Ressourceneffizienz Lesezeit 4 Min.

Klimaschutz durch Ressourceneffizienz: Da geht noch mehr

Die Bundesregierung hat beschlossen, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Ein effizienterer Umgang mit Energie und anderen Rohstoffen kann einen zentralen Beitrag dazu leisten. Denn die Einsparpotenziale sind noch keineswegs erschöpft.

Kernaussagen in Kürze:
  • Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Ein zentraler Hebel auf dem Weg dorthin ist die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen.
  • Die Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft, Ressourcen sparsamer einzusetzen, sind keineswegs ausgereizt.
  • Denn Ressourceneffizienz als strategisches Unternehmensziel hatte bislang weniger den Klimaschutz im Blick, sondern sollte vornehmlich Kosten reduzieren.
Zur detaillierten Fassung

Dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will, ist eine riesige Herausforderung für die hiesige Wirtschaft. Denn die Unternehmen müssen ihre Treibhausgasemissionen drastisch senken und langfristig vollständig vermeiden. Dieses Vorhaben hat auf die meisten Herstellungsprozesse erhebliche Auswirkungen und verändert vielfach das Geschäftsmodell der deutschen Unternehmen.

Vielen Unternehmen ist der Nutzen der Digitalisierung für Ressourceneffizienz und damit für den Klimaschutz häufig noch unklar.

Ein zentraler Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen – das sind zum Beispiel Energierohstoffe, Metalle und andere Mineralien. Sie können entweder weniger verbraucht, mehrfach gebraucht oder ganz durch klimafreundlichere Alternativen ersetzt werden. Mit dem Deutschen Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) beschreibt die Bundesregierung bereits zahlreiche Maßnahmen für einen sparsameren Umgang mit Rohstoffen. Neu in der aktuellen Ausgabe ProgRess III ist, dass das Programm den Beitrag des Ressourcenschutzes für den Klimaschutz betont und die Potenziale und Risiken der Digitalisierung für die Ressourceneffizienz betrachtet.

Die Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft, Ressourcen sparsamer zu nutzen, sind keineswegs ausgereizt (siehe "Mit Daten den Ressourcenverbrauch senken"). Die Digitalisierung könnte hier einen wesentlichen Beitrag leisten, wie eine Befragung von knapp 900 Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleistern zeigt, die das Institut der deutschen Wirtschaft gemeinsam mit der IW Consult und der WIK-Consult im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz durchgeführt hat.

Ressourceneffizienz dient bislang in erster Linie der Kostensenkung

Ressourceneffizienz als strategisches Unternehmensziel hatte bislang weniger den Klimaschutz im Blick, sondern sollte vornehmlich Kosten reduzieren: So stufen die meisten Betriebe Ressourceneffizienz zwar als unternehmensrelevantes Thema ein, doch der Fokus liegt in erster Linie darauf, weniger Ressourcen zu verbrauchen, um Herstellungskosten zu reduzieren sowie weniger Abfall zu produzieren. Erst an dritter Stelle geht es den Unternehmen darum, Ressourcen der Umwelt zuliebe zu schonen. Aus diesem Grund ist auch die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes bislang kein Top-Ziel (Grafik):

Nur jedes fünfte Unternehmen will mithilfe von Ressourceneffizienz explizit das Klima schützen.

So viel Prozent der Unternehmen antworteten auf die Frage „Verfolgen Sie durch die Steigerung der Ressourceneffizienz das Ziel der Senkung des CO2-Austoßes? mit ... Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Fast zwei Fünftel der unternehmensnahen Dienstleister verfolgen dieses Ziel gar nicht, was wenig überrascht, da die Bereitstellung von Dienstleistungen häufig nicht mit hohen Emissionen verbunden ist.

Ressourceneffizienz und Digitalisierung sind zwar grundlegender Bestandteil unternehmerischen Handelns, doch anders als die Fachkräftesicherung haben diese Themen keine hohe Priorität, wie eine Abfrage des Stellenwerts von insgesamt neun Themen zeigt. Im Ranking der Themen mit einem (eher) hohen Stellenwert landet der Klimaschutz nur auf Rang sieben.

Dennoch ist das Thema Klimaschutz in den Unternehmen präsent. Für drei Fünftel der Industriebetriebe ist die Bedeutung des Klimaschutzes zumindest eher hoch – bei fast einem Fünftel sogar hoch. Gut zwei Fünftel der unternehmensnahen Dienstleister messen dem Thema Klimaschutz eine Bedeutung bei – für rund 12 Prozent hat es sogar eine hohe Wichtigkeit. Zumindest drei Fünftel der Unternehmen beschäftigten sich mit dem Thema, weil ihre selbst gesetzten Ziele es erfordern, jedes vierte Unternehmen erhält Anstöße über Unternehmensnetzwerke. Ein Drittel der Betriebe gibt an, dass politische Anforderungen ein wesentlicher Treiber sind.

Was bringt die Digitalisierung dem Klimaschutz?

Ressourceneffizienz und Digitalisierung wiederum sind Themen, die die Unternehmen selbst als relevant betrachten oder die durch die Einbindung in Wertschöpfungsketten bedeutsam werden, also durch die Vernetzung mit Lieferanten und Kunden. Nur eine Minderheit der Unternehmen gibt an, dass die beiden Themen aufgrund von politischen Anforderungen oder der Aktivitäten von Wettbewerbern auf der unternehmerischen Agenda stehen.

Die Digitalisierung verändert die Produktionsprozesse grundlegend und macht Einsparpotenziale sicht- und damit umsetzbar: Prozess- und Produktionsdaten können ständig erhoben und vorgehalten werden und ermöglichen so eine in Echtzeit gelenkte Produktion. In der Digitalisierung stecken also erhebliche Potenziale, um die Ressourceneffizienz zu steigern. Dass die Digitalisierung dadurch auch dem Klimaschutz zugutekommen kann, sieht allerdings nur eine Minderheit der Unternehmen (Grafik):

Lediglich etwa ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass die Digitalisierung im Kontext von Ressourceneffizienz den Klimaschutz in mittlerem bis hohem Maße fördert.

So viel Prozent der Unternehmen mit digitalisierten Ressourceneffizienzmaßnahmen antworteten auf die Frage, inwieweit dadurch der Klimaschutz in ihrem Unternehmen gefördert wird, mit … Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Für mehr als ein weiteres Drittel der Unternehmen ist dies bislang noch gar nicht der Fall.

Unternehmen mit hohen Materialeinsparerfolgen können durch digitalisierte Ressourceneffizienzmaßnahmen eher auch den Klimaschutz zumindest in geringem Maße fördern als jene Betriebe, die weniger Material einsparen. Dieser Zusammenhang lässt sich vor allem im Produzierenden Gewerbe beobachten, da hier – anders als im Dienstleistungsbereich – der Materialverbrauch eine größere Rolle spielt.

Vielen Unternehmen ist der Nutzen der Digitalisierung für Ressourceneffizienz und damit für den Klimaschutz also häufig noch unklar. Abhilfe schaffen könnte ein umfassender Wissenstransfer, in dessen Rahmen die Unternehmen passgenaue und gebündelte Informationsangebote erhalten und bei dem ihnen Weiterbildungs- und Beratungsmöglichkeiten zu Kosten und Nutzen der Digitalisierung im Kontext von Ressourceneffizienz zur Verfügung gestellt werden.

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