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Metallpreise steigen trotz Corona-Pandemie

Anders als in der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zwölf Jahren sind die Metallpreise in der Corona-Pandemie im Jahr 2020 nicht abgestürzt, sondern im Gegenteil deutlich gestiegen – aus verschiedenen Gründen. Hätte der Euro gegenüber dem Dollar nicht in erheblichem Maße aufgewertet, wäre der Befund sogar noch klarer.

Kernaussagen in Kürze:
  • Trotz der Corona-Pandemie haben die für die Industrie relevanten Metallpreise im Jahr 2020 deutlich zugelegt.
  • Die Spanne der Preissteigerungen ist allerdings sehr groß – am stärksten hat sich Eisenerz verteuert.
  • Hätte der Dollar im Vergleich zum Euro im vergangenen Jahr nicht deutlich an Wert verloren, wären Metalle für deutsche Firmen sogar noch deutlich teurer geworden.
Zur detaillierten Fassung

Vor zehn Jahren hat das Institut der deutschen Wirtschaft den Industriemetallpreis-Index (IMP-Index) entwickelt. Dessen zentrale Stärke ist es, dass er die Perspektive der metallverarbeitenden Industrie in Deutschland einnimmt und anhand einer einzigen Kennzahl misst, wie sich die Preise der für die hiesige Wirtschaft mengen- und kostenmäßig wichtigsten Metalle seit 1999 entwickelt haben.

Zudem nutzt er dafür die Preise in Euro statt Dollar, der an den Rohstoffmärkten weltweit normalerweise den Ton angibt.

Der Befund des IMP-Index für 2020 ist eindeutig (Grafik):

Innerhalb von zwölf Monaten – von Ende 2019 bis Ende 2020 – sind die Rohstoffkosten für metallverarbeitende Unternehmen in Deutschland um mehr als 20 Prozent gestiegen.

Entwicklung des Industriemetallpreis-Index, Januar 1999 = 100 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Mit 437,9 Punkten erreichte der Index Ende 2020 seinen dritthöchsten Wert seit Beginn der Auswertung.

Das ist vor allem deshalb ungewöhnlich, weil 2020 alles andere als ein Boomjahr für die Weltwirtschaft war. Denn infolge der Corona-Pandemie sind die Volkswirtschaften rund um den Globus schwer angeschlagen und nicht nur in Deutschland werden noch immer harte Maßnahmen ergriffen, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Nur im ersten Quartal 2020 sanken die Metallpreise, danach ging es mit ihnen trotz Corona-Pandemie steil bergauf.

Doch nur von Januar bis März des vergangenen Jahres verzeichnete der Index einen Preisrückgang um immerhin 8 Prozent; bis zum Jahresende 2020 ging es dann von diesem Tiefpunkt um 29 Prozent nach oben.

Finanz- und Wirtschaftskrise ließ Nachfrage einbrechen

Damit hat sich der IMP-Index ganz anders entwickelt als im Jahr 2008, also zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, als er um 44 Prozent einbrach.

Für den Kursverlauf im zurückliegenden Jahr macht das IW vor allem zwei Faktoren verantwortlich:

Ein geringeres Rohstoffangebot, da weltweit Metallminen aufgrund der Pandemie stillgelegt wurden oder nur teilweise geöffnet waren und Rohstoffe förderten.

Eine überraschend schnelle Erholung der Nachfrage, da Länder wie China schon lange wieder unter Volldampf produzieren. Und in Europa ist die Industrie bislang von den neuerlichen Lockdown-Maßnahmen größtenteils verschont geblieben und die Lieferketten sind im Großen und Ganzen intakt.

Ein Blick auf die einzelnen Metalle zeigt allerdings, dass sich die Preise im IMP-Index recht ungleichmäßig entwickelt haben (Grafik):

Eisenerz hat sich 2020 um gut 53 Prozent verteuert, für Aluminium mussten deutsche Firmen dagegen nur knapp 4 Prozent mehr zahlen und Blei ist sogar um 3 Prozent günstiger geworden.

Um so viel Prozent haben sich die Metallpreise Ende 2020 gegenüber dem Wert Ende 2019 verändert Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Bei den Edelmetallen legte Silber im Jahresvergleich deutlich stärker zu als Gold: Der Preis für Silber stieg um 33 Prozent und damit gut doppelt so stark wie der des Goldes. Das mag unter anderem daran liegen, dass Gold schon seit Längerem sehr teuer ist und Silber immer öfter als alternative Wertanlage gesehen wird.

Stärkerer Dollar hätte Preise weiter getrieben

Zugute kam deutschen Firmen in der Metallindustrie im vergangenen Jahr die Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro. Denn dadurch wurde es für sie günstiger, Metalle – die gemeinhin in Dollar gehandelt werden – zu importieren:

Der gegenüber dem Dollar deutlich aufwertende Euro glich 2020 rund ein Drittel der Preissteigerungen auf den globalen Metallmärkten aus.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Ohne die starke Abwertung des Dollar hätte der IMP-Index Ende des Jahres 2020 ein noch deutlich höheres Niveau erreicht:

Mit einem Wechselkurs auf dem Niveau von Ende 2019 hätte der IMP-Index zu Silvester 2020 bei 479,5 Punkten gelegen und die Metalle wären für die deutsche Industrie so teuer gewesen wie nie zuvor.

Eine Prognose, wie sich die Metallpreise 2021 entwickeln werden, fällt schwer. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass der IMP-Index in näherer Zukunft nicht einbricht. Denn die weltweiten Impfkampagnen sollten die Corona-Problematik in den kommenden Monaten eher abschwächen und ein Aufholprozess in wichtigen Ländern würde die Nachfrage hochhalten.

Zwar könnte es in den kommenden Monaten aufgrund der Pandemie vereinzelt zu Lieferschwierigkeiten kommen. Dies würde aber wohl auch keinen Preisrückgang, sondern eher Preisspitzen verursachen, gerade bei Metallen, die nur aus wenigen Quellen bezogen werden.

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