Die Chemie sucht Fachkräfte
In Deutschland sind Fachkräfte in vielen Bereichen rar. Die Chemiebranche bildet hier keine Ausnahme, Unternehmen suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. In welchen Berufen die Engpässe besonders groß sind, zeigt ein neues IW-Gutachten.
- Im Juni 2017 zählte mehr als die Hälfte der Berufe in der Chemischen Industrie zu den Engpassberufen.
- Selbst im kaufmännischen Bereich, in dem es vor wenigen Jahren noch freie Arbeitskräfte im Überfluss gab, herrscht ein Mangel an Fachkräften.
- Besonders groß ist die Diskrepanz zwischen offenen Stellen und möglichen Bewerbern in den technischen Berufen.
In jedem dritten Beruf, der für die Chemiebranche besonders wichtig ist, mangelt es bereits seit Jahren an Fachkräften. Und das Problem wird immer größer:
Im Juni 2017 zählte schon mehr als die Hälfte der Chemieberufe zu den Engpassberufen.
Ein Fachkräfteengpass liegt dann vor, wenn zu wenige Arbeitslose vorhanden sind, um die angebotenen offenen Stellen zu besetzen. Weil nur jede zweite offene Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird, gilt es als Engpass, wenn weniger als zwei Arbeitslose auf eine gemeldete offene Stelle kommen.
Für die Chemiebranche sind drei Berufsfelder besonders wichtig (Grafik):
Naturwissenschaftlich qualifizierte Fachkräfte machen nicht nur den produktiven und innovativen Kern der Branche aus, sondern stellen zugleich den größten Anteil an allen Mitarbeitern. Umso problematischer ist der anhaltend hohe Fachkräftemangel: In der Chemie- und Pharmatechnik zum Beispiel gab es im Juni 2017 mehr offene Stellen als gemeldete Arbeitslose.
Kaufmännisch ausgebildete Fachkräfte, die Lagerungs-, Vertriebs- und Verwaltungsaufgaben übernehmen, gab es noch vor wenigen Jahren im Überfluss: Für Büro- und Sekretariatsfachkräfte zum Beispiel standen 2011 je 100 gemeldeten Stellen 1.374 Arbeitslose zur Verfügung, auf 100 Stellen für Kaufleute im Groß- und Außenhandel kamen 854 Arbeitslose. Inzwischen haben sich die Verhältnisse umgekehrt: In zwei der neun Berufe, die das IW untersucht hat, gibt es bereits Engpässe: Es fehlen sowohl studierte Ökonomen und Betriebswirte unterschiedlicher Fachrichtungen als auch Fachlageristen und Lagerlogistiker.
In der Chemiebranche herrscht in vielen Berufen Fachkräftemangel.
Techniker werden am dringendsten gesucht. Obwohl sie nicht den Kern der Branche ausmachen, ist es hier besonders schwierig, Fachkräfte zu finden. Da Mechatroniker und Maschinenbauer nicht nur in der chemischen Industrie, sondern auch in anderen Branchen wie der Metall- und Elektro-Industrie gefragt sind, ist der branchenübergreifende Wettbewerb um technische Fachkräfte besonders hart:
In 13 der 16 untersuchten technischen Berufe gibt es Engpässe.
Am schwersten ist es für die Unternehmen, Mechatroniker mit Berufsausbildung zu finden: Je 100 gemeldete Stellen gibt es nur 27 Arbeitslose. Entspannt hat sich die Situation lediglich in der Maschinenbau- und Betriebstechnik, allerdings nur für Personen mit Aufstiegsfortbildung oder Studienabschluss wie zum Beispiel Ingenieure im Bereich Mechanik, Maschinenbau, Verfahrens- oder Konstruktionstechnik. Kamen im Jahr 2011 nur 78 Arbeitslose auf 100 gemeldete offene Stellen, sind es mittlerweile 141 - trotzdem besteht weiterhin ein Engpass.