Social Entrepreneurs: Mit guten Taten Geld verdienen
Das Ziel eines Unternehmens ist es normalerweise, einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Soziale Aspekte stehen zumeist nicht im Vordergrund. Social Entrepreneurs zeigen jedoch immer häufiger, dass sich beides vereinbaren lässt.
- Die Zahl der sogenannten Social Entrepreneurs in Deutschland steigt. Für diese Firmen ist der gesellschaftliche Nutzen mindestens genauso wichtig wie der Unternehmensgewinn.
- Social Entrepreneurship ist generell ein eher urbanes Phänomen: Vor allem in Berlin sind viele Unternehmen ansässig.
- In Sachen Finanzierung kann Großbritannien als Vorbild dienen. Dort investiert der öffentliche Fonds „Big Society Capital“ gezielt in Sozialunternehmen.
Deutschland klagt über Fachkräftemangel – einerseits. Andererseits leben hierzulande viele Flüchtlinge, die arbeitslos sind, obwohl sie studiert oder in ihrer Heimat bereits einen Beruf ausgeübt haben. Das junge Münchener Unternehmen Social-Bee hat daraus eine Geschäftsidee gemacht: Es qualifiziert Flüchtlinge mit beruflichen Vorkenntnissen weiter, vermittelt sie zunächst als Zeitarbeitnehmer an Unternehmen – und hilft ihnen auf diese Weise, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden.
Social-Bee ist ein typischer Vertreter einer immer stärker aufkommenden Form des Unternehmertums: Für sogenannte Social Entrepreneurs ist der gesellschaftliche Nutzen mindestens genauso wichtig wie der Unternehmensgewinn. Mit ihren innovativen Lösungsansätzen ergänzen die Sozialunternehmen staatliche Institutionen – und haben einen klaren Vorteil: Weil private Unternehmen gesetzlich nicht so stark reglementiert sind wie es das Angebot des Staates beispielsweise im medizinischen Bereich und in der Pflegebranche ist, können sie neue Wege einfacher austesten.
Hotspot der deutschen Social-Entrepreneurship-Szene ist die Bundeshauptstadt (Grafik):
In Berlin sind bereits 67 junge soziale Unternehmen im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) organisiert – und damit weit mehr als in allen anderen Bundesländern.
Diese Vorreiterrolle hat mehrere Gründe: Zum einen ist Berlin ohnehin Deutschlands Start-up-Hochburg, zum anderen sind die sozialen Probleme an der Spree trotz des kräftigen Wirtschaftsaufschwungs der vergangenen Jahre weiterhin nicht zu übersehen. Hinzu kommt, dass viele Hochschulabsolventen nach ihrem Abschluss nicht nur Geld verdienen, sondern etwas gesellschaftlich Relevantes tun möchten.
In Deutschland steigt die Zahl der Social Entrepreneurs. Hotspot der Szene ist Berlin.
Social Entrepreneurship ist generell ein eher urbanes Phänomen: Von Bayerns 45 sozialen Neugründungen im SEND sind allein 28 in München beheimatet. Und der Stadtstaat Hamburg landet mit 17 Gründungen auf Platz vier hinter dem einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 22 sozialen Start-ups.
Eine Schwachstelle der Social Start-ups ist die Finanzierung. Als eine Art Hybrid aus Unternehmen und gemeinnütziger Organisation fallen sie hierzulande oft durch das Raster: Ob staatliche Fördermittel, Fremdkapital oder Private Equity – alle Finanzierungsinstrumente fokussieren meist entweder auf klassische Gründungen oder sind auf rein gemeinnützige Vorhaben beschränkt.
Großbritannien macht vor, wie es besser geht: Der öffentliche Fonds „Big Society Capital“ investiert gemeinsam mit – zumeist privaten – Co-Investoren gezielt in Sozialunternehmen. Ende 2017 standen so bereits mehr als 1 Milliarde Pfund an Investitionskapital für soziale Start-ups zur Verfügung.
Soll es in Deutschland künftig deutlich mehr soziale Unternehmen geben, müssen die Finanzierungsbedingungen verbessert werden. Eine Möglichkeit wäre, bestehende Programme der Gründungsfinanzierung wie zum Beispiel das KfW-Startgeld auf Sozialunternehmen auszuweiten. Zudem könnte im Crowdfunding ein eigenes Segment für Social Entrepreneurship geschaffen werden.