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Leasing: Chance für Transformation

Von Software bis hin zu Maschinen – inzwischen können Unternehmen fast alles mieten. Für die Betriebe in Deutschland bietet sich dadurch die Chance, mit dem freigesetzten Eigenkapital in die Zukunft zu investieren.

Kernaussagen in Kürze:
  • Durch Leasing können Unternehmen Eigenkapital sparen, das sie wiederum in die Transformation ihrer Prozesse investieren können.
  • Der meiste Umsatz wird weltweit dabei aktuell mit Computer-Software und Speicherkapazitäten erzielt.
  • Für die deutsche Industrie bietet sich zudem das Leasing von Produktmaschinen an, um teure Anschaffungen zu umgehen.
Zur detaillierten Fassung

Die Umstellung der Wirtschaft auf digitale und klimaneutrale Prozesse kostet Geld – viel Geld. Allein für das Bundesland Nordrhein-Westfalen schätzt das IW den jährlichen Investitionsbedarf auf 62 bis 72 Milliarden Euro. Neben dem Staat, der sich vornehmlich um eine bessere Infrastruktur bemühen muss, sind auch die Unternehmen gefordert, ihre Prozesse umzustellen.

Die Digitalisierung bietet fernab der nötigen Investitionen, die die Betriebe selbst in die Technik stecken müssen, mehrere Optionen, um Geld zu sparen und das Eigenkapital gezielt an anderer Stelle investieren zu können.

Ein Ansatz dafür ist das Cloud-Computing. Vereinfacht gesagt werden dabei Software, Programme oder Speicherkapazität über entsprechende Anbieter gemietet. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie Systemsoftware, aber auch Hardware wie Server nicht mehr zwingend selbst anschaffen und besitzen müssen, sondern die entsprechenden Kapazitäten und Programme bei den Anbietern ihrer Wahl leasen.

Solche Leasing- und Mietmodelle nutzen nicht nur deutsche Firmen, sondern Betriebe rund um den Globus, was sich in den Umsatzzahlen der Anbieter niederschlägt (Grafik):

Während im Jahr 2010 nur etwa 11 Milliarden Dollar mit Software als Dienstleistung umgesetzt wurden, waren es 2023 geschätzt 205 Milliarden Dollar.

Globaler Umsatz mit Cloud-Computing in Milliarden Dollar Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Klassisches Beispiel für solche Software sind die Office-Programme von Microsoft. Ebenfalls einen großen Sprung machte der Bereich Infrastruktur als Service. Darunter fallen Anbieter, die sowohl Software als auch einen Server – also Speicherkapazität – bereitstellen. Der Umsatz mit diesem Dienstleistungspaket betrug im vergangenen Jahr weltweit knapp 144 Milliarden Dollar.

Auf den fast identischen Wert beläuft sich der Umsatz mit Plattformen als Service. Diese Erweiterung des Infrastrukturmodells bietet den Kunden zusätzlich die Möglichkeit, eigene Software zu entwickeln und dabei auf Server und Betriebssysteme des Anbieters zurückzugreifen.

Aber auch mit anderen, eher klassischen Leasingangeboten werden stattliche Umsätze erzielt. Die größte Summe in Deutschland entfällt dabei auf die Mobilität (Grafik):

Die Umsätze mit dem Leasen von Autos und Kombis beliefen sich im Jahr 2022 auf gut 45 Milliarden Euro – knapp 1 Milliarde Euro mehr als im Jahr zuvor.

in Milliarden Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Eine andere Leihvariante ist vor allem für die Industrie relevant – das Leasen von Produktionsmaschinen. Ein Beispiel: Statt sich selbst eine Druckluftmaschine anzuschaffen, kann ein Unternehmen die Druckluft als Dienstleistung einkaufen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen setzt das Unternehmen Eigenkapital frei, das es an anderer Stelle investieren kann. Somit wirkt sich das kostengünstigere Leihmodell positiv auf die Bilanz des jeweiligen Betriebs aus.

Angesichts der positiven Effekte auf die Unternehmen und der frei werdenden Mittel für dringend benötigte Investitionen in Zukunftstechnologien, könnte die Leasingbranche weiterwachsen.

Zum anderen senkt das Unternehmen das finanzielle Risiko, denn sollte die Maschine einen Defekt haben, muss der Dienstleister schnell für Ersatz sorgen – schließlich hat er einen Vertrag zu erfüllen. Zwar gilt dies für alle Leihgeschäfte, bei größeren Maschinen oder Spezialanfertigungen kann eine Reparatur aber deutlich länger dauern.

Eine andere Variante sind die sogenannten Maschinenringe. Diese sind oft in der Landwirtschaft zu finden. Dazu wird eine Genossenschaft gegründet, deren Mitglieder sich Maschinen teilen – das senkt die Anschaffungskosten für den Einzelnen und verringert die Standzeit der Geräte.

Das Leasing von Produktionsmaschinen ist kein Nischenphänomen, wie die Branchenzahlen verdeutlichen:

Mit dem Leihen von Maschinen erzielten die Anbieter in Deutschland im Jahr 2022 einen Umsatz von 18 Milliarden Euro. Das waren gut 7 Prozent mehr als 2021.

Angesichts der positiven Effekte auf die Unternehmen und der frei werdenden Mittel für dringend benötigte Investitionen in Zukunftstechnologien, könnte die Leasingbranche in den kommenden Jahren weiterwachsen und eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität spielen.

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