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des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Zuwanderer Lesezeit 2 Min.

Corona hemmt die Integration

Der wochenlange Lockdown und seine Folgen werden aller Voraussicht nach die Perspektiven von Zuwanderern auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschlechtern. Auch deren Kinder müssen zurückstecken.

Kernaussagen in Kürze:
  • Zuwanderer sind von den Corona-Maßnahmen besonders betroffen.
  • Ihre Arbeitslosenquote steigt stärker als die der Bundesbürger.
  • Zudem haben sie kaum Gelegenheit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
Zur detaillierten Fassung

Schon heute gibt es Hinweise, dass Zuwanderer von den Folgen der Corona-Maßnahmen besonders stark betroffen sind: So ist die Arbeitslosenquote von Ausländern im Mai um 1,9 Prozentpunkte auf 14,7 Prozent gestiegen – die der Bundesbürger nur um 0,5 Punkte auf 4,6 Prozent.

Schaut man sich Branchen an, in denen Zuwanderer überwiegend tätig sind, dann ist zu erwarten, dass sich ihre Situation in den kommenden Monaten weiter verschlechtert:

Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert sensibel auf konjunkturelle Schwankungen. Dort arbeiteten im September 2019 rund 14,4 Prozent aller Beschäftigten aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien; bei allen Ausländern in Deutschland betrug die Quote 7,1 Prozent, bei den Bundesbürgern nur 1,5 Prozent.

Im Gastgewerbe sind die Unterschiede ähnlich hoch: Hier lauten die Quoten für die Gruppen 12,7 Prozent, 9,0 Prozent und 2,5 Prozent.

Dass Ausländer unter Krisen am Arbeitsmarkt deutlich stärker leiden als Inländer, liegt an den Unterschieden beim Bildungsniveau, bei der Berufserfahrung und den Sprachkenntnissen. Deshalb ist damit zu rechnen, dass in nächster Zeit niedrigqualifizierte Zuwanderer mit schlechten Deutschkenntnissen besonders häufig ihre Jobs verlieren.

Zuwanderer haben es in Corona-Zeiten auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer.

Hinzu kommt, dass durch das Wegbrechen sozialer Kontakte viele Zuwanderer, vor allem Kinder, kaum Gelegenheit haben, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern (Grafik):

Gut 19 Prozent aller bis zu Fünfjährigen in Deutschland leben in einem Haushalt, in dem nicht überwiegend Deutsch gesprochen wird – bei den Sechs- bis Elfjährigen sind es rund 16 Prozent.

Kinder, die in einem fremdsprachigen Haushalt leben Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das darf nicht generell mit schlechten Deutschkenntnissen gleichgesetzt werden; es kann sich aber negativ auf Spracherwerb und Bildungschancen auswirken. Deshalb ist es zwar zu begrüßen, dass die Länder ihre Kitas für Kinder aus nicht deutschsprachigen Familien früher wieder öffnen. Es ist aber davon auszugehen, dass nur relativ wenige dieses Angebot annehmen – denn anders als zum Beispiel Alleinerziehende haben sie oft keine gravierenden Betreuungsengpässe.

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