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Immer mehr Paare fühlen sich einsam

In der Coronapandemie ist der Anteil jener Menschen in Deutschland, die sich einsam fühlen, stark gestiegen. Das gilt in besonderem Maße für eine Bevölkerungsgruppe, an die man bei diesem Thema wohl zuletzt denkt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2021 gaben mehr als 20 Prozent der über 16-jährigen Bundesbürger an, sich einsam zu fühlen – gegenüber 8 Prozent im Jahr 2017.
  • Am deutlichsten zugenommen hat das Einsamkeitsgefühl ausgerechnet bei Menschen, die in einer Partnerschaft leben.
  • Neuere Studien lassen nicht darauf schließen, dass die Bundesbürger seit dem Auslaufen der Coronamaßnahmen wieder seltener unter Einsamkeit leiden.
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Restaurants geschlossen, Veranstaltungen abgesagt und Kontakte stark eingeschränkt: In der Coronapandemie blieb das soziale Leben oft auf der Strecke. Wer da unter dem Gefühl der Einsamkeit litt, war bei Weitem nicht allein, wie eine aktuelle Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels durch das IW zeigt:

Im Jahr 2021 gaben mehr als 20 Prozent der über 16-Jährigen an, sich einsam zu fühlen – 2017 waren es nur gut 8 Prozent.

Rund 19 Prozent aller Befragten sprachen von einem geringeren Einsamkeitsgefühl als im Jahr 2017, 38 Prozent spürten keine Veränderung, während 43 Prozent sagten, sie würden sich öfter einsam fühlen.

Der Anteil jener Menschen, die in einer Partnerschaft leben und sich einsam fühlen, ist von knapp 6 Prozent im Jahr 2017 auf fast 20 Prozent im Jahr 2021 gestiegen.

Generell leiden Frauen häufiger unter Einsamkeit als Männer. Am stärksten gilt dies für jene, die ihren Partner verloren haben (Grafik):

Von den verwitweten Frauen sagte 2021 mehr als ein Viertel, ihnen würde oft oder sogar sehr oft die Gesellschaft anderer fehlen.

So viel Prozent der erwachsenen Bundesbürger gaben 2017 bzw. 2021 an, sich einsam zu fühlen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Ähnlich stark war das Einsamkeitsempfinden unter den Geschiedenen und getrennt Lebenden verbreitet – unabhängig vom Geschlecht: Rund 23 Prozent dieser Personengruppe fühlten sich 2021 einsam.

Am deutlichsten zugenommen hat das Gefühl, zu wenig soziale Kontakte zu haben, ausgerechnet bei Menschen, die objektiv betrachtet nicht allein sind:

Der Anteil jener Menschen, die in einer Partnerschaft leben und sich einsam fühlen, ist von knapp 6 Prozent im Jahr 2017 auf fast 20 Prozent im Jahr 2021 gestiegen.

Ein möglicher, aber noch zu überprüfender Grund ist, dass Personen in Partnerschaft die Gesellschaft anderer besonders schätzen und deshalb unter den coronabedingten Einschränkungen sehr gelitten haben.

In jedem Fall bleibt zu klären, ob das Auslaufen der Coronamaßnahmen dazu geführt hat, dass die Bundesbürger wieder seltener unter Einsamkeit leiden. Eine Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention aus dem vergangenen Jahr stimmt diesbezüglich nicht allzu optimistisch: In einer repräsentativen Umfrage vom September 2023 gab sogar jeder vierte Erwachsene in Deutschland an, sich sehr einsam zu fühlen.

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