Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Konjunktur Lesezeit 3 Min.

IW-Konjunkturumfrage: Unternehmen befürchten weiteren Abwärtstrend

Die Stimmung in den deutschen Unternehmen ist schlecht – und auch auf das kommende Jahr blicken die Firmen überwiegend skeptisch, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Vor allem in der Industrie und der Bauwirtschaft dominiert der Pessimismus. Und es könnte sogar noch schlimmer kommen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist schlecht: Die vom IW befragten Unternehmen sprechen zu 39 Prozent von einer schlechteren Produktionslage als im Herbst 2022, nur 22 Prozent halten die Situation für besser.
  • Ein Aufwärtstrend ist nicht in Sicht – während 23 Prozent der Firmen für 2024 einen Anstieg der Produktion erwarten, rechnen 35 Prozent mit einem Rückgang.
  • Besonders pessimistisch sind die Industrie und die Bauwirtschaft, das gilt auch mit Blick auf die Investitions- und Beschäftigungsentwicklung.
Zur detaillierten Fassung

Das trübe Wetter der vergangenen Wochen dürfte so manchem aufs Gemüt schlagen. Die Unternehmen in Deutschland haben aber auch ganz handfeste Gründe dafür, schlechter Laune zu sein – beispielhaft genannt seien die stark gestiegenen Energie- und Materialkosten, Personalengpässe und die unter anderem wegen der hohen Inflation schwache Nachfrage im In- und Ausland.

All dies schlägt sich in den Ergebnissen der aktuellen IW-Konjunkturumfrage nieder. Verglichen mit dem Herbst des Vorjahres, der bereits durch den Energiepreisschock infolge des Ukraine-Kriegs geprägt war, ist das Stimmungsbarometer nochmals gefallen (Grafik):

Von den gut 2.200 befragten Unternehmen sprechen 39 Prozent von einer schlechteren Produktionslage als im Herbst 2022, nur 22 Prozent halten die Situation für besser.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland bewerten die aktuelle Lage sowie die Entwicklung für 2024 mit Blick auf Produktion, Investitionen und Beschäftigung wie folgt Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Vor allem in der Industrie hat sich die Stimmung weiter eingetrübt. Während ein Fünftel der Unternehmen eine verbesserte Produktionslage sieht, berichtet die Hälfte von einer Verschlechterung. Besonders in der Grundstoffindustrie, zu der beispielsweise die Produzenten von Energiegütern und chemischen Erzeugnissen zählen, ist die Laune im Keller – dort senken 58 Prozent bei der Bewertung der geschäftlichen Situation den Daumen, nur 13 Prozent zeigen sich zufrieden.

Damit einhergehend, beurteilen die befragten Betriebe auch die Investitions- und Beschäftigungslage überwiegend als verschlechtert – im Sommer hatten sich positive und negative Einschätzungen noch in etwa die Waage gehalten.

Die Unternehmen in Deutschland sind pessimistisch, was das Jahr 2024 angeht: Nur 23 Prozent erwarten einen Anstieg der Produktion, 35 Prozent einen Rückgang.

Der Blick auf die Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr lässt keine Kehrtwende zum Besseren erkennen – im Gegenteil:

Während 23 Prozent der Unternehmen in Deutschland für 2024 einen Anstieg der Produktion erwarten, rechnen 35 Prozent mit einem Rückgang.

Die einzelnen Wirtschaftszweige schätzen den Trend allerdings recht unterschiedlich ein. So ist der Anteil der Optimisten und Pessimisten im Dienstleistungssektor mit jeweils gut einem Viertel nahezu gleich groß. In der Industrie sieht das anders aus (Grafik):

Von den befragten Industriefirmen geben 38 Prozent an, dass ihre Produktion im kommenden Jahr voraussichtlich sinken wird, einen Zuwachs halten nur 25 Prozent für wahrscheinlich.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland erwarten für das Jahr 2024 gegenüber 2023 diese Entwicklung der Produktion/Investitionen/Beschäftigung Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wiederum ist die Grundstoff- und Energiebranche besonders pessimistisch. Dort gehen nur 23 Prozent der Betriebe von einer Produktionssteigerung aus, 43 Prozent dagegen von einem Rückgang.

Die Bauwirtschaft blickt sogar noch sorgenvoller nach vorn: Gerade einmal 13 Prozent der Firmen halten einen geschäftlichen Aufschwung im Jahr 2024 für plausibel, eine Mehrheit von 54 Prozent sieht einen Abwärtstrend.

Trübe Investitions- und Beschäftigungsperspektiven

Vor diesem Hintergrund sind auch die Investitions- und Beschäftigungsaussichten je nach Branche verhalten bis düster. Im Dienstleistungssektor liegen Zuversicht und Skepsis bei diesen Indikatoren relativ nahe beieinander, in der Industrie und noch stärker in der Baubranche überwiegen dagegen deutlich jene Betriebe, die davon ausgehen, im kommenden Jahr Investitionen kürzen und Personal abbauen zu müssen. Letzteres ist teils der konjunkturellen Flaute, teils der nach wie vor klaffenden Fachkräftelücke zuzuschreiben.

Schaut man auf die einzelnen Regionen Deutschlands, zeigt sich ebenfalls ein differenziertes Bild. In Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern erwarten immerhin ebenso viele Unternehmen eine Produktionssteigerung wie einen Rückgang. Ganz anders sind die Einschätzungen für 2024 in der Region Süd-Ost und im Norden:

In Sachsen und Thüringen sowie in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein übertrifft mit Blick auf die Produktionsentwicklung der Anteil der Pessimisten jenen der Optimisten um mehr als 20 Prozentpunkte.

Generell lassen die Antworten der befragten Firmen kein West-Ost-Gefälle erkennen. Eher deutet einiges darauf hin, dass in jenen Regionen die Perspektiven besonders trüb sind, in denen die Grundstoffindustrie stark vertreten ist.

Bei all dem gilt es zu beachten, dass sich die Unternehmen ihre Antworten zur Konjunkturumfrage überwiegend abgegeben haben, bevor das Bundesverfassungsgericht am 15. November sein Urteil zur Haushaltspolitik der Ampelkoalition fällte. Die mit dem Karlsruher Beschluss einhergehende Verunsicherung und die zu befürchtenden Finanzierungsengpässe bei vielen Fördermaßnahmen für die Wirtschaft könnten dazu führen, dass sich die Perspektiven für die Unternehmen hierzulande nochmals verdüstern.

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