Luftverkehr: Eine Branche in den Wolken
Fliegen war früher Luxus. Doch Ende der 1980er Jahre begann die Liberalisierung des Marktes. Das Angebot an Flügen hat sich dadurch vergrößert und das Reisen mit dem Flugzeug ist inzwischen für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Zwar gab es pandemiebedingt einen Einbruch im Passagierverkehr, doch die Branche erholt sich gerade wieder.
- Durch die Liberalisierung des Luftverkehrs ist das Fliegen seit 1987 Schritt für Schritt für immer mehr Menschen erschwinglich geworden.
- Einen großen Einfluss auf die Preise hatten Billig-Airlines, dennoch ist die Lufthansa weiter führend in Deutschland.
- Die Corona-Pandemie hat der Branche zugesetzt. Allmählich erholen sich die Fluggastzahlen aber wieder.
Eine Woche ans Mittelmeer, für einen Kurztrip nach London – wer früher fliegen wollte, musste entweder gut betucht sein oder sich auf Geschäftsreise befinden. Für Otto Normalbürger waren Flugreisen schlicht zu teuer. Das änderte sich peu à peu ab 1987: Die abgeschotteten nationalen Märkte wurden schrittweise geöffnet. In Deutschland etwa bekam die Lufthansa zunehmend Konkurrenz durch ausländische Fluggesellschaften. Die neuen Airlines starteten aber erst richtig durch, nachdem die Beschränkungen hinsichtlich Kapazitäten und Preisgestaltung ab 1992 schrittweise abgeschafft worden waren.
Die Luftverkehrsbranche erholt sich allmählich von den Folgen der Corona-Pandemie. Für 2022 werden 164 Millionen Passagiere an deutschen Flughäfen prognostiziert.
Die vorherigen Alleinanbieter in den europäischen Ländern wehrten sich anfangs noch sehr gegen die Liberalisierung. So reservierten sie die attraktiven Start- und Landerechte am Morgen und am Abend – selbst dann, wenn sie sie gar nicht nutzten. Heutzutage ist die Nutzung verpflichtend. Da den Neustartern am Markt die gefragtesten Slots an den gut angebundenen Flughäfen somit verwehrt blieben, wichen sie auf abgelegenere Airports aus, in Deutschland zum Beispiel auf den Flughafen Hahn. Er trägt – obwohl im Hunsrück gelegen – den Beinamen Frankfurt. Später verkehrten die Low-Cost-Airlines dann auch zunehmend von großen Flughäfen.
Durch das Aufkommen der Billig-Airlines hat sich der Markt massiv verändert:
Ein abgespeckter Service und eine längere Anreise zum Flughafen, dafür aber niedrige Preise, haben weiten Teilen der Bevölkerung private Reisen zu beliebten Urlaubszielen ermöglicht.
Die Transportkapazitäten nahmen entsprechend zu: Die Zahl der Sitzplätze in Fliegern stieg EU-weit von 5,5 Millionen im Jahr 1992 auf knapp 14 Millionen im Jahr 2015. Die innereuropäischen Flugverbindungen vervierfachten sich auf mehr als 3.500. Das wirkte sich auch auf die deutschen Airports aus (Grafik):
Im Jahr 2019 starteten und landeten an deutschen Flughafen annähernd 248 Millionen Passagiere, 20 Jahre zuvor waren es gut 107 Millionen weniger.
Um sich der Konkurrenz zu erwehren, führten auch die traditionellen Fluggesellschaften wie die Lufthansa preiswertere Tarife ein, während die Billig-Airlines mehr und mehr Gebühren für bestimmte Leistungen verlangten – etwa für das Gepäck, die Sitzplatzreservierung oder das Essen an Bord. Andererseits versuchten sie, durch besseren Service zu höheren Tarifen für Geschäftsreisende attraktiver zu werden.
Trotz der zahlreichen Konkurrenz konnte die Lufthansa Group bis zuletzt ihre Position als führende Fluggesellschaft in Deutschland halten.
Auf Flügen von heimischen Airports stellte die Lufthansa im Jahr 2019 mit 54 Prozent mehr als die Hälfte aller Sitzplätze, wenn man Tochterunternehmen wie Germanwings mitzählt. Dabei spielte auch die Insolvenz des inländischen Konkurrenten Air Berlin eine Rolle.
Einen Einschnitt bedeutet für alle Fluggesellschaften die Corona-Pandemie, 2020 und 2021 brachen die Fluggastzahlen aufgrund von Beschränkungen und Auflagen massiv ein. Die Lufthansa musste gar mit staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen von bis zu 6 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet werden.
Allmählich erholt sich die Branche wieder. Für 2022 werden 164 Millionen Passagiere an deutschen Flughäfen prognostiziert. Das wären etwa 66 Prozent des Aufkommens im Vorkrisenjahr 2019.