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„Wir müssen an einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft arbeiten“

Für ein treibhausgasneutrales Deutschland ist eine effiziente Kreislaufwirtschaft der Unternehmen unverzichtbar. Ihre volle Wirkung kann sie aber nur dann entfalten, wenn auch Lieferanten und Kunden einbezogen werden. In der Praxis ist dafür noch einiges zu tun, sagen die IW-Ökonominnen Sarah Fluchs und Adriana Neligan.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Politik kann Unternehmen helfen, ein zirkuläres Geschäftsmodell aufzubauen – unter anderem durch öffentlich geförderte, praxisnahe Beratungs- und Informationsangebote.
  • Um die erforderliche Digitalisierung voranzutreiben, benötigen die Firmen außerdem eine funktionierende Infrastruktur und Rechtssicherheit.
  • Wie sich die bisherigen politischen Maßnahmen Deutschlands und der EU in Sachen Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Praxis bewähren, bleibt abzuwarten.
Zur detaillierten Fassung

Eine Kreislaufwirtschaft, die auf den gesamten Produktlebenszyklus abzielt, hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern bietet auch ökonomische Chancen. Befragungsergebnisse zeigen, dass jene deutschen Unternehmen, die durch zirkuläre Strategien den Wert von Produkten und Ressourcen so lange wie möglich erhalten, im Schnitt erfolgreicher sind als andere Firmen.

Öffentlich geförderte, praxisnahe Beratungs- und Informationsangebote können vor allem kleine und mittlere Unternehmen in die Lage versetzen, ein zirkuläres Geschäftsmodell aufzubauen.

Dennoch richten bislang nur wenige Unternehmen ihr Geschäftsmodell explizit auf eine ganzheitliche Kreislaufführung aus. Die Politik kann dazu beitragen, dass sich das ändert. Öffentlich geförderte, praxisnahe Beratungs- und Informationsangebote können vor allem kleine und mittlere Unternehmen in die Lage versetzen, ein zirkuläres Geschäftsmodell aufzubauen. Denn diesen Betrieben fehlt es häufig an Zeit, Know-how und passenden Netzwerken, um den gewünschten Übergang zu schaffen.

Digitalisierung ist wichtiger Faktor

Damit die für zirkuläre Geschäftsmodelle unentbehrliche Vernetzung mit den anderen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette gelingt, ist eine ausreichende Digitalisierung der Unternehmen hilfreich. Denn nur auf diese Weise lässt sich der Erfolg der neuen Geschäftsmodelle messen und bewerten. Hier ist in vielen Unternehmen derzeit noch Luft nach oben.

Um die Digitalisierung voranzubringen, benötigen die Firmen aber eine funktionierende Infrastruktur und Rechtssicherheit. Außerdem sind digitale Kompetenzen erforderlich – für deren Erwerb müssen passgenaue Ausbildungsgänge und Schulungen angeboten werden, sei es firmenintern oder -extern.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Kommentar der IW-Ökonominnen Sarah Fluchs und Adriana Neligan; Fotos: IW Medien Eine weitere Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, dass das Recycling – verglichen mit anderen Entsorgungsoptionen – derzeit zum Teil noch kostenintensiv ist. Auch kosten wiederverwertete Ausgangsmaterialien oft mehr als neue und/oder sie stehen nicht in gewünschtem Umfang zur Verfügung. Zudem mangelt es an entsprechenden Qualitätsstandards, sodass die Unternehmen weniger Recyclingrohstoffe und -produkte nachfragen, als im Sinne der Nachhaltigkeit wünschenswert wäre. Deshalb gilt es, funktionierende und grenzüberschreitende Sekundärrohstoffmärkte zu etablieren.

Nicht zuletzt müssen Unternehmen, die eine Kreislaufwirtschaft umsetzen wollen, Investitionen tätigen. Dafür benötigen sie verlässliche Rahmenbedingungen. Deutschland und die Europäische Union setzen im Hinblick auf Sekundärrohstoffmärkte, Ökodesign, Abfallvermeidung und Ähnliches bereits erste Anreize und schaffen den notwendigen Rahmen. Wie wirksam diese Politik in der Praxis ist, wird sich allerdings in den kommenden Jahren noch zeigen.

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