftgrößter CO2-Verursacher, und Südkorea, achtgrößter Emittent, sind dem Beispiel ihres großen Nachbarn gefolgt. Japans neuer Präsident Yoshihide Suga verkündete Mitte Oktober, dass sein Land bis 2050 CO2-neutral sein will. Nur wenige Tage später zog Südkorea nach – ebenfalls mit dem Ziel, den Nettoausstoß an Kohlendioxid bis 2050 auf null zu bringen.

Mit den Plänen des Vereinigten Königreichs, der EU-Staaten sowie von China, Japan und Südkorea unterliegt nun knapp die Hälfte der globalen CO2-Emissionen konkreten Nettonull-Zielmarken.

Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt für das Vorankommen des internationalen Klimaschutzes, da sie diplomatischen Druck erzeugt (Grafik):

In vielen Ländern, wo es noch keine Verpflichtungen für null Emissionen gibt, wird dies gegenwärtig zumindest diskutiert.

In diesen Ländern ist das Ziel der Treibhausgasneutralität bereits festgeschrieben/steht zur Diskussion/ist nicht geplant Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Insgesamt werden damit international deutliche Pfade in Richtung emissionsarmes Wirtschaften gesetzt.

Allerdings ist offen, inwieweit die Ziele tatsächlich erreicht werden. Und auch wenn es ein gutes Zeichen ist, dass viele kleinere Länder über ihre Klimapolitik nachdenken, kommt es vor allem auf die großen Industrie-nationen an: Die G-20-Staaten sind für fast 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Ein wichtiger Baustein für die internationalen Bemühungen beim Klimaschutz wird die künftige Haltung der USA sein. Sollten sie wieder dem Klimaabkommen beitreten, würden die drei global wichtigsten Wirtschaftsräume – EU, USA und China – endlich an einem Strang ziehen. Dies könnte eine um ein Vielfaches effizientere Klimapolitik bedeuten.

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