Viele Rentner arbeiten
Immer mehr Rentner in Deutschland gehen arbeiten. Finanzielle Motive spielen dabei aber nur eine untergeordnete Rolle, wie eine neue IW-Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels zeigt.
- Von 2005 bis 2019 hat sich die Zahl der arbeitenden Bundesbürger im Alter von mindestens 65 Jahren mehr als verdoppelt – von 520.000 auf 1,3 Millionen.
- Das nach einzelnen Haushaltsmitgliedern gewichtete Pro-Kopf-Einkommen eines arbeitenden Rentners beträgt 2.000 Euro – und damit 17 Prozent mehr als das eines Rentners ohne Arbeit.
- Finanzielle Motive spielen bei den meisten Rentnern aber nur eine untergeordnete Rolle.
Von 2005 bis 2019 hat sich die Zahl der arbeitenden Bundesbürger im Alter von mindestens 65 Jahren mehr als verdoppelt – von 520.000 auf 1,3 Millionen. Das ist nur zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Staat die Regelaltersgrenze für den Renteneinstieg angehoben hat: Auch in der Gruppe der 70- bis 74-Jährigen, die von dieser Änderung nicht mehr betroffen sind, stieg die Erwerbstätigenquote in diesem Zeitraum von 2,9 auf 8,2 Prozent.
Mitunter wird deswegen geschlussfolgert, dass das Rentenniveau in vielen Fällen zu niedrig sei und finanzielle Nöte die Rentner zurück in die Arbeit trieben. Auf Grundlage von Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hat das Institut der deutschen Wirtschaft diese These untersucht.
Als Rentner galt in der Auswertung jeder Rentenempfänger ab 63 Jahren, wobei Witwen-, Waisen- und Erwerbsunfähigkeitsrenten ausgeschlossen wurden. Sowohl Haupt- als auch Nebenerwerbstätigkeiten flossen mit in die Untersuchung ein, ehrenamtliche Tätigkeiten hingegen nicht.
Das nach einzelnen Haushaltsmitgliedern gewichtete Pro-Kopf-Einkommen eines arbeitenden Rentners liegt 17 Prozent über dem eines Rentners ohne Arbeit.
Erwartungsgemäß zeigt sich, dass erwerbstätige Rentner im Durchschnitt jünger sind als jene, die nicht arbeiten. Darüber hinaus hat etwas mehr als ein Drittel der arbeitenden Rentner einen Fachschul-, Meister- oder akademischen Abschluss, bei den Nichterwerbstätigen beträgt dieser Anteil nur rund ein Viertel.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Höherqualifizierte meist einen höheren Stundenlohn haben, sodass es sich für sie mehr lohnt, weiterzuarbeiten. Der Blick auf die Nettoeinkommen bestätigt diesen Eindruck (Grafik):
Das mittlere monatliche Nettoäquivalenzeinkommen, also das nach einzelnen Haushaltsmitgliedern gewichtete Pro-Kopf-Einkommen, eines arbeitenden Rentners beträgt 2.000 Euro – das eines Rentners ohne Arbeit rund 17 Prozent weniger.
In einem ähnlichen Abstand bewegen sich die oberen Einkommensviertel der beiden Gruppen, die untersten 25 Prozent sind näher beieinander.
Rentner arbeiten am liebsten in Teilzeit oder als Minijobber
Würde die These stimmen, dass Rentner arbeiten gehen, um nicht in existenzielle Notlagen zu kommen, müsste ihre Rente besonders niedrig sein.
Tatsächlich ist bei der Rentenhöhe zwischen Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen aber kein Unterschied erkennbar.
Betrachtet man die Bruttolöhne, zeigt sich zudem, dass rund die Hälfte der arbeitenden Rentner lediglich 450 Euro oder weniger verdient. Aus freien Stücken, wohlgemerkt: Die meisten arbeiten am liebsten in Teilzeit oder als Minijobber, wie eine IW-Studie aus dem vergangenen Jahr zeigte – ein weiteres Indiz dafür, dass finanzielle Motive eher eine untergeordnete Rolle spielen.