Urlaub auf Balkonien
Die schönste Zeit im Jahr hat begonnen, fast überall in Europa sind Ferien. Doch längst nicht alle EU-Bürger gehen auf große Reise. Im Gegenteil: In gar nicht so wenigen Ländern hat die Mehrheit der Einwohner zuletzt keinen Urlaub außerhalb der eigenen vier Wände gemacht.
- In mehreren europäischen Ländern verreist ein Großteil der Menschen überhaupt nicht: Im Jahr 2016 galt dies für mehr als 70 Prozent der Rumänen, Portugiesen und Bulgaren.
- Fast die Hälfte der EU-Bürger, die keinen Urlaub außerhalb der eigenen vier Wände verbrachten, nannte dafür finanzielle Gründe.
- Von den Bundesbürgern traten 2016 rund 25 Prozent keine private Reise mit Übernachtung an – Hauptgrund dafür war allerdings nicht das Geld, sondern die Gesundheit.
Wir befinden uns im Sommer 2018. Die Reisezeit hat Hochsaison und ganz Europa ist auf Achse. Ganz Europa? Nein. Ausgerechnet in jenen Ländern, die am stärksten von Touristen überlaufen sind (siehe „Überlaufene Urlaubsziele“), verreisen die Einheimischen oft gar nicht (Grafik). So haben 2016 drei Viertel der Portugiesen und knapp zwei Drittel der Griechen nicht einmal einen Kurztrip mit einer Übernachtung unternommen.
Auch Italiener und Kroaten blieben mehrheitlich zu Hause. Das liegt allerdings weniger daran, dass es dort am schönsten ist – sondern am billigsten. Fast die Hälfte aller nicht urlaubenden EU-Bürger nannte finanzielle Gründe als Haupthemmnis für eine Reise – besonders oft war dies in den südeuropäischen Krisenländern und den Armenhäusern Osteuropas der Fall.
Ausgerechnet in jenen Ländern, die am stärksten von Touristen überlaufen sind, verreisen die Einheimischen oft gar nicht.
Ganz anders sieht es dagegen in Schweden aus. Im Bilderbuchland der Blockhausidylle am See hatten drei von fünf Zu-Hause-Bleibern schlicht und einfach keine Lust zu reisen. Allerdings waren die Nicht-Touristen mit 21 Prozent klar in der Minderheit.
Warum die Deutschen aufs Reisen verzichten
Deutschland gehört in der EU ebenfalls zu jenen Ländern mit einem weit unterdurchschnittlichen Anteil an Menschen, die gar nicht in den Urlaub fahren:
Im Jahr 2016 traten nur knapp 25 Prozent der Bundesbürger keine private Reise an – von allen EU-Einwohnern waren es 38 Prozent.
Zudem sind finanzielle Aspekte hierzulande mit einem Anteil von 33 Prozent vergleichsweise selten ein Hinderungsgrund. Lediglich in Luxemburg, Litauen, Dänemark, Österreich und Malta spielt Geld offenbar eine noch kleinere Rolle.
Auffallend oft kommt den Deutschen allerdings ihre Gesundheit in die Quere: 39 Prozent verzichteten 2016 deshalb auf Urlaubsreisen. Ähnlich malade scheinen ansonsten nur noch die Tschechen zu sein, von denen 40 Prozent aus gesundheitlichen Gründen von aushäusigen Ferien absahen. Im EU-Schnitt betraf dies nur 20 Prozent der Nicht-Reisenden. Zu den anderen abgefragten Gründen zählten Arbeits- und Studienverpflichtungen sowie Familiäres – beides war in der EU insgesamt mit 16 beziehungsweise 13 Prozent der Nennungen aber weniger ausschlaggebend.