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Hohe Arbeitskosten in der M+E-Industrie

In der Metall- und Elektro-Industrie haben sich die Arbeitskosten in den vergangenen zwei Jahrzehnten um fast 60 Prozent erhöht. Nach wie vor müssen Betriebe in Westdeutschland deutlich mehr Geld in ihr Personal investieren als Firmen in Ostdeutschland. Ein erheblicher Teil der gesamten Arbeitskosten entfällt dabei auf die Lohnzusatzkosten. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland mit seinen Arbeitskosten zu den teuersten Standorten.

Kernaussagen in Kürze:
  • In der Metall- und Elektro-Industrie lagen die Personalzusatzkosten im Verhältnis zum Direktentgelt in Ostdeutschland 2017 bei knapp 60 Prozent und im Westen sogar bei mehr als 67 Prozent.
  • Die Arbeitskosten sind in den neuen Bundesländern immer noch ein Drittel niedriger als im Rest des Landes. Ein Grund dafür ist, dass es dort mehr kleinere Betriebe gibt – und die weisen in der Regel eine niedrigere Produktivität auf als Großunternehmen.
  • Die hohen Arbeitskosten sind für deutsche Betriebe auf Dauer ein Problem. Deutschland ist für die M+E-Industrie derzeit der sechstteuerste Arbeitsstandort der Welt.
Zur detaillierten Fassung

Für einen Arbeitgeber enden die Personalausgaben nicht mit dem Entgelt des jeweiligen Mitarbeiters. Vielmehr haben die Unternehmen durch eine Reihe von weiteren finanziellen Leistungen und Abgaben eine zusätzliche Kostenlast zu tragen. Für die Metall- und Elektro-Industrie hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) diese Lohnzusatzkosten aufgefächert. Dabei differenzieren die IW-Forscher aufgrund des deutlichen Niveauunterschieds zwischen West- und Ostdeutschland. Aber egal, ob in den neuen oder den alten Bundesländern – für die Betriebe sind die zusätzlichen Kosten ein dicker Brocken (Grafik):

Im Verhältnis zum Direktentgelt, also dem Entgelt für die tatsächlich geleistete Arbeitszeit, lagen die Personalzusatzkosten in Ostdeutschland 2017 bei knapp 60 Prozent und im Westen sogar bei mehr als 67 Prozent. Durchschnittliches Bruttoentgelt und Personalzusatzkosten je Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2017 in Ost- und Westdeutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Zu den Personalzusatzkosten zählen neben dem bezahlten Urlaub und der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall unter anderem auch die Arbeitgeberpflichtbeiträge zur Sozialversicherung sowie die betriebliche Altersvorsorge. In der ostdeutschen M+E-Industrie beliefen sie sich 2017 auf 18.140 Euro bei einem durchschnittlichen Direktentgelt von 30.430 Euro. Im Westen kamen zu den 43.805 Euro Direktentgelt weitere 29.670 Euro hinzu.

Arbeitskosten in Ostdeutschland niedriger

Dass die Arbeitskosten in den neuen Bundesländern immer noch ein Drittel niedriger sind als im Rest des Landes, mag auf den ersten Blick verwundern. Allerdings muss man berücksichtigen, dass auch die ostdeutsche Produktivität unter dem Westniveau liegt.

Ein Grund dafür ist, dass es in Ostdeutschland mehr kleinere Betriebe gibt – und die weisen in der Regel eine niedrigere Produktivität auf als Großunternehmen. Diese haben ihren Sitz immer noch vornehmlich im Westen der Republik.

In absoluten Zahlen ist die Arbeitskostenschere zwischen Ost und West in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten weiter auseinandergegangen (Grafik):

Im Jahr 1996 betrug der Unterschied der Arbeitskosten in der M+E-Industrie zwischen Ost- und Westdeutschland rund 15.000 Euro je Mitarbeiter, 2017 waren es bereits 25.000 Euro. Durchschnittliche Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigten in Euro in Ost- und Westdeutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Prozentual gesehen ist das Kräfteverhältnis aber nahezu unverändert geblieben. Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland sind die M+E-Arbeitskosten seit 1996 jeweils um fast 60 Prozent gestiegen und damit etwas stärker als in der Industrie insgesamt.

Hohe Aufwendungen für Personal kombiniert mit einer nur leicht steigenden Produktivität sind für die deutschen Unternehmen auf Dauer ein Problem im internationalen Wettbewerb.

Nicht nur zwischen Ost und West, auch zwischen den einzelnen M+E-Branchen ist die Spanne bei den Arbeitskosten groß. Laut der Arbeitskostenerhebung von 2016 lagen sie zwischen durchschnittlich 53.164 Euro in der Metallerzeugung und 83.602 Euro beim Bau von Kraftwagen und Kraftwagenteilen.

Die Autoindustrie ist damit hinter der Chemie und den Pharmaunternehmen die drittteuerste Branche des Verarbeitenden Gewerbes.

Eine wichtige Rolle für die Personalkosten spielt darüber hinaus die Betriebsgröße. So müssen kleinere Betriebe in der Regel deutlich weniger finanzielle Mittel für ihre Belegschaft aufwenden. Im Jahr 2016 lagen die Kosten für die Hersteller von Metallerzeugnissen und für die Hersteller von sonstigen Waren in Kleinbetrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten nur zwischen gut 43.000 und knapp 46.000 Euro.

Sechstteuerster Standort der Welt

Ganz anders stellt sich die Lage für größere Betriebe dar: Der Fahrzeugbau, die Hersteller von Elektronik sowie die Branche Reparatur und Instandhaltung kamen 2016 im Schnitt auf Personalausgaben von mehr als 90.000 Euro.

Die Arbeitskosten sind für die Metall- und Elektro-Industrie ein wichtiger Standortfaktor. Hohe Aufwendungen für Personal kombiniert mit einer nur leicht steigenden Produktivität sind für die deutschen Unternehmen auf Dauer ein Problem im internationalen Wettbewerb. Bereits heute zählt die Bundesrepublik zu den teuren Ländern:

Deutschland ist für die M+E-Industrie der sechstteuerste Arbeitsstandort der Welt.

Noch höhere Arbeitskosten je Stunde hatten im Jahr 2016 nur die Schweiz, Norwegen, Belgien, Dänemark und Schweden. Wichtige Konkurrenten der deutschen M+E-Unternehmen produzieren ihre Waren zum Teil deutlich günstiger, darunter die USA, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Japan.

Entsprechend wichtig ist es, dass die hiesige M+E-Industrie nicht weiter an Boden verliert und die Attraktivität des Standorts Deutschland gesichert wird.

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