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Ausländische Beschäftigte: Viele haben gut bezahlte MINT-Jobs

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit stark gestiegen. Je nach Herkunftsland sind dabei auch hochqualifizierte Fachkräfte zugewandert, darunter besonders viele mit einem Studium im MINT-Bereich. Das schlägt sich in den Löhnen nieder.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Zahl der in akademischen Berufen Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist seit 2012 deutlich gestiegen.
  • Die Verdienste dieser Beschäftigten liegen je nach Herkunftsland teilweise deutlich über dem Medianlohn in Deutschland.
  • Ein wichtiger Faktor für die Höhe der Medianverdienste ist, dass viele junge Zuwanderer in MINT-Berufen tätig sind.
Zur detaillierten Fassung

Zu den größten Sorgen der Unternehmen in Deutschland gehört schon seit geraumer Zeit der Fachkräftemangel. Die Lage wäre wohl noch dramatischer ohne die vielen Arbeitskräfte, die in den vergangenen Jahren aus dem Ausland in die Bundesrepublik gekommen sind:

Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Deutschen von Ende 2012 bis Ende 2021 um gut 8 Prozent stieg, erhöhte sich die Zahl der ausländischen Beschäftigten im selben Zeitraum um mehr als 110 Prozent.

Besonders hoch war dabei die Dynamik an den beiden Enden des Qualifikationsspektrums: Zum einen hat die Zahl jener ausländischen Beschäftigten stark zugelegt, die eine Helfertätigkeit verrichten. Zum anderen üben aber auch immer mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen Beruf aus, der eine akademische Ausbildung verlangt.

Indische Vollzeitbeschäftigte in Deutschland verdienten Ende 2021 im Mittel fast 5.000 Euro brutto. Auch der Medianlohn der hier arbeitenden Nordeuropäer und Österreicher lag zuletzt deutlich über dem Medianverdienst aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Bundesrepublik.

Diese Beschäftigten, die für ihre qualifizierte Tätigkeit gut bezahlt werden, kommen oft aus anderen europäischen Ländern sowie einigen Staaten außerhalb der EU – vor allem, aber nicht nur in Asien. Das schlägt sich in der amtlichen Entgeltstatistik nieder (Grafik):

Indische Vollzeitbeschäftigte verdienten Ende 2021 im Mittel fast 5.000 Euro brutto, das war der höchste Wert aller ausländischen Beschäftigten.

Bruttomonatslohn von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland nach Staatsangehörigkeit Ende 2021 in Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Weit über dem Medianlohn aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland, der 3.516 Euro betrug, lagen zuletzt auch die Bruttomonatsentgelte der Mitarbeiter aus Nordeuropa (4.716 Euro) und Österreich (4.709 Euro).

Am anderen Ende des Medianlohnrankings der ausländischen Beschäftigten finden sich die Arbeitskräfte aus Bulgarien und Rumänien mit einem mittleren Bruttomonatsentgelt von 2.164 beziehungsweise 2.262 Euro.

Ein wichtiger Faktor für die Höhe der Medianverdienste ist, dass viele junge Zuwanderer in MINT-Berufen tätig sind – also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. MINT-Fachkräfte werden benötigt, um die Herausforderungen des demografischen Wandels, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung zu bewältigen. Um den zunehmenden Engpässen in diesem Arbeitsmarktsegment entgegenzuwirken, wirbt die Bundesregierung schon seit 2012 gezielt um qualifizierte Zuwanderer in diesem Bereich. Die bisherige Bilanz:

Die Zahl der Beschäftigten in akademischen MINT-Berufen ist unter Deutschen von Ende 2012 bis Ende 2021 um 34 Prozent, unter allen Ausländerinnen und Ausländern aber um 155 Prozent gestiegen.

Dies macht sich auch in der Beschäftigungsstruktur bemerkbar, vor allem in der jüngeren Generation. Ende 2021 waren in Deutschland gut 7 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im Alter von 25 bis 44 Jahren in akademischen MINT-Berufen tätig. Bei den Zuwanderern war der Anteil teils deutlich höher:

Von allen vollzeitbeschäftigten 25- bis 44-jährigen Indern arbeiteten Ende 2021 mehr als 34 Prozent in einem MINT-Beruf, der eine akademische Ausbildung erforderte.

Auch unter den jungen Beschäftigten aus China (25 Prozent), Brasilien (23 Prozent) und den USA (14 Prozent) war der Anteil jener, die in akademischen MINT-Berufen tätig waren, überdurchschnittlich hoch.

Der Medianlohn dieser jungen und hochqualifizierten MINT-Arbeitskräfte liegt noch einmal deutlich über dem mittleren Lohn aller Beschäftigten mit der jeweiligen Staatsangehörigkeit. Bei den US-Amerikanern beträgt die Differenz annähernd 1.300 Euro brutto je Monat, bei den Chinesen sind es knapp 700 Euro und bei den Indern rund 500 Euro.

Absolut gesehen verdienen hierzulande 25- bis 44-jährige Österreicher in akademischen MINT-Berufen mit im Mittel fast 6.300 Euro pro Monat am meisten, Franzosen kommen in diesen Berufen auf einen Medianlohn von gut 6.150 Euro.

Insgesamt noch höher sind in Deutschland die Medianlöhne in den akademischen MINT-Berufen in der Altersgruppe ab 45 Jahren. Allerdings lässt die Datenlage hier keine nähere Differenzierung zwischen Deutschen und Arbeitskräften anderer Staatsangehörigkeiten zu, weil die Meldungen an die Sozialversicherung, auf denen die Entgeltstatistik beruht, bei einem Monatslohn von 6.700 Euro gekappt werden und der Medianverdienst über diesem Schwellenwert liegt.

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