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Erholung der Wirtschaft gefährdet

Der starke Anstieg der Corona-Infektionszahlen bedroht die jüngste Stabilisierung der US-Konjunktur. Der amtierende Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden haben deutlich unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die Corona-Krise bekämpft werden müsste.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Wirtschaft der USA hat sich im dritten Quartal 2020 spürbar erholt, ohne allerdings den vorherigen Einbruch wettmachen zu können.
  • Angesichts der wieder steigenden Zahl der Corona-Infektionen steht die weitere Stabilisierung der US-Konjunktur auf wackeligen Beinen.
  • Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden haben unterschiedliche Konzepte, mit denen sie die US-Wirtschaft aus der Corona-Krise herausführen wollen.
Zur detaillierten Fassung

Kurz vor der Präsidentschaftswahl meldete die US-Statistikbehörde, das Bureau of Economic Analysis, den stärksten quartalsmäßigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Aktivität seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1947. Übertragen auf die in Deutschland übliche Methodik, wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA im dritten Quartal 2020 gegenüber dem vorherigen Quartal um 7,4 Prozent. Allerdings konnte auch dieses Plus den Einbruch aus den vorangegangenen zwei Quartalen nicht wettmachen (Grafik):

Die Wirtschaftsleistung der USA lag nach den ersten neun Monaten des Jahres 2020 um 3,5 Prozent unter dem Wert des Schlussquartals 2019.

Veränderung des preis-, saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Von der Größenordnung her ist dieser Rückgang vergleichbar mit jenem in Deutschland: Hier fiel das reale BIP am Ende des dritten Quartals 2020 um 4,3 Prozent geringer aus als im vierten Quartal 2019.

Den größten Beitrag zur aktuellen wirtschaftlichen Erholung der USA leisteten die privaten Konsumausgaben. Sie wuchsen im dritten Quartal um 8,9 Prozent. Doch auch bei dieser BIP-Komponente reichte der Anstieg nicht, um den Rückgang um 1,8 Prozent im ersten Quartal und 9,6 Prozent im zweiten Quartal zu kompensieren.

Außenhandel bremst US-Wirtschaft

Vom Außenhandel gingen zuletzt negative Impulse für die US-Wirtschaft aus:

Zwar legten die gesamtwirtschaftlichen Exporte im dritten Quartal um beachtliche 12,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Dennoch war dies deutlich zu wenig, um den Rückgang von 22,8 Prozent im zweiten Quartal auszugleichen.

Die USA importierten im dritten Quartal zudem 17,6 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen als in den vorangehenden drei Monaten – nach einem Minus von 17,7 Prozent im Quartal zuvor. Insgesamt hat der Außenhandel damit die wirtschaftliche Entwicklung des Landes deutlich über jenes Ausmaß hinaus gebremst, das sich durch das Infektionsgeschehen und die bisherigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur erklären lässt.

Einzelhandelsumsätze sinken wieder

Zwar deuten die vorliegenden Konjunkturindikatoren darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Erholung in den USA im Oktober weiter fortgesetzt hat. So liegt der Einkaufsmanagerindex bereits seit Juli über der Schwelle von 50 Punkten – ab diesem Wert geht man von einer wirtschaftlichen Expansion aus – und betrug im Oktober 53,3 Punkte im Verarbeitenden Gewerbe und 56,0 Punkte im Dienstleistungssektor.

Zudem war die Arbeitslosenquote im September mit 7,9 Prozent nur noch etwa halb so hoch wie im April 2020, was auf eine weitere Belebung des privaten Verbrauchs im vierten Quartal hindeutet.

Doch angesichts der wieder stark zunehmenden Infektionen mit dem Coronavirus steht die wirtschaftliche Erholung auf wackeligen Beinen. Dies macht sich bereits in den Einzelhandelsumsätzen bemerkbar, die im September wieder unter den Wert des Vormonats sanken, nachdem sie zuvor vier Monate in Folge gestiegen waren.

Bei einem Machtwechsel in den USA wäre ein kräftigerer konjunktureller Impuls zu erwarten als im Fall einer zweiten Amtszeit von Donald Trump.

Wer auch immer als Sieger aus der Wahl hervorgeht - der nächste Präsident steht vor der großen Herausforderung, die US-Wirtschaft aus der Corona-Krise zu führen. Die Kandidaten verfolgen dabei recht unterschiedliche Ansätze.

Während unter Donald Trump das in Aussicht gestellte Konjunkturpaket kaum das Volumen von 2 Billionen Dollar überschreiten dürfte, versprechen die Demokraten wesentlich mehr Hilfen für die angeschlagene Wirtschaft, die Bevölkerung und das Gesundheitswesen. Je nach Ausgang der US-Wahl beläuft sich der Unterschied des geplanten Impulses gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf bis zu 10 Prozentpunkte. Zudem würden die Demokraten verstärkt einkommensschwächere Bürgerinnen und Bürgern unterstützen, die dieses zusätzliche Einkommen tendenziell eher für den Konsum ausgeben als ihre wohlhabenderen Landsleute.

Insgesamt dürfte bei einem Machtwechsel in den USA ein kräftigerer konjunktureller Impuls zu erwarten sein als im Fall einer zweiten Amtszeit von Donald Trump.

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