Deutsche Medienlandschaft Lesezeit 2 Min.

Noch dominiert Bertelsmann den deutschen Medienmarkt

Die deutsche Medienwelt ist im Umbruch, vor allem durch die allgegenwärtige Digitalisierung. Das zeigt auch ein Blick auf die umsatzstärksten Medienunternehmen: US-Techfirmen werden für den deutschen Markt immer bedeutsamer.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bertelsmann ist mit Abstand Deutschlands umsatzstärkster Medienkonzern.
  • Mittlerweile befinden sich mit Google, Amazon und Netflix auch drei US-Konzerne in den deutschen Top Ten.
  • Der öffentlich-rechtliche Rundfunk taucht wegen der Gebührenfinanzierung nicht im Ranking auf, ist aber auch ein gewichtiger Player.
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An Bertelsmann kommt keiner vorbei: Der Konzern ist das mit Abstand größte Medienunternehmen in Deutschland, wie kress pro analysiert hat. Dafür hat das Branchenmagazin die in Deutschland tätigen Medienkonzerne nach tatsächlichem, hochgerechnetem oder geschätztem Umsatz gereiht. Bertelsmann, zu dem auch RTL gehört, dominiert das Ranking deutlich. Mit weit über 17 Milliarden Euro liegt der Jahresumsatz mehr als viermal so hoch wie bei den anderen Firmen auf dem Treppchen.

Google, Amazon und Netflix: Drei US-Techfirmen zählen mittlerweile zu den umsatzstärksten Medienunternehmen in Deutschland.

Schon Platz zwei hält allerdings eine Überraschung bereit (Grafik):

Mit etwa 4,2 Milliarden Euro Umsatz allein auf dem deutschen Markt hat sich Google 2020 an ProSiebenSat.1 Media vorbeigeschoben.

Umsatz in Deutschland im Jahr 2020 in Millionen Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Digitalkonzerne aus den USA sind mittlerweile eine zentrale Größe des hiesigen Medienmarkts, drei von ihnen haben es unter die umsatzstärksten Medienkonzerne in Deutschland geschafft.

Amazon profitiert von Online-Werbung

Amazon ist auf der Liste, weil der Handelsriese mittlerweile enorme Summen mit Online-Werbung verdient und deshalb als Medienkonzern zählt. Unter den 25 größten Firmen finden sich mit den Streaming-Anbietern Netflix und Spotify noch zwei weitere US-Unternehmen.

Alle US-Firmen eint eine Eigenschaft: Sie legen kein besonderes Augenmerkt auf die Bundesrepublik, generieren hierzulande aber beachtliche Umsätze. Das liegt an ihrem Geschäftsmodell, das international gut skalierbar ist – es braucht also nur wenig zusätzliches Personal, um das Konzept in weiteren Ländern umzusetzen:

Bei einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro beschäftigt Amazon in Deutschland gerade einmal 349 Mitarbeiter. Facebook schafft hierzulande 1,7 Milliarden Euro mit lediglich 165 Arbeitnehmern.

So gesehen ist Google mit 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland fast schon personalintensiv unterwegs – allerdings noch immer weit entfernt von den mehr als 130.000 Angestellten des Branchenprimus Bertelsmann.

Wie erfolgreich Google global ist, zeigt aber eine andere Zahl:

Der Google-Mutterkonzern Alphabet erzielte im vergangenen Jahr fast 33 Milliarden Euro Gewinn.

Das ist mehr als der Umsatz – nicht der Gewinn wohlgemerkt – der Top 5 Medienfirmen hierzulande zusammen. Die 25 umsatzstärksten Medienunternehmen in Deutschland kamen 2020 gemeinsam auf knapp 54 Milliarden Euro – 79 Millionen weniger als 2019.

Corona-Auswirkungen auf Branche sehr unterschiedlich

Insgesamt ist die Branche relativ gut durch die Corona-Krise gekommen, allerdings sind die Unterschiede groß. So wurden die klassischen Medienunternehmen, also jene mit einem hohen Print-Anteil, durch wegbrechende Werbeeinnahmen stärker gebeutelt – 15 Firmen machten Verluste. Firmen mit digitalem Schwerpunkt wuchsen derweil teils kräftig:

Amazons Geschäft mit Werbeeinnahmen hat binnen drei Jahren um fast 1 Milliarde Euro zugelegt.

Sonderfall öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Ein gewichtiger Player fehlt allerdings in der Rangliste der deutschen Medienkonzerne: der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Schließlich machen die Sender keinen Umsatz im klassischen Sinn – das Gros ihrer Einnahmen sind Beiträge.

Die Beitragseinnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Landesmedienanstalten beliefen sich 2020 auf 8,1 Milliarden Euro. Das würde für Rang 2 in der Topliste der Medienunternehmen reichen. Aufgeteilt auf die Senderfamilien bleiben drei Umsatzmilliardäre übrig – das ZDF mit rund 2 Milliarden Euro, der Westdeutsche Rundfunk mit knapp 1,2 Milliarden Euro und der Südwestrundfunk mit etwas über 1 Milliarde Euro.

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