Coronavirus schadet der regionalen Wirtschaft
Die Ausbreitung des Coronavirus führt dazu, dass auch in Deutschland immer mehr Messeveranstaltungen abgesagt werden. Dies ist nicht nur für die beteiligten Unternehmen schmerzlich, auch die Messestandorte erleiden Verluste. Denn die Ausgaben der Messebesucher und -aussteller sind für die regionale Wirtschaft ein bedeutender Faktor.
- Trotz aller Digitalisierungstrends fanden im Jahr 2018 in Deutschland 350 Messen mit mehr als 250.000 Ausstellern und gut 15,5 Millionen Besuchern statt.
- Insgesamt gaben die Messebesucher im Schnitt der Jahre 2014 bis 2017 rund 4,7 Milliarden Euro aus, die Aussteller sogar knapp 9,6 Milliarden Euro.
- Wenn nun aufgrund des Coronavirus zahlreiche Messen abgesagt werden, drohen der regionalen Wirtschaft an den Messestandorten erhebliche Einbußen.
Am 10. März sollte sie starten, doch nun wurde die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin wegen der drohenden Corona-Pandemie abgesagt. Auch die Internationale Handwerksmesse in München und die Leipziger Buchmesse fallen ersatzlos aus. Wie lang die Liste der Absagen noch wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar.
Damit droht das Coronavirus der Wirtschaft an den Messestandorten erheblichen Schaden zuzufügen. Generell sind Messen für die regionale Wirtschaft in Deutschland von großer Bedeutung, schließlich gibt es aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik allein 25 Standorte, an denen mindestens eine Messe von nationalem oder internationalem Rang veranstaltet wird – von Husum im Norden bis Friedrichshafen im Süden.
Weil Deutschland eine starke Exportnation ist, haben viele Veranstaltungen im Industriebereich weltweite Bedeutung für die jeweilige Branche – wie die Messe für Metallbearbeitungstechnologien (Metav) in Düsseldorf oder die Meorga, die Fachmesse für Produkte der Prozessleittechnik, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik in Frankfurt.
Messen sind im Zeitalter der Digitalisierung wichtig
Solche Branchenevents verlieren auch im Zeitalter der Digitalisierung nicht ihren Stellenwert – Unternehmen schätzen nach wie vor die Möglichkeit zum direkten Austausch mit den Kunden und die Besucher profitieren davon, neue Produkte im Beisein kompetenter Ansprechpartner begutachten und testen zu können. Entsprechend groß ist die Zahl gut besuchter Messen (Grafik):
Im Jahr 2018 fanden in Deutschland 350 Messeveranstaltungen statt – mit mehr als 250.000 Ausstellern und gut 15,5 Millionen Besuchern.
Mit 178 Messen war mehr als die Hälfte der Branchentreffen auf ein nationales, oft sogar internationales Publikum ausgerichtet, die übrigen hatten eine eher regionale Ausstrahlung. Gut 118.000 Aussteller aus dem Ausland haben zuletzt ihr Angebot auf den internationalen Messen in Deutschland präsentiert. Und immerhin 2,9 Millionen Besucher dieser Messen kamen aus anderen Ländern – davon reisten 62 Prozent aus den anderen EU-Staaten an, 16 Prozent aus europäischen Ländern außerhalb der EU und 11 Prozent aus Asien. Insgesamt entfielen auf die international und national ausgerichteten Messen in Deutschland zuletzt 78 Prozent aller Aussteller und 62 Prozent aller Besucher.
Rund 4,7 Milliarden Euro gaben Messebesucher in Deutschland im Schnitt der Jahre 2014 bis 2017 aus.
Fallen nun infolge des Coronavirus vermehrt Messen aus, dann sind davon nicht nur die ausstellenden Firmen sowie die Veranstalter selbst betroffen. Vielmehr zieht eine Messeabsage weitere Kreise. So verdienen zum Beispiel Hoteliers, Gastwirte, Taxifahrer und Messebauer viel Geld mit Messen beziehungsweise deren Besuchern (Grafik):
Insgesamt gaben die Messebesucher in Deutschland im Schnitt der Jahre 2014 bis 2017 rund 4,7 Milliarden Euro aus – davon gut drei Viertel direkt am jeweiligen Messestandort oder in der entsprechenden Region.
Allein gut 1,2 Milliarden Euro ließen die Besucher für Übernachtungen springen. Rund 1 Milliarde Euro gaben sie in der Gastronomie aus und für knapp 600.000 Euro kauften sie vor Ort ein oder nahmen Dienstleistungen in Anspruch.
Die Ausgaben der Aussteller beliefen sich im selben Zeitraum sogar auf knapp 9,6 Milliarden Euro, davon entfielen 2,9 Milliarden Euro auf den Bau von Messeständen und dazugehörige Dienstleistungen.
Messen sichern pro Jahr gut 231.000 Arbeitsplätze
Die damit verbundenen Umsätze bei den Unternehmen am Messestandort führen zu weiteren Einnahmen bei Vorleistern. Zudem geben die Angestellten der Hotels, Gaststätten und Baufirmen ihre Gehälter wiederum für unterschiedlichste Konsumzwecke aus. Deshalb spricht das ifo Institut von direkten und indirekten Produktionseffekten der Messewirtschaft und beziffert diese im Schnitt der Jahre 2014 bis 2017 auf rund 28 Milliarden Euro. Damit gingen pro Jahr insgesamt gut 231.000 Arbeitsplätze einher, die sich den Münchener Wirtschaftsforschern zufolge direkt oder indirekt der Messebranche zuschreiben lassen.