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Bessere Luft in der EU

Die Luftqualität innerhalb Europas hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, das zeigen erste Daten für 2022. Die EU will die Emissionsgrenzwerte nun erneut massiv verschärfen. Einzuhalten wären die geplanten Vorgaben dann aus mehreren Gründen kaum mehr.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Luft in der EU hat sich verbessert: Im Jahr 2022 lagen nur noch 53 Messpunkte über dem erlaubten Grenzwert für Stickstoffdioxid. Im Jahr 2008 waren es noch 491.
  • Feinstaub ist noch an 87 Messpunkten ein Problem. Viele davon liegen in Norditalien.
  • Die EU will die Grenzwerte weiter verschärfen. Die Mitgliedsstaaten sollten allerdings genug Zeit bekommen, um die neuen Ziele auch erreichen zu können.
Zur detaillierten Fassung

Das Neckartor in Stuttgart erlangte 2008 zweifelhafte Berühmtheit: Fast nirgendwo in Europa war die Luft so schlecht wie am Verkehrsknotenpunkt der schwäbischen Metropole. Mehr als 100 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter wurden damals gemessen. 14 Jahre später zeigten die Messgeräte deutlich erfreulichere Werte an –auf 37 Mikrogramm ist der Jahresdurchschnitt 2022 gesunken. Ähnlich positive Entwicklungen sind in ganz Europa zu sehen (Grafik):

Im Jahr 2022 lagen in der EU nur noch 53 Messpunkte über dem erlaubten Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft, 3.160 Messstationen zeigten geringere Werte an. Im Jahr 2008 sah das noch ganz anders aus – 491 Orte lagen damals über dem Grenzwert.

An so vielen Messpunkten in der EU betrug die jahresdurchschnittliche Belastung mit Stickstoffdioxid ... Mikrogramm pro Kubikmeter Luft Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

An etwa 1.700 Stationen in der EU wird zusätzlich der Feinstaubgehalt gemessen. Den maximal zulässigen Wert von 20 Mikrogramm je Kubikmeter Luft überschritten im vergangenen Jahr 87 Standorte – die meisten davon in Norditalien.

Sollte die EU die Grenzwerte für Emissionen weiter verschärfen, bräuchte es Eingriffe im Bereich Wohnen und in der Wirtschaft insgesamt, um diese Werte zu erreichen.

Jene Maßnahmen, die zu niedrigeren Emissionen führen sollten, haben demnach langfristig Wirkung gezeigt – vor allem im Verkehrssektor. Nun will die EU die Grenzwerte weiter absenken und sich dadurch der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation annähern. Die EU-Kommission schlägt für Stickstoffdioxid einen Grenzwert von 20 Mikrogramm vor und für Feinstaub 10 Mikrogramm – jeweils ab 2030 geltend. Der Umweltausschuss des Parlaments plädiert für noch strengere Vorschriften und fordert eine weitere Halbierung.

Dabei gibt es jedoch eine Reihe von Problemen:

  1. Die Frist von nicht einmal sechseinhalb Jahren ist extrem kurz, um solche Effekte beispielsweise im Verkehrssektor zu erzielen. Die Aussicht auf Erfolg ist entsprechend gering.
  1. Allein über neuere und umweltfreundliche Fahrzeuge sind die Grenzwerte nicht zu erreichen. Es bräuchte zusätzlich Eingriffe im Bereich Wohnen und in der Wirtschaft insgesamt.
  1. Die EU-Vorgaben sind rechtlich bindend. Kommunen müssten Maßnahmen selbst dann ergreifen, wenn kaum Aussicht auf Erfolg besteht.

Angesichts dieser Punkte wäre es sinnvoll, die niedrigeren Grenzwerte über einen längeren Zeitraum – etwa bis 2040 – anzustreben. So hätten die Mitgliedsstaaten genug Zeit, um die hochgesteckten Ziele auch wirklich zu erreichen.

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