Infizierte Wirtschaft
Die Ausbreitung des Coronavirus hat neben den gesundheitlichen Auswirkungen für die Betroffenen mittlerweile auch Einfluss auf die Wirtschaft in China. Dadurch ergeben sich Risiken für Deutschland.
- Das Coronavirus hinterlässt wirtschaftlich erste Spuren: In China brachen die Autoverkäufe im Januar um 20 Prozent ein.
- Für die deutsche Wirtschaft gibt es gleich mehrere Risikofaktoren. Sowohl der Nachfrageausfall aus China als auch der Vorleistungsausfall können die deutsche Wirtschaft negativ beeinflussen.
- Die wirtschaftlichen Schäden durch das Virus lassen sich nur schwer abschätzen, da es zum Teil regelrechte Vorleistungskaskaden gibt.
Die Zahl der Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, steigt täglich – vor allem im China. Staaten und Unternehmen versuchen mit Beschränkungen und Verboten eine weltweite Ausbreitung zu verhindern. So hat beispielsweise die Lufthansa alle Flüge von und nach China derzeit ausgesetzt. Russland lässt keine chinesischen Staatsbürger mehr ins Land. China selbst hat stark betroffene Regionen abgeschottet.
Trotz diverser Maßnahmen breitet sich das Virus weiter aus – aktuell steigen die Zahlen in Italien stark an. Auch wirtschaftlich hinterlässt das Virus erste Spuren:
In China brachen die Autoverkäufe im Januar um 20 Prozent ein.
Das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden lässt sich derzeit aber noch nicht beziffern. Zur Einordnung wird oft die SARS-Krise aus dem Jahr 2003 herangezogen. Damals kam es ebenfalls in China zu einer Epidemie. Zwar gab es im ersten Halbjahr zu einer Abkühlung der chinesischen Wirtschaft, doch auf das Jahr gesehen konnte die Volksrepublik ihr Wachstum gegenüber dem Vorjahr sogar noch vergrößern.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus werden aller Voraussicht nach deutlicher ausfallen als während der SARS-Epidemie.
Für Deutschland hatte der Ausbruch von SARS kaum wirtschaftliche Auswirkungen. Das lag unter anderem daran, dass damals die Verflechtungen mit China in einem überschaubaren Rahmen abliefen.
Im Jahr 2020 stellt sich die Situation aber anders dar, vor allem weil China mittlerweile eine bedeutende ökonomische Rolle in der Welt einnimmt (Grafik):
Der Anteil Chinas am weltweiten Export lag 2018 bei 11 Prozent, 2002 waren es gerade einmal 4 Prozent.
Die Importe sind ähnlich stark gewachsen. Die Investitionen haben sogar noch einen größeren Sprung gemacht – China ist für ein Viertel der weltweiten Ausgaben verantwortlich. Die Auswirkungen werden aller Voraussicht nach also deutlicher ausfallen als während der SARS-Epidemie. Für die deutsche Wirtschaft gibt es gleich mehrere Risikofaktoren:
- Nachfrageausfall: Für die deutsche Wirtschaft ist China der drittgrößte Kunde hinter den USA und Frankreich. Im Jahr 2018 hatte China einen Anteil von gut 7 Prozent an den deutschen Warenausfuhren. Die vorübergehenden Konsum- und Investitionsausfälle in China infolge der Corona-Epidemie treffen die deutschen Exporteure zudem in einer schwachen globalen Nachfragephase.
- Vorleistungsausfall: Die chinesische Wirtschaft hat sich stark in die internationale Arbeitsteilung eingeklinkt. Sie selbst kauft wichtige Vorleistungen auch aus den westlichen Industrieländern wie Deutschland. Umgekehrt sind chinesische und ausländische Firmen mit Sitz in China wichtige Zulieferer für die Inlandsproduktion in Deutschland. Das gilt besonders für die Metall- und Elektroindustrie. Stocken diese Zulieferungen, drohen Produktionsbeeinträchtigungen.
Hier zeigt sich auch ein weiteres Problem beim Abschätzen der wirtschaftlichen Schäden durch das Coronavirus: Zum Teil gibt es regelrechte Vorleistungskaskaden. So kann eine deutsche Firma zum Beispiel Produktionsteile aus Tschechien beziehen. Diese Firma braucht aber wiederum Bausteine aus China, um das eigene Produkt zu fertigen.