Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Automobilwirtschaft Lesezeit 3 Min.

Die automobile Transformation ist in vollem Gang

In Deutschland hängen aktuell rund 260.000 Jobs am Verbrennungsmotor. Welche Regionen besonders vom automobilen Wandel betroffen sind, zeigt eine Studie der IW Consult.

Kernaussagen in Kürze:
  • In Deutschland sind von den 401 Kreisen und kreisfreien Städten 118 besonders geprägt durch die Automobilindustrie.
  • In 40 der 118 stark durch die Automobilwirtschaft geprägten Regionen sind überproportional viele Beschäftigte in Tätigkeiten entlang des konventionellen Antriebsstrangs tätig.
  • Besonders betroffen von der automobilen Transformation sind Schweinfurt, Salzgitter, Bamberg und der Saarpfalz-Kreis .
Zur detaillierten Fassung

Ford will bis 2030 in Europa aus der Verbrennertechnologie aussteigen, Audi 2033 und VW zwischen 2033 und 2035. Der Verbrennungsmotor – ein Auslaufmodell. Was aber bedeutet dieser radikale Wandel für die Automobilwirtschaft?

Deutschlandweit hängen rund 260.000 Jobs direkt am Verbrennungsmotor, knapp 140.000 dieser Beschäftigten arbeiten in 40 Regionen, die besonders von der automobilen Transformation betroffen sind.

In Deutschland sind summa summarum annähernd 3,3 Millionen Erwerbstätige mehr oder weniger eng mit der Automobilindustrie verknüpft: Die Beschäftigten arbeiten bei Autoherstellern, Zulieferbetrieben und Serviceunternehmen wie dem Kfz-Handel, in Werkstätten und an Tankstellen.

Mit der konkreten Herstellung von Autos beziehungsweise deren Komponenten sind bundesweit 1,2 Millionen Menschen in rund 44.000 Betrieben beschäftigt.

Automobilregionen sind produktiver

Von den 401 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland sind 118 besonders geprägt durch die Automobilindustrie. Diese Regionen zeichnen sich durch eine höhere Produktivität und eine niedrigere Arbeitslosigkeit gegenüber dem Bundesdurchschnitt aus.

In 40 der 118 stark durch die Automobilwirtschaft geprägten Regionen sind besonders viele Beschäftigte in Tätigkeiten entlang des konventionellen Antriebsstrangs einschließlich seiner Nebenaggregate wie etwa der Abgasreinigung tätig, wie eine Studie der IW Consult für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zeigt. Von den deutschlandweit rund 260.000 Beschäftigten, deren Jobs direkt am Verbrennungsmotor hängen, arbeiten allein in diesen 40 Regionen knapp 140.000.

Besonders betroffen von der automobilen Transformation – der Abkehr vom Verbrennungsmotor – sind folgende Städte und Regionen (Grafik):

In Schweinfurt, Salzgitter, Bamberg und im Saarpfalz-Kreis arbeiten jeweils mehr als 10 Prozent der Beschäftigten in der traditionellen Automobilwirtschaft.

So viel Prozent der Beschäftigten in diesen Landkreisen und kreisfreien Städten arbeiteten im Jahr 2021 im Bereich traditionelle Kfz-Antriebe Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die 40 Regionen, die vom automobilen Wandel am heftigsten betroffen sind, weil sie bislang im Wesentlichen auf den Verbrennungsmotor setzen, haben allerdings stark voneinander abweichende Standortvoraussetzungen:

Vor allem viele Städte wie Ingolstadt und Stuttgart können die automobile Transformation aus einer Position der Stärke angehen, weil ihre Wirtschaftskraft, die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Infrastruktur dies hergeben.

Die Mehrheit der ländlichen Regionen, die stark vom Verbrennungsmotor abhängen, kann dies nicht – beispielsweise die Landkreise Altenkirchen im Westerwald und Northeim in Niedersachsen.

Um den Wandel erfolgreich zu bewerkstelligen, gibt es fünf Hebel:

Chancenfelder identifizieren und aktiv erschließen. Die Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung von Automobilen bietet große Marktpotenziale – Innovationsnetzwerke, Start-up-Initiativen sowie Förderprogramme können Unternehmen unterstützen, ihre Innovationsaktivitäten zu steigern.

Aus- und Weiterbildung forcieren. Um Fachkräften, die derzeit noch im Bereich des konventionellen Antriebs tätig sind, Perspektiven zu bieten, müssen neue Aus- und Weiterbildungsgänge entwickelt werden, die die mit dem automobilen Wandel einhergehenden Technologien abdecken – zum Beispiel im Leichtbau.

Vernetzung und Kooperationen stärken. Die 40 besonders betroffenen Regionen könnten sich gezielt miteinander vernetzen und gemeinsam Projekte anstoßen, die Synergien versprechen – zum Beispiel Projekte zu verbindenden Innovationsthemen wie der Sensorik für das autonome Fahren oder zu virtuellen Forschungsplattformen unter Beteiligung von Forschungsinstituten.

Spezifische Maßnahmen in den Regionen erarbeiten. Regionen, in denen große Hersteller ansässig sind, stehen vor anderen Herausforderungen als solche, in denen primär kleine und mittlere Unternehmen der Automobilwirtschaft tätig sind. Jede der 40 betroffenen Städte und Regionen weist unterschiedliche Stärken auf, die durch gezielte Maßnahmen wie Coaching-Formate oder Netzwerk-Exzellenzinitiativen weiterentwickelt werden können.

Standortfaktoren verbessern. Wenn allgemeine Standortfaktoren verbessert werden – die Versorgung mit Fachkräften, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, eine gute Verkehrsanbindung, Hochschulen –, können davon auch die in den Regionen ansässigen Unternehmen der Automobilindustrie profitieren, denn all diese „Nebenbedingungen“ unterstützen bei der Transformation.

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