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Rechtspopulismus Lesezeit 2 Min.

Der AfD-Wähler – ein Typ von nebenan

Die rechtspopulistische AfD wurde bei der Bundestagswahl 2017 mit 12,6 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft. Mithilfe einfacher Erklärungsmuster lässt sich der Wahlerfolg der AfD allerdings nicht nachvollziehen, wie eine IW-Analyse zeigt: Denn die AfD-Hochburgen haben mindestens genauso viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der typische AfD-Wähler sei arm und arbeitslos und lebe in einer abgehängten Region, heißt es oft. Doch so einfach ist rechtspopulistisches Wahlverhalten nicht zu erklären.
  • Die AfD-Hochburgen haben teilweise durchaus Gemeinsamkeiten wie eine schrumpfende Einwohnerzahl und ein zumindest vergleichsweise niedriges Durchschnittseinkommen.
  • Nicht ins Muster passen jedoch prosperierende süddeutsche Industriestädte wie Ingolstadt und Heilbronn.
Zur detaillierten Fassung

Der Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) wird gerne mit Stereotypen begründet: AfD-Wähler gelten als arm, manchmal auch als arbeitslos, und AfD-Hochburgen als „abgehängt“. Reflexartig plädieren Politiker unterschiedlichster Couleur deshalb für regionalpolitische Förderung. Ein Blick auf die vier Cluster in Deutschland, in denen die AfD bei der Bundestagswahl im September 2017 überproportional viele Zweitstimmen erhalten hat, widerlegt diese These allerdings (Grafik):

Es gibt kaum eindeutige Determinanten für das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl. Bevölkerungsdichte, Arbeitslosenquote, Pro-Kopf-Einkommen, Industriebeschäftigte und Ausländeranteil in den AfD-Hochburgen der Bundestagswahl 2017 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

So ist etwa die wirtschaftliche Schwäche einer Region allein kein hinreichender Grund für den AfD-Erfolg. Denn dafür schnitt die Partei im wirtschaftlich prosperierenden Süden Deutschlands zu gut ab – und in schwachen Gebieten NRWs und Norddeutschlands zu schlecht.

Vier Regionen mit hohem AfD-Stimmenanteil im Detail:

Das Ruhrgebiet mit seinen AfD-Hochburgen Essen, Duisburg und Gelsenkirchen zeichnet sich durch eine besonders hohe Bevölkerungsdichte und einen überproportionalen Rückgang der Industriebeschäftigung aus. Sowohl im bundesdeutschen als auch im NRW-Vergleich lassen sich diese Regionen im Ruhrgebiet als wirtschaftlich abgehängt bezeichnen. Insgesamt stammen von den bundesweit 4,1 Millionen AfD-Wählern jedoch nur 70.000 aus diesen drei Wahlkreisen.

Die süddeutschen Industriestädte, zu denen unter anderem die Wahlkreise Ingolstadt und Heilbronn gehören, stehen wirtschaftlich dagegen sehr gut da: Die verfügbaren Durchschnittseinkommen liegen weit über dem Bundesdurchschnitt und auch die Arbeitslosenquote ist mit 4,1 Prozent außerordentlich niedrig.

Die süddeutschen AfD-Hochburgen Ingolstadt und Heilbronn stehen wirtschaftlich sehr gut da.

Die ländlichen Regionen Bayerns mit hoher AfD-Zustimmung – darunter die Wahlkreise Passau, Straubing, Deggendorf und Schwandorf – haben mit einer Arbeitslosenquote von nur 3,7 Prozent fast Vollbeschäftigung. Die Einkommen rangieren jedoch lediglich im bundesweiten Durchschnitt und sind deutlich geringer als in den umliegenden Regionen. Im Gegensatz zum Ruhrgebiet und zu den süddeutschen Industriestädten ist der Ausländeranteil im ländlichen Bayern deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt.

Die überwiegend ostdeutschen AfD-Hochburgen – zu denen unter anderem die Wahlkreise Chemnitz, Cottbus, Görlitz und Meißen gehören – sind sozio-ökonomisch sehr homogen: Sie sind größtenteils eher ländlich geprägt und weisen eine etwas höhere Arbeitslosigkeit sowie ein Pro-Kopf-Einkommen weit unterhalb des Bundesdurchschnitts auf. Anders als in den übrigen drei Clustern schrumpft in den ostdeutschen AfD-Hochburgen zudem die Einwohnerzahl. Auch der überproportional hohe Anteil älterer Menschen ist ein Indiz für die geringe Attraktivität dieser Regionen.

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