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Binnenschifffahrt: Deutschlands längste Wasserstraßen

Volle Fahrt voraus: Mit 727 Kilometern ist die Elbe die Wasserstraße mit der längsten schiffbaren Strecke innerhalb Deutschlands. In Bezug auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist der Rhein jedoch mit Abstand die Nummer eins – in Deutschland und Europa.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Rhein – mit 700 schiffbaren Kilometern nach der Elbe die zweitlängste Wasserstraße Deutschlands – ist der wirtschaftlich bedeutsamste Schifffahrtsweg in Europa.
  • Die Binnenschifffahrt ist in Relation zu den Transportmengen der klimafreundlichste Verkehrsträger.
  • Das Bundesverkehrsministerium will bis zum Jahr 2030 rund 25 Milliarden Euro in die Infrastruktur des Schiffsverkehrs investieren.
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Rund 7.350 Kilometer Binnenwasserstraßen gehören zum Netz der Bundeswasserstraßen in Deutschland, sind also für moderne Güterschiffe nutzbar. Über die Bundeswasserstraßen werden jährlich bis zu 240 Millionen Tonnen Güter transportiert – zumeist Rohstoffe: Erze, Steine, Kohle und Öl.

Die für den Güterverkehr mit Abstand bedeutendste Binnenwasserstraße Europas ist der Rhein, auch wenn er mit knapp 700 Kilometern Länge nur die zweitlängste Strecke innerhalb Deutschlands aufweist (Grafik). Über dieses Gewässer werden allein bis zu 50 Prozent aller bundesweiten Benzin- und Diesellieferungen abgewickelt.

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Hitzesommer legte Transportwege trocken

Als im vergangenen Jahr aufgrund der Dürre die Pegelstände in den Flüssen und Kanälen fielen, konnten die Binnenschiffe nur noch mit geringerer Ladekapazität fahren. Unternehmen wie Thyssen-Krupp, BASF, Covestro und auch einige Mineralölkonzerne mussten ihre Produktion drosseln, weil der Rohstoffnachschub über die Binnenwasserwege nicht mehr funktionierte. Viele Verbraucher werden sich noch erinnern, dass wegen der niedrigen Pegelstände im vergangenen Jahr die Preise für Benzin und Diesel plötzlich stiegen und zeitweise an einigen Tankstellen sogar überhaupt kein Treibstoff mehr zu kriegen war.

Manche Betriebe versuchen zwar in solchen Fällen, die Fracht auf Lkws oder die Bahn umzuschleusen, doch das ist angesichts der Menge, die ein Binnenschiff transportiert, gar nicht so leicht:

Ein Binnenschiff mit einer Länge von bis zu 110 Metern und 3.000 Tonnen Kapazität lädt in etwa so viel wie 150 Lastwagen.

Einige Unternehmen prüfen deshalb, ob sie verstärkt Flachbodenschiffe einsetzen sollen, um auch bei niedrigen Pegelständen weiter große Gütermengen transportieren zu können. Doch das ist nur langfristig eine Alternative. Neue Schiffe sind teuer – und werden vergleichsweise lange genutzt: In Deutschland gibt es rund 1.200 Frachtschiffe, die im Schnitt 43 Jahre alt sind.

Modernisierung und Ausbau des Wasserstraßennetzes in Planung

Weil die Wasserstraßen in Deutschland bei normalen Pegelständen noch Kapazitätsreserven haben und der Transport per Schiff – gemessen an den Mengen – der umweltfreundlichste Verkehrsträger ist, hat das Bundesverkehrsministerium kürzlich einen Masterplan für die Stärkung der Binnenschifffahrt präsentiert. So fließen bis 2030 rund 9 Prozent des Investitionsvolumens des Bundesverkehrswegeplans in den Erhalt und Ausbau der deutschen Wasserstraßen – das sind 24,5 Milliarden Euro.

Mithilfe der Milliardeninvestitionen sowie der strategischen Neuausrichtung durch den Masterplan des Bundesverkehrsministeriums sollen die Kapazitäten der Binnenschifffahrt effizienter ausgeschöpft werden.

Doch mit Geld allein wird der Ausbau der Bundeswasserstraßen nicht zu meistern sein. Der 60 Kilometer lange Wesel-Datteln-Kanal beispielsweise, auf dem jährlich rund 18 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen werden, verfügt über insgesamt sechs Schleusen aus den 1930er-Jahren. Die Schleusen und die Nischenpoller, an denen die Schiffe während des Schleusens festgemacht werden, sind dringend sanierungsbedürftig.

Tatsächlich ist die Instandsetzung der Schleusen Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans. Doch von den zwölf neuen Stellen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, die für die nötigen Baumaßnahmen am Wesel-Datteln-Kanal geschaffen worden sind, war im Frühjahr noch nicht einmal die Hälfte besetzt.

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