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Die Sorgen der Unternehmen in Afrika

Die Corona-Pandemie hat bei ostafrikanischen Unternehmen vor allem zu einer gesunkenen Nachfrage und Zulieferungsengpässen geführt. Dennoch gelang es manchen Betrieben, ihr Warensortiment um Produkte wie Masken oder Desinfektionsmittel zu erweitern, die in der Krise dringend benötigt werden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Internationale Währungsfonds hat die diesjährigen Wachstumserwartungen für Ostafrika deutlich nach unten korrigiert.
  • Die größte Herausforderung für die ostafrikanischen Industrieunternehmen ist laut IW-Befragung die gesunkene Nachfrage infolge der Corona-Krise.
  • Die zweit- und drittgrößten Probleme sind unterbrochene internationale Lieferketten und verzögerte oder ausgefallene inländische Zulieferungen.
Zur detaillierten Fassung

Die Wirtschaftskraft der Länder der Ostafrikanischen Gemeinschaft hat im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugelegt: Insbesondere in Ruanda, Tansania und Kenia erzielte das Bruttoinlandsprodukt zwischen 2012 und 2019 sehr stabile jährliche Wachstumsraten von mehr als 5 Prozent. Die Corona-Pandemie dürfte diese positive Entwicklung zumindest unterbrechen (Grafik):

Der Internationale Währungsfonds hat die diesjährigen Wachstumserwartungen für Ostafrika deutlich nach unten korrigiert, obgleich die Prognosen für 2021 eine relativ schnelle Erholung erhoffen lassen.

Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber Vorjahr in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Doch wie sieht die Situation für Unternehmen vor Ort tatsächlich aus? Während die Corona-Pandemie aus gesundheitlicher Sicht in diesen Ländern bisher relativ glimpflich verlaufen zu sein scheint, spüren Unternehmen in allen ostafrikanischen Ländern die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise und müssen sich an die neue Situation anpassen.

Fast alle Industrieunternehmen in Ostafrika haben aufgrund der Corona-Krise weniger Waren verkauft. Viele leiden auch unter unterbrochenen internationalen Lieferketten sowie dem Ausfall inländischer Zulieferungen.

Seit 2017 fördert das GIZ-Programm „Creating Perspectives. Business for Development (East Africa)“ ausgewählte kleine und mittelständische Unternehmen mit besonderem Wachstumspotenzial in der Region. Von den 74 Industrieunternehmen, die für das Programm ausgewählt wurden, konnten im Juni 2020 knapp 30 zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation befragt werden.

Auf einer Corona-Betroffenheitsskala von 1 (gar nicht betroffen) bis 10 (sehr stark betroffen) gaben die ostafrikanischen Unternehmen einen Durchschnittswert von 5,5 an. Die größte Herausforderung für die dortigen Unternehmen stellt die gesunkene Nachfrage dar (Grafik):

Fast neun von zehn Betrieben leiden darunter, dass während der Krise die Verkaufszahlen ihrer Erzeugnisse zurückgegangen sind.

So viel Prozent der ostafrikanischen Unternehmen sehen sich aufgrund der Corona-Pandemie folgenden Herausforderungen gegenüber Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die zweit- und drittgrößten Probleme resultieren aus den Herausforderungen, die sich durch eine (international) vernetzte Wirtschaft ergeben. So berichten knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen, dass globale Lieferketten unterbrochen sind. Und gut 40 Prozent sind von Verzögerungen oder dem Ausfall inländischer Zulieferungen betroffen.

Knapp 40 Prozent der ostafrikanischen Betriebe mussten infolge der Krise Personal entlassen. In Ländern, in denen die Arbeitslosigkeit schon vor der Corona-Pandemie hoch war, ist dies besonders bitter. Umso bemerkenswerter ist, dass mehr als die Hälfte der befragten ostafrikanischen Unternehmen ihren Mitarbeiterstamm bislang halten konnte – schließlich gibt es in diesen Ländern keine staatlichen Abfederungsinstrumente für Krisenzeiten wie das Kurzarbeitergeld oder vergleichbare Mechanismen.

Auch Steuererlasse würden helfen

Um ihre Beschäftigtenzahl zu sichern, sind die Unternehmen jedoch auf Hilfe angewiesen. Rund 65 Prozent der Betriebe geben an, Kapital und finanzielle Unterstützung in Form von Steuererlassen oder einem Aussetzen von Gebühren und Pensionszahlungen zu benötigen. Die Hälfte der Betriebe wünscht sich überdies mehr Beratung zu Themen wie Risikomanagement, Online-Business und Marketing. Rund 10 Prozent brauchen außerdem Schutzausrüstung für die Mitarbeiter. Und fast genauso viele Betriebe sagen, dass eine fristgerechte Lieferung von importierten Vorleistungen ihnen helfen würde, die Krise besser zu überstehen.

In Sachen Unterstützung sehen die Unternehmen vor allem die Regierung oder andere staatliche Stellen in der Pflicht (knapp 40 Prozent). Es folgen staatliche und nicht staatliche Akteure der Entwicklungszusammenarbeit oder Nichtregierungsorganisationen (35 Prozent) sowie Banken und Finanzinstitute (25 Prozent). Verantwortung wird auch bei lokalen Akteuren des Privatsektors wie beispielsweise Verbänden gesehen (8 Prozent).

Statt auf Hilfe zu warten, ergreifen viele Unternehmen in dieser herausfordernden Situation selbst die Initiative und beweisen Innovationsfähigkeit und Unternehmergeist. So haben 9 der insgesamt 74 Unternehmen, die am Programm „Creating Perspectives“ teilnehmen, ihr Produktportfolio bereits mit Beginn der Pandemie umgestellt. Vor allem Unternehmen der Textilbranche konnten ihre Angebotspalette schnell um Masken und Schutzkleidung erweitern. Zwei ostafrikanische Kosmetikunternehmen haben zudem mit der Produktion von Desinfektionsmitteln begonnen.

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