Verbot von Plastiktüten: Gut für die Umwelt?
Das Bundeskabinett hat ein Verbot von Plastiktüten im Einzelhandel auf den Weg gebracht. Ob diese Maßnahme sinnvoll ist, bleibt fraglich. Denn das Aus für die Plastiktüte bedeutet aus ökologischer Sicht nicht zwingend einen Fortschritt.
- Während jeder Bundesbürger 2015 noch 58 leichte Plastiktüten verbraucht hat, lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2018 nur noch bei 20 Tüten.
- Trotzdem hat das Bundeskabinett ein Verbot von leichten Plastiktüten auf den Weg gebracht. Ob dies einen Effekt auf die Umwelt hat, ist ungewiss.
- Plastiktüten können unter bestimmten Bedingungen sogar die bessere Alternative für die Umwelt sein. Letztlich kommt es darauf an, wie häufig eine Tüte verwendet wird.
Wer an der Kasse noch schnell eine Plastiktüte für den Einkauf mitnehmen möchte, zahlt seit Mitte 2016 in vielen Läden in Deutschland extra. Mehr als 350 Unternehmen haben sich inzwischen dazu verpflichtet, Kunststofftragetaschen nicht mehr kostenlos an ihre Kunden abzugeben.
Die freiwillige Selbstverpflichtung, die vom Bundesumweltministerium und dem Handelsverband Deutschland ins Leben gerufen wurde, ist ein voller Erfolg (Grafik):
Im Jahr 2018 verbrauchte jeder Bundesbürger im Schnitt 20 leichte Plastiktüten, 2015 lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 58 Tüten.
Damit unterschreitet Deutschland schon heute die Zielvorgaben der Europäischen Union für 2025 bei Weitem. Bis dahin soll der jährliche Verbrauch von leichten Plastiktüten mit einer Folienstärke von 15 bis 50 Mikrometern auf 40 Stück pro EU-Einwohner sinken. Nicht enthalten sind darin die sogenannten Hemdchenbeutel, die in der Regel in den Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte zu finden sind. Trotz der guten deutschen Bilanz hat das Bundeskabinett ein generelles Verbot von leichten Plastiktüten auf den Weg gebracht. Weniger Plastik und mehr Recycling ist die Devise.
Recycling verbessert Umweltbilanz von Plastik
Doch ob diese Maßnahme der Umwelt wirklich zugutekommt, ist fraglich. Denn Plastiktüten sind nicht per se schlecht. Sie können unter bestimmten Bedingungen sogar die bessere Alternative für die Umwelt sein. Letztlich kommt es darauf an, wie häufig eine Tüte verwendet wird. Dies wiederum hängt stark von der Stabilität des Materials ab.
Wie gut die Ökobilanz einer Tragetasche ist, hängt in erster Linie davon ab, wie häufig sie verwendet wird.
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in der Schweiz hat im Jahr 2014 Tragetaschen mit einer Wandstärke von 55 Mikrometern – diese Tüten sind künftig noch erlaubt – unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen:
Eine Plastiktüte mit einem Recyclinganteil von 80 Prozent hat von allen untersuchten Tragetaschen die beste Ökobilanz.
Eine Tragetasche aus Baumwolle muss mindestens 83-mal benutzt werden, um besser für die Umwelt zu sein als eine recycelte Kunststofftasche. Kompostierbare Taschen weisen zwar bereits ab der zwölften und Papiertüten schon ab der achten Benutzung eine geringere Umweltbelastung auf als Plastiktüten mit hohem Recyclinganteil. Allerdings ist es fraglich, ob das Material jeweils so lange durchhält.