Wann muss ich auch im Privatleben erreichbar sein?
Die Corona-Pandemie ist auch eine Bewährungsprobe für die Zusammenarbeit in virtuellen Teams. Vor allem jene Beschäftigten, die bisher kaum Erfahrungen mit dem mobilen Arbeiten oder dem Homeoffice gemacht haben, fragen sich nun, wann sie für Vorgesetzte, Kollegen und Kunden erreichbar sein müssen – und wollen.
- Wegen der Corona-Pandemie muss so mancher erstmals im Homeoffice arbeiten.
- Für viele Arbeitnehmer stellt sich nun die Frage, wann sie für Kollegen, Vorgesetzte und Kunden erreichbar sein müssen.
- Tatsächlich werden die Erwartungen an die Erreichbarkeit im Privatleben teiis über-, teils unterschätzt.
Um mobil oder im Homeoffice zu arbeiten, müssen sich die Beschäftigten gut selbst organisieren können, sie brauchen besondere Kommunikationsfähigkeiten und eine Portion unternehmerisches und eigenverantwortliches Handeln. Dazu gehört auch, Arbeit und Privatleben gut miteinander zu vereinbaren – es stellt sich also die Frage, ob und in welchem Ausmaß man in seinem Privatleben für dienstliche Angelegenheiten erreichbar sein muss.
Vor der Corona-Krise haben 54 Prozent der Beschäftigten in Deutschland schon einmal mobil oder im Homeoffice gearbeitet.
Mobil gearbeitet hat vor der Corona-Pandemie nur gut die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland: Im Jahr 2018 gaben rund 54 Prozent der insgesamt 2.500 vom IW befragten Arbeitnehmer an, mit dem mobilen Internet zu arbeiten – einige nur selten oder manchmal, andere oft. Fragt man diese Menschen, wie häufig von ihnen erwartet wird, dass sie auch in ihrem Privatleben für dienstliche Angelegenheiten erreichbar sind, dann antworten rund 45 Prozent mit „nie“ oder „selten“ und gut 55 Prozent mit „manchmal“ oder „häufig“ (Grafik).
Schaut man sich dann an, wie viele Beschäftigte tatsächlich in ihrem Privatleben dienstlich kontaktiert wurden, tut sich eine Kluft auf:
Fast 23 Prozent der mobil arbeitenden Beschäftigten überschätzen die Erwartungen an ihre Erreichbarkeit im Privatleben – rund 16 Prozent unterschätzen sie.
Für diese Fehleinschätzungen gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Erstens: Rufbereitschaft sowie die Arbeit auf Abruf setzen eine Erreichbarkeit im privaten Umfeld voraus – unabhängig davon, ob der Bedarf tatsächlich abgerufen wird oder nicht.
Zweitens: Nicht immer ist die Erreichbarkeit angeordnet oder betrieblich notwendig – manch einer möchte auch im Urlaub oder am Wochenende von Kollegen oder Vorgesetzten informiert werden. Und drittens: Der eine oder die andere Beschäftigte will einfach Leistungsbereitschaft signalisieren oder hat Angst, dass es sich negativ auf die Karrierechancen auswirkt, wenn er oder sie nicht erreichbar ist.