Metall- und Elektro-Industrie: Langer Weg aus der Krise
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die M+E-Industrie in Deutschland nehmen allmählich ab, das geht aus einer aktuellen Befragung von mehr als 1.800 M+E-Unternehmen hervor. Trotz des positiven Trends ist die Unsicherheit in den Betrieben weiterhin groß.
- Knapp ein Drittel der M+E-Unternehmen in Deutschland ist immer noch stark in der Produktion eingeschränkt, im Juni lag der Anteil aber noch bei 47 Prozent.
- Mehr als 40 Prozent der M+E-Unternehmen müssen immer noch Kurzarbeit nutzen. Umgerechnet bedeutet das für mehr als 900.000 Beschäftigte, dass sie nicht ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können.
- Die Hälfte der befragten M+E-Unternehmen kann derzeit nicht abschätzen, wann ihre Produktion wieder den Stand vor der Corona-Krise erreicht.
Die Metall- und Elektro-Industrie in Deutschland erholt sich Schritt für Schritt von den Auswirkungen der Corona-Krise, das zeigt eine aktuelle Befragung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Mehr als 1.800 Mitgliedsunternehmen haben Anfang Oktober an der Befragung teilgenommen. Vor allem mit der Produktion geht es nach Angaben der Betriebe wieder aufwärts (Grafik):
Knapp ein Drittel der M+E-Unternehmen ist immer noch stark in der Produktion eingeschränkt, im Juni lag der Anteil aber noch bei 47 Prozent.
Erfreulich: Die von der Corona- Krise besonders stark betroffene Automobilindustrie hat sich zuletzt am stärksten erholt. In anderen Branchen sieht es dagegen noch nicht so rosig aus. Mehr als 40 Prozent der Betriebe in der Metallerzeugung und -bearbeitung sind weiterhin stark in ihrer Produktion eingeschränkt, im Maschinenbau liegt der Anteil bei 36 Prozent.
Im Durchschnitt hatten die M+E-Unternehmen in Deutschland Anfang Oktober eine Auslastung ihrer Produktionsanlagen von 76 Prozent – das sind 10 Prozentpunkte mehr als noch im April.
Trotz des Aufwärtstrends wird 2020 für viele Firmen ein Verlustjahr. So gaben in der Befragung fast drei Viertel von ihnen an, für dieses Jahr mit einem Umsatzrückgang zu rechnen. Das prognostizierte Minus der betroffenen Unternehmen beträgt im Schnitt 23 Prozent.
Und auch für die Beschäftigten ist noch längst nicht alles beim Alten:
Mehr als 40 Prozent der M+E-Unternehmen müssen immer noch Kurzarbeit nutzen.
Umgerechnet bedeutet das für mehr als 900.000 Beschäftigte, dass sie nicht ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können. Allerdings wird die Arbeitszeit nur noch durchschnittlich um 23 Prozent gesenkt, im Juni lag der Wert bei 48 Prozent.
Durch das Instrument der Kurzarbeit kann der Großteil der Unternehmen sein Personal weiterbeschäftigen. Im Oktober gaben nur knapp 9 Prozent der Unternehmen an, betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen zu haben – angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Krise ist dies ein vergleichsweise niedriger Wert. Jeder dritte Betrieb gibt an, dass er im Jahr 2021 seine Belegschaft verkleinern muss. Positiv ist dagegen, dass jedes siebte Unternehmen plant, im kommenden Jahr zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.
Wann die Produktion wieder den Stand vor der Corona-Krise erreicht, kann die Hälfte der M+E-Unternehmen derzeit nicht abschätzen.
Die Ausbildung von Nachwuchsfachkräften bleibt für die Firmen trotz Corona-Krise ebenfalls ein wichtiges Thema. Knapp 70 Prozent der M+E-Unternehmen wollen 2021 ihr Ausbildungsniveau halten, jede zehnte Firma möchte sogar mehr Azubis einstellen als bisher.
Auch wenn der Grundtenor der Befragung im Vergleich zur Erhebung im Juni positiv ist, hat sich der Blick der Unternehmen in die Zukunft verschlechtert (Grafik):
Die Hälfte der befragten M+E-Unternehmen kann derzeit nicht abschätzen, wann ihre Produktion wieder den Stand vor der Corona-Krise erreicht.
Das sind 6 Prozentpunkte mehr als noch vor drei Monaten. Außerdem ist der Anteil jener Unternehmen gesunken, die mit einer vollständigen Erholung bis Mitte 2021 oder schon Ende 2020 rechnen.
Viel wird auch davon abhängen, wie gut Deutschland durch den Herbst und Winter kommt. Denn sollten wieder Einschränkungen im Arbeitsleben vonnöten sein, werden sich die Aussichten – nicht nur für die Metall- und Elektro-Industrie – deutlich verschlechtern.