Metall- und Elektro-Industrie Lesezeit 3 Min.

Kurzarbeit sichert industrielle Beschäftigung

Die M+E-Unternehmen in Deutschland kommen aus dem Rezessionsjahr 2019 und werden durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in einen noch erheblich tieferen Abschwung gezwungen. Dabei waren und sind sie durch weltwirtschaftliche Faktoren und die Kombination aus Rezession und Strukturwandel ohnehin tief verunsichert.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie rutscht noch tiefer in die Rezession.
  • Die Folgen der Corona-Pandemie schlagen sich vor allem in der Produktion nieder.
  • Trotzdem hat die Branche bislang kaum Arbeitsplätze abgebaut.
Zur detaillierten Fassung

Am deutlichsten zeigen sich die Krisenfolgen der Corona-Pandemie im Rückgang wichtiger konjunktureller Indikatoren wie Auftragseingang und Produktion. Beide sind im Vergleich zu den noch positiven Daten von Januar/Februar 2020 bis April um jeweils rund 40 Prozent eingebrochen. Wichtigster Grund dafür ist die fehlende Nachfrage, wie eine Befragung des ifo Instituts München im Juli zeigt:

Rund 56 Prozent der M+E-Unternehmen geben fehlende Aufträge als Grund für Produktionsbehinderungen an, aber nur noch knapp 10 Prozent Materialknappheit und 7 Prozent fehlende Fachkräfte.

Immerhin: Der Anstieg von Auftragseingang und Produktion im Mai 2020 nährt die Hoffnung auf eine Besserung der Lage im zweiten Halbjahr. Die gestiegene Kapazitätsauslastung im Juli (plus 7 Prozentpunkte gegenüber April) und ein positiveres Wirtschaftsklima unterstreichen diese Entwicklung: Der ifo Geschäftsklimaindex für die M+E-Industrie hat sich von 78,8 Punkten im Juni 2020 auf 84,7 Punkte im Juli weiter verbessert. Im April war der Index regelrecht abgestürzt – auf 68,8 Punkte.

In dieser historisch schwierigen Lage haben die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie bislang ihre Arbeitsplätze so weit wie möglich gesichert (Grafik):

Obwohl die Produktion bis Mai 2020 um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Wert von 2018 eingebrochen ist, gab es bei der M+E-Beschäftigung nur ein Minus von weniger als 1 Prozent.

Beschäftigung und Produktion in der Metall- und Elektro-Industrie, 2018 = 100 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die positive Wirkung der Kurzarbeit

Das liegt vor allem an der hohen Zahl der Kurzarbeiter. Nach vorläufigen Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit befanden sich in der M+E-Industrie im April 2020 etwa 1,3 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit (Grafik).

M+E-Beschäftigte in Kurzarbeit in 1.000 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hatte in einer ersten Blitzumfrage Anfang April dieses Jahres herausgefunden, dass zu diesem Zeitpunkt bereits ungefähr 1,2 Millionen M+E-Beschäftigte in Kurzarbeit waren.

Für den Monat Mai hat die Bundesarbeitsagentur Hochrechnungen für die Zahl der Kurzarbeiter insgesamt vorgelegt – aber noch nicht für einzelne Branchen. Demnach könnte die Kurzarbeit im Mai noch einmal um etwa 10 Prozent höher gewesen sein als im April. Für die M+E-Industrie würde das eine Zahl von bis zu 1,5 Millionen Kurzarbeitern im Mai 2020 bedeuten.

Obwohl die Produktion regelrecht eingebrochen ist, hat die M+E-Industrie ihr Beschäftigungsniveau weitgehend gehalten.

Die Anzeigen zur Kurzarbeit hatten im April mit rund 1,7 Millionen in der M+E-Industrie einen Höchststand erreicht. Seitdem gehen sie Monat für Monat wieder zurück: Im Juli haben die M+E-Unternehmen noch für 71.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt, nach 120.000 im Juni.

Allerdings: Da die einmal angezeigten Beschäftigten über mehrere Monate in Kurzarbeit sein können, kann daraus nicht unmittelbar auf einen Rückgang der Kurzarbeit ab Jahresmitte geschlossen werden. Es bedeutet aber doch, dass nicht mehr so viele zusätzliche Personen vor der Kurzarbeit stehen.

Die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise auf die Beschäftigung in der M+E-Industrie waren bislang vergleichsweise moderat: Von März bis Mai sind etwa 40.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Allerdings hat schon die schwere Rezession des Jahres 2019 die Beschäftigung verringert:

Im Mai 2019 mussten die M+E-Unternehmen zum ersten Mal seit neun Jahren die Zahl der Mitarbeiter reduzieren.

Im Aufschwung nach der Krise 2008/09 hatte die Branche 621.000 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen und dadurch die Verluste in der Krise mehr als wettgemacht. Seit Mai 2019 ist dieser positive Trend allerdings gebrochen: Bis Mai 2020 mussten die M+E-Unternehmen insgesamt rund 94.000 Arbeitsplätze abbauen und zählten saisonbereinigt 2,3 Prozent Mitarbeiter weniger als im Vorjahresmonat. Die aktuellen Beschäftigungspläne lassen zunächst auch noch keine Besserung erwarten.

Die Spuren auf dem Arbeitsmarkt

Der Konjunktureinbruch durch die Corona-Krise zeigt sich inzwischen auch sehr deutlich auf dem Arbeitsmarkt: Die Bundesagentur für Arbeit zählte im Juli saisonbereinigt 183.200 Arbeitslose in den M+E-Berufen, rund 59.800 mehr als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig waren knapp 102.700 ungeförderte offene Stellen gemeldet, ein Rückgang um 56.000 gegenüber dem Vorjahresmonat.

Die Rezession 2019 und die Corona-Pandemie haben den jahrelang erfolgreichen Weg der M+E-Industrie unterbrochen. Hinzu kommen die Herausforderungen des Strukturwandels, die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in betroffenen Bereichen und dem Aufbau von Jobs in neu entstehenden Produktionen einhergehen.

Das gelingt aber nur, wenn auf dem Arbeitsmarkt die notwendige Flexibilität für den Wechsel in der Beschäftigung gesichert ist.

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