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Religion Lesezeit 2 Min.

Kirchensteuer: Austritte gehen ins Geld

Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland kämpfen mit einem Mitgliederschwund. Das wirkt sich auf die Finanzen aus – ebenso wie die Demografie in Deutschland.

Kernaussagen in Kürze:
  • Rund 900.000 Menschen haben die Kirche in diesem Jahr verlassen. Die Austritte verteilen sich nahezu gleichmäßig auf Katholiken und Protestanten.
  • Zwar nehmen die Kirchen in diesem Jahr mit knapp 13,3 Milliarden Euro 1,5 Prozent mehr ein als 2022. Inflationsbereinigt haben sie aber rund 5 Prozent weniger Geld im Säckel als im Vorjahr.
  • Zusätzlich zum Mitgliederschwund belastet die alternde Gesellschaft die Finanzen der Kirchen. Immer mehr Gläubige gehen in Rente und zahlen daher weniger Kirchensteuer.
Zur detaillierten Fassung

Hunderttausende Bundesbürger haben sich in diesem Jahr auf den Weg zum Amtsgericht oder zum Standesamt gemacht – um aus der Kirche auszutreten. Der Trend der vergangenen Jahre setzte sich damit auch 2023 fort. Rund 900.000 Menschen haben die Kirche in diesem Jahr verlassen. Die Austritte verteilen sich nahezu gleichmäßig auf Katholiken und Protestanten.

Seit dem Jahr 2019 ist die Zahl der Kirchenanhänger in Deutschland von 43,3 Millionen auf 39,2 Millionen gesunken. Derzeit verzeichnet die katholische Kirche noch knapp 20,5 Millionen Mitglieder, in der evangelischen Kirche sind 18,7 Millionen Menschen registriert.

Für beide Kirchen hat die Austrittswelle finanzielle Folgen, denn jeder Gläubige weniger bedeutet auch weniger Kirchensteuer. Berechnungen des IW zeigen (Grafik):

Zwar nehmen die Kirchen in Deutschland in diesem Jahr mit knapp 13,3 Milliarden Euro 1,5 Prozent mehr ein als 2022. Inflationsbereinigt haben sie aber rund 5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Kirchensteuereinnahmen in Deutschland in Milliarden Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im Vergleich zu 2019 sind die realen Einkünfte der Kirchen von knapp 12,7 auf 11,2 Milliarden Euro gesunken. Nominal schätzt das IW für das laufende Jahr die Einnahmen der katholischen Kirche auf rund 7 Milliarden Euro, die evangelische Kirche nimmt etwa 6,3 Milliarden Euro ein.

Durch die Altersstruktur der Gläubigen und den fehlenden Nachwuchs dürften die Glaubensgemeinschaften weiter schrumpfen. Die Kirchen müssen also sparen.

Zusätzlich zum Mitgliederschwund belastet die alternde Gesellschaft in Deutschland die Finanzen der Kirchen. Immer mehr Gläubige gehen in Rente. Sie zahlen dann weniger Steuern als im Erwerbsleben und somit auch weniger Kirchensteuer, die an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt ist.

Die finanzielle Negativspirale für die Kirchen könnte sich in den kommenden Jahren etwas abschwächen, wenn sich die Löhne an die Inflation anpassen. Das IW rechnet daher mit leicht steigenden realen Einnahmen bis 2025.

Langfristig ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Kirchenfinanzen nochmals große Sprünge nach oben machen, im Gegenteil: Durch die Altersstruktur der Gläubigen – jeder Fünfte ist älter als 70 Jahre – und den fehlenden Nachwuchs dürften die Glaubensgemeinschaften weiter schrumpfen. Für die Kirchen bedeutet das: Sie müssen stärker sparen.

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