Die IT-Branche wächst
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in IT-Berufen steigt. Um ihr gerecht zu werden, muss die Politik bereits in der Schule ansetzen und die digitale Bildung der Schüler stärken. Dort zeigt der Trend derzeit in die falsche Richtung.
- Der Anteil der Angestellten in IT-Jobs an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Deutschland zwischen 2012 und 2024 von 2,1 auf 3,1 Prozent gestiegen.
- Um der steigenden Nachfrage nach IT-Kräften in Zukunft gerecht zu werden, sollte die Politik jetzt bei der digitalen Ausbildung von Schülerinnen und Schülern ansetzen.
- Zielführende Maßnahmen wären unter anderem, die digitale Ausstattung der Schulen und die digitale Ausbildung der Lehrkräfte zu verbessern und das Schulfach Informatik auszuweiten.
Das Geschäft mit den immer größeren Datenmengen boomt. Allein in der EU setzten Datenlieferanten 2023 annähernd 93 Milliarden Euro um. Die EU-Kommission schätzt, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2030 nahezu verdoppeln wird.
Der Löwenanteil des Umsatzes entfiel 2023 mit rund einem Viertel auf Unternehmen in Deutschland. Auch über die Datenlieferung hinaus profitieren Firmen hierzulande auf unterschiedliche Weise von datengetriebenen Geschäftsmodellen – zum Beispiel durch die Implementierung von künstlicher Intelligenz.
Dementsprechend liegt es auf der Hand, dass entsprechende Fachkräfte immer stärker gefragt sind: Innerhalb von zwölf Jahren, von 2012 bis 2024, ist der Anteil der Angestellten in IT-Jobs an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland um 1 Prozentpunkt auf 3,1 Prozent gestiegen. Je nach Bundesland unterscheidet sich die Quote allerdings stark (Grafik):
Der Anteil der IT-Fachkräfte an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war 2023 in Hamburg und in Berlin mit 5,0 beziehungsweise 4,7 Prozent am höchsten, in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 1,2 Prozent am niedrigsten.
Dass der Trend generell aufwärts- zeigt, gilt jedoch für alle Bundesländer. Von 2022 bis 2024 nahm die Zahl der in IT-Jobs Beschäftigten um rund 12 Prozent auf fast 1,1 Millionen zu. Zwar wuchs die Beschäftigung in der IT-Branche in jüngster Zeit nicht mehr so stark, die Nachfrage nach entsprechend ausgebildeten Arbeitskräften wird aber auch in Zukunft hoch sein. Um dieser gerecht zu werden, sollte die Politik früh ansetzen und die digitalen Kompetenzen von Schülern stärken. Schließlich haben diese Skills zuletzt abgenommen (Grafik):
Laut der internationalen Schulleistungsstudie ICILS lagen im Jahr 2023 die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von fast 41 Prozent der Achtklässler in Deutschland auf den zwei niedrigsten Stufen – fünf Jahre zuvor waren es noch rund 8 Prozentpunkte weniger.
So gingen die digitalen Fertigkeiten von rund jedem siebten Schüler 2023 nicht über das Anklicken eines Links oder das Hinzufügen eines Bildes in ein Dokument hinaus. Im Jahr 2018 traf dies auf lediglich jeden Zehnten zu. Gleichzeitig fiel der Anteil der Schüler in den zwei höchsten Kompetenzstufen um 4 Prozentpunkte auf gut 20 Prozent.
Um der steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften in IT-Berufen gerecht zu werden, muss die Politik bereits in der Schule ansetzen und die digitale Bildung der Schüler stärken.
Um die digitale Bildung in jungen Jahren wieder zu stärken, muss die Politik Maßnahmen ergreifen:
Digitale Ausstattung der Schulen verbessern und Konzepte erstellen. Alle Lehrkräfte benötigen digitale Geräte wie Dienstlaptops, alle Schulen die für einen digital gestützten Unterricht erforderliche Hard- und Software sowie Lernmanagement-Systeme. Aufbauend darauf braucht es methodische Konzepte, wie Lehrkräfte die digitalen Unterrichtsmaterialien zielführend einsetzen. Für das schulbegleitende Lernen von zu Hause ist in den Privathaushalten bundesweit schnelles Internet nötig, Voraussetzung hierfür ist ein flächendeckender Breitbandausbau.
KI-Strategien entwickeln. Die Schulen brauchen Konzepte zum Umgang mit und zur Nutzung von KI-basierten Systemen wie ChatGPT – damit sie beispielsweise der Gefahr entgegenwirken können, dass Schüler textbasierte Aufgaben nicht mehr eigenständig erledigen.
Digitale Ausbildung der Lehrkräfte verbessern. Hierzu gehören verbindliche Fortbildungen und Lehrplanvorgaben zur Integration digitaler Technologien. Im Lehramtsstudium sollte der Einsatz digitaler Formate im Unterricht zudem zügig ein höheres Gewicht erhalten. Eine Idee: ein Erweiterungsfach für alle Schularten, das einen Teil der angehenden Lehrkräfte zu Digitalisierungsbeauftragten ausbildet, die ihre Kollegen später beratend unterstützen können.
Schulfach Informatik ausweiten. Um die IT-Kompetenzen der Schüler zu verbessern, sollte das Fach bundesweit in möglichst vielen Jahrgangsstufen zur Pflicht werden.
IT-Unterstützung an Schulen ausbauen. Der Aufbau multiprofessioneller Teams mit IT-Experten an Schulen kann Lehrkräfte entlasten, sodass diese mehr Zeit für die individuelle Förderung der Schüler haben. Über digitale Plattformen ließen sich zudem entwickelte Lehrinhalte teilen, sodass Schulen deutschlandweit davon profitieren könnten.