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Deutliche Kompetenzverluste bei Grundschülern

Die coronabedingten Schulschließungen in Deutschland haben bei Viertklässlern zu großen Lernverlusten geführt. Die Akteure in der Bildungspolitik müssen deshalb dringend mehr tun, um diese Lernlücken zu reduzieren. Um erneute Schulschließungen zu vermeiden, sollten von den Bundesländern und Kommunen Luftfilter angeschafft und Hygienekonzepte entwickelt werden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die coronabedingten Schulschließungen in Deutschland haben bei Viertklässlern zu großen Lernverlusten geführt.
  • Der Kompetenzrückgang zwischen 2016 und 2021 im Lesen entspricht etwa einem Drittel eines Schuljahres, im Zuhören einem halben Schuljahr und in der Orthografie sowie in Mathematik jeweils einem Viertel eines Schuljahres.
  • Außerdem hat der Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Herkunft der Kinder und ihrem Bildungserfolg noch einmal zugenommen.
Zur detaillierten Fassung

In Deutschland werden mit dem IQB-Bildungstrend regelmäßig die Kompetenzen der Viert- bzw. Neuntklässler erfasst, um zu überprüfen, ob diese die Bildungsstandards erfüllen. Im IQB-Bildungstrend 2021 wurden nun die Kompetenzen der Viertklässler in Mathematik und Deutsch nach der Zeit der coronabedingten Schulschließungen erhoben.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die am Ende der vierten Klasse nicht über die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Mindeststandards verfügen, ist gestiegen: Im Lesen und Zuhören trifft dies nun auf gut 18 Prozent der Viertklässler zu, in der Orthografie auf 30 Prozent und in der Mathematik auf 22 Prozent.

Die Ergebnisse sind so schlecht wie befürchtet (Grafik):

Im Vergleich zum Jahr 2016 haben sich im Jahr 2021 die Lese-, Schreib- und Rechen-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler am Ende der vierten Klasse deutlich verschlechtert.

Durchschnittlich erreichte Punktzahl von Viertklässlern in Deutschland, Durchschnittswert im Jahr 2011 = 500 Punkte Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Kompetenzrückgang im Lesen entspricht etwa einem Drittel eines Schuljahres, im Zuhören einem halben Schuljahr und in der Orthografie sowie in Mathematik jeweils einem Viertel eines Schuljahres. Gleichzeitig ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler gestiegen, die am Ende der vierten Klasse nicht über die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Mindeststandards verfügen. Im Lesen und Zuhören trifft dies auf gut 18 Prozent der Viertklässler zu, in der Orthografie auf 30 Prozent und in der Mathematik auf 22 Prozent. Der Wechsel auf die weiterführende Schule dürfte sich für diese Schülerinnen und Schüler schwierig gestalten.

Besonders große Lücken bei Zuwandererkindern

Nicht alle Kompetenzrückschritte sind auf die Pandemie zurückzuführen, da sich die Schülerzusammensetzung geändert hat und auch schon von 2011 bis 2016 ein Kompetenzrückgang festzustellen war. Allerdings hat sich dieser vor allem im Lesen und Zuhören verstärkt. Weiterhin zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Herkunft und dem Bildungserfolg noch einmal zugenommen hat. So weisen Kinder mit Zuwanderungshintergrund am aktuellen Rand einen besonders deutlichen Kompetenzverlust auf. Aufgrund von möglichen Sprachbarrieren konnten diese Kinder während der Schulschließungen oftmals nicht im gleichen Umfang zu Hause gefördert werden wie Kinder ohne Zuwanderungshintergrund.

Daher müssen nun gerade diejenigen, die schlechtere Lernbedingungen während des Fernunterrichts hatten, besonders gefördert werden. Es bieten sich etwa zusätzliche Förderangebote an den Nachmittagen oder in den Ferien an. Auch Mentoring-Programme können für die betroffenen Schülerinnen und Schüler hilfreich sein. Zudem sollten die Ganztagsschulangebote noch stärker genutzt werden, um Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf individuell zu unterstützen.

Mit Luftfiltern Schulschließungen vermeiden

Außerdem sollten die Bundesländer respektive Kommunen, die Träger der Schulgebäude sind, Luftfilter anschaffen und Hygienekonzepte entwickeln, um neuerliche Schulschließungen und eine damit einhergehende größere Bildungsungleichheit zu vermeiden. Falls es dennoch zu regionalen Schulschließungen oder Quarantänemaßnahmen kommt, so können der Ausbau der IT-Ausstattung und entsprechende Fortbildungen der Lehrkräfte sicherstellen, dass ein Digitalunterricht nach Stundenplan erteilt werden kann.

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