AfD mit wenig Präsenz an der politischen Basis
Seit zehn Jahren ist die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) Teil der deutschen Parteienlandschaft. Oft behauptet die Parteispitze, besonders bürgernah zu sein. Aktuelle Daten zeigen, dass die AfD vor Ort aber in Wirklichkeit deutlich schlechter zu erreichen ist als alle anderen Parteien, die im Bundestag sitzen.
- IW-Wissenschaftler haben mithilfe von Google Nearby Search analysiert, wie viele Anlaufstellen alle Parteien, die im Bundestag sitzen, deutschlandweit unterhalten.
- Die Union von CDU und CSU kommt auf fast 16 Anlaufstellen je Bundestagsabgeordneten, die AfD auf nicht einmal zwei. Die Grünen können mit dem zweitniedrigsten Wert immerhin acht Anlaufstellen vorweisen.
- Die AfD kann ihre fehlende physische Bürgernähe auch in der digitalen Welt nur bedingt wettmachen.
Vor zehn Jahren startete die Alternative für Deutschland als westdeutsche „Professorenpartei“ um Bernd Lucke. Seither ist die AfD deutlich nach rechts gerückt und stärker in Ostdeutschland präsent als früher. Sie geriert sich als Partei, die den wahren Volkswillen besser kennt als die Konkurrenz und die Bürger deshalb besonders gut repräsentieren kann.
Das Institut der deutschen Wirtschaft ist dieser Behauptung nun auf den Grund gegangen. Dafür haben die IW-Wissenschaftler analysiert, wie viele Anlaufstellen – also Wahlkreis-, Abgeordneten- und Bürgerbüros sowie Landes- und Kreisgeschäftsstellen – alle Parteien, die im Bundestag sitzen, deutschlandweit unterhalten. Die Daten dafür lieferte ihnen die Google Nearby Search. Das Ergebnis ist eindeutig (Grafik):
Die Union von CDU und CSU kommt auf fast 16 Anlaufstellen je Bundestagsabgeordneten, die AfD auf nicht einmal zwei. Auch in den ostdeutschen Bundesländern ist sie nicht signifikant präsenter.
Selbst die Grünen mit dem zweitniedrigsten Wert können deutschlandweit acht Anlaufstellen je Volksvertreter vorweisen. Und die Linkspartei, die absolut betrachtet die zweitwenigsten Büros und Geschäftsstellen unterhält, kommt auf fast 14 Anlaufstellen je Abgeordneten. Das sind gut achtmal so viele wie bei der AfD.
Die AfD kommt auf nicht einmal zwei Anlaufstellen je Bundestagsabgeordneten. Auch digital präsentiert sich die Partei nicht besonders bürgernah.
Wettmachen kann die AfD ihre fehlende physische Bürgernähe übrigens auch in der digitalen Welt nur bedingt: Frühere Untersuchungen des IW haben gezeigt, dass die AfD Social-Media-Kanäle zwar ausgiebig bespielt. Twitter beispielsweise nutzt sie aber fast nur zur Top-down-Kommunikation, ein Diskurs findet kaum statt. Und auch auf direkte Bürgeranfragen per E-Mail reagieren die Parlamentarier weniger häufig als die Politiker anderer Parteien.