Wirtschaftsfaktor Sport
Die schönste Nebensache der Welt hat sich längst zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor gemausert. Wie wichtig der Sport für Deutschland ist, quantifiziert das sogenannte Sportsatellitenkonto. Ein Überblick in Grafiken.
- Die Konsumausgaben für den aktiven Sport beliefen sich 2015 in Deutschland auf gut 56 Milliarden Euro – und waren damit siebenmal so hoch wie die Ausgaben für den passiven Sportgenuss.
- Der Sport steuerte zuletzt 2,2 Prozent zur deutschen Bruttowertschöpfung bei und gab gut 1,2 Millionen Menschen Arbeit.
- Noch wichtiger für die Wirtschaft ist der Sport in Österreich, dort arbeiteten 2013 fast 8 Prozent der Erwerbstätigen mit Sportbezug.
Wer hätte das gedacht: König Fußball liegt in der Gunst der sportlich aktiven Bundesbürger abgeschlagen auf Platz neun. Gerade einmal 7,6 Millionen über 16-Jährige standen im Jahr 2015 mehr oder weniger regelmäßig auf dem Platz – und ließen sich ihr Hobby auch nicht sonderlich viel kosten. Locker getoppt werden die Kicker zum Beispiel von den 23 Millionen Schwimmfreunden und den 21 Millionen Radlern (Grafik). Am zahlungsfreudigsten sind indes die Fitnessjünger – nicht zuletzt, weil Fitnessstudios eben nicht ganz billig sind. Ob dagegen der Betriebsausflugs-Dauerbrenner Bowling überhaupt als Sport einzustufen ist, steht auf einem andern Blatt – zumal 64 Prozent der für das „Sportsatellitenkonto“ Befragten angaben, seltener als einmal im Monat zu bowlen. Das Sportsatellitenkonto ist eine relativ neue Statistik, die den volkswirtschaftlichen Wert des Sports erfassen soll.
König Fußball liegt in der Gunst der sportlich aktiven Bundesbürger abgeschlagen auf Platz neun.
Konsumausgaben für den Sport
Mit 13 Milliarden Euro sind Sportgeräte und –ausrüstung der größte Ausgabenposten aktiver Sportler. Doch schon auf Platz zwei schlagen die Fahrtkosten – etwa zum Training – mit 12,3 Milliarden Euro zu Buche (Grafik). Dabei steht das Auto hoch im Kurs: Gerade einmal 5 Prozent der Ausgaben entfallen auf Bus und Bahn.
Das Runde muss ins Eckige: Bei Deutschlands Sofasportlern hat Fußball die Nase weit vorn. 5,1 Milliarden Euro ließen die Fans für ihre passiven Sportinteressen springen – abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei folgen Basketball und Eishockey mit 259 beziehungsweise 232 Millionen Euro (Grafik).
Sport ist Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber
Insgesamt 60,6 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung gingen 2015 in Deutschland auf das Konto des Sports. Das sind 2,2 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung – aber 0,3 Prozentpunkte weniger als 2010, obwohl die sportbezogene Wertschöpfung in diesem Zeitraum um 2,3 Milliarden Euro gestiegen ist. Mit dem Sport wird hierzulande in etwa so viel erwirtschaftet, wie die Metallerzeuger oder das Verkehrsgewerbe leisten (Grafik).
Gut 1,2 Millionen Erwerbstätige verdienten im Jahr 2015 ihr Geld direkt oder indirekt mit dem Sport. Gegenüber dem Jahr 2010 war das ein Rückgang um 9,5 Prozent (Grafik). Damit steht die Sportwirtschaft in klarem Kontrast zur Gesamtwirtschaft, die im selben Zeitraum ein Beschäftigungsplus von 5 Prozent erreichte. Zurückzuführen ist der Rückgang beim Sport in erster Linie auf den umkämpften Markt, der Kostendruck erzeugt und Produktivitätsfortschritte erzwingt.
Im europäischen Vergleich hat die körperliche Ertüchtigung in Deutschland eine eher durchschnittliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Anteil der Sportwirtschaft an der Bruttowertschöpfung war zumindest gemessen an den jeweils letztverfügbaren Daten ähnlich hoch wie in Großbritannien, ihr Anteil an den Erwerbstätigen sogar etwas niedriger (Grafik). Völlig aus dem Rahmen fällt dagegen Österreich – in erster Linie wohl dank des Skisports:
In der Alpenrepublik arbeiteten im Jahr 2013 knapp 8 Prozent der Erwerbstätigen mit Sportbezug und steuerten fast 6 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei.