Camping: Reisen auf Rädern bleibt beliebt
Zum neunten Mal in Folge hat die deutsche Freizeitfahrzeugindustrie ein Wachstumsjahr hingelegt. Doch Lieferkettenprobleme haben das Umsatzplus gebremst. Weil sie auf ein neues Reisemobil teils lange warten müssen, haben die Camper einen neuen Trend gesetzt.
- Im Jahr 2022 setzte die deutsche Caravaningindustrie den Rekordwert von rund 14 Milliarden Euro um. Das Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr betrug allerdings nur noch 0,5 Prozent – vor allem aufgrund der Lieferprobleme bei Reisemobilen.
- Neben dem Urlaub im Reisemobil und Wohnwagen macht sich ein neuer Trend breit: Stealth Camping, das Schlafen im normalen Auto mit umgelegter Rückbank.
- Zu den Freizeitfahrzeugen zählen Autos mit Matratze im Kofferraum allerdings nicht: Dafür braucht es neben einem Bett noch einen Tisch und Sitzplätze, eine Kochgelegenheit sowie „Einrichtungen zur Unterbringung von Gepäck sowie sonstigen Gegenständen“.
Sie ist zwar nicht auf Rosen, aber doch auf ziemlich üppigem Rasen gebettet: die deutsche Freizeitfahrzeugindustrie. Vor allem die Coronapandemie mit ihren wiederkehrenden Beschränkungen für Hotels, Herbergen und Ferienwohnungen hat den Herstellern von Reisemobilen und Wohnwagen in den Jahren 2020 und 2021 deutliche Umsatzzuwächse beschert. Die große Sause ist aber offenbar vorerst vorbei, auch wenn die Branche für das vergangene Jahr ihr neuntes Umsatzplus in Folge vermelden kann (Grafik):
Im Jahr 2022 setzte die deutsche Caravaningindustrie mit rund 14 Milliarden Euro lediglich 0,5 Prozent mehr um als im Vorjahr.
Im Gebrauchtwarenmarkt gab es nur ein Miniwachstum von 0,1 Prozent: Im Jahr 2022 kauften Kunden für 4,3 Milliarden Euro (plus 0,6 Prozent) gebrauchte Reisemobile und für 900 Millionen Euro (minus 2,3 Prozent) gebrauchte Wohnwagen.
Stockende Lieferketten und der Mangel an Fahrzeugchassis beeinträchtigten die Produktion und Auslieferung von Reisemobilen im Jahr 2022.
Bei den Neufahrzeugen fiel das Plus mit 0,7 Prozent etwas größer aus. Neue Wohnwagen generierten einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, das waren 17 Prozent mehr als im Jahr 2021. Gedämpft wurde das Neufahrzeugergebnis durch den verminderten Absatz von Reisemobilen:
Mit neuen Reisemobilen setzte die Branche 2022 rund 6,2 Milliarden Euro um und lag damit rund 2 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.
Laut Caravaning Industrie Verband waren stockende Lieferketten und der Mangel an Fahrzeugchassis die Ursache für die beeinträchtigte Produktion und Auslieferung.
So gesehen verwundert es nicht, dass sich in der Campingszene ein neuer Trend ausbreitet: Stealth Camping. Damit ist nichts anderes gemeint, als im normalen Auto mit umgelegter Rückbank auf einer Matratze zu schlafen. In einigen Elektroautos gibt es im Innenraum inzwischen 220-Volt-Steckdosen, die es ermöglichen, einen kleinen Kühlschrank oder andere Elektrogeräte anzuschließen.
Was macht ein Freizeitfahrzeug aus?
Zum Freizeitfahrzeug werden Autos, die mit Steckdosen und Matratzen ausgestattet sind, damit allerdings nicht: Die Straßenverkehrsordnung verlangt neben einem Bett noch einen Tisch und Sitzplätze, eine Kochgelegenheit sowie „Einrichtungen zur Unterbringung von Gepäck sowie sonstigen Gegenständen“. All dies muss mit Ausnahme des Tisches fest im Fahrzeug angebracht sein.
Für so viel Equipment ist in einem normalen Auto kein Platz. Aber gerade darin liegt der Charme des Stealth Camping: unerkannt und unbehelligt an schönen, einsamen Orten übernachten zu können. Genau das ist mit einem richtigen Reise- oder Wohnmobil in Europa kaum noch möglich.