Breitbandausbau Lesezeit 3 Min.

Im Netz eher langsam unterwegs

Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen im Homeoffice arbeiten, ist eine schnelle Internetverbindung unerlässlich. Deutschland hat in dieser Hinsicht aber großen Nachholbedarf – insbesondere beim Ausbau des Glasfasernetzes.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die bundesdeutschen Haushalte benötigen immer leistungsfähigere Internetleitungen.
  • Besonders in ländlichen Gebieten wird aber das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis 2025 eine flächendeckende Versorgung mit Gigabit-Netzen zu gewährleisten, bei Weitem noch nicht erreicht.
  • In der Bundesrepublik hapert es vor allem an der direkten Anbindung der Haushalte an das Glasfasernetz.
Zur detaillierten Fassung

Durch die Corona-Pandemie spielt sich der Alltag der Bundesbürger aktuell hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab. Immer mehr Menschen arbeiten im Homeoffice, aufgrund der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen erfahren Freizeitgestaltungen wie die Nutzung von Streaming-Angeboten oder das Online-Gaming ebenfalls einen großen Zulauf.

Das wirkt sich auch auf den Datenverkehr im Internet aus. Dieser nimmt immer stärker zu, sodass die heimischen Leitungen einer höheren Belastung ausgesetzt sind (siehe "Das Büro bleibt zu Hause"). In den bundesdeutschen Haushalten werden somit immer leistungsfähigere Internetleitungen benötigt. Der internationale Vergleich zeigt allerdings, dass Deutschland diesbezüglich hinterherhinkt (Grafik):

Mit einer durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeit von rund 115 Megabit pro Sekunde befindet sich Deutschland international nur auf Platz 29.

Durchschnittliche Breitbandgeschwindigkeit in Megabit pro Sekunde Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Mit Frankreich, den USA, Kanada und Japan schneiden vier der sechs weiteren G-7-Staaten besser ab als Deutschland. Das schnellste Internet haben die Bewohner Singapurs, wo die Daten fast doppelt so schnell übertragen werden wie hierzulande.

Bundesregierung verspricht Ausbau

Dass die Bundesrepublik diesbezüglich nachrüsten muss, hat die Regierung erkannt und im Koalitionsvertrag von 2017 einen „flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis 2025“ verankert. Ein solches Netz garantiert eine Geschwindigkeit von mindestens 1.000 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Flächendeckend heißt in diesem Fall die Versorgung aller Privathaushalte und Firmen mit entsprechenden Anschlüssen, aber auch die Anbindung von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäusern.

Bislang sind laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur nur rund drei von zehn Schulen mit mindestens 1.000 MBit/s im Netz unterwegs, bei den Krankenhäusern sieht es nicht viel besser aus. Betrachtet man die Haushalte, fallen vor allem die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern ins Auge (Grafik):

Während 2019 in Bremen und Hamburg gut 95 Prozent der Haushalte mit Gigabit-Leitungen versorgt waren, konnte in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg nicht einmal jeder zehnte Haushalt auf ein derart schnelles Netz zurückgreifen.

So viel Prozent der Haushalte erreichen eine Breitbandverfügbarkeit von mindestens 1.000 Megabit pro Sekunde Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die großen Differenzen sind in Teilen auf die unterschiedliche Städtedichte der Bundesländer zurückzuführen, da die Internetgeschwindigkeit in den ländlichen Regionen der Bundesrepublik meistens noch deutlich geringer ausfällt. So war Ende 2019 bundesweit in sechs von zehn städtischen Haushalten eine Bandbreite von einem Gigabit und mehr verfügbar – in ländlichen Gebieten betrug der Anteil nur knapp 12 Prozent.

Der Breitbandausbau in Deutschland geht nur schleppend voran – das liegt vor allem daran, dass erst wenige Haushalte direkt auf das Glasfasernetz zugreifen können.

Das erklärte Ziel der Großen Koalition, alle Bundesbürger bis 2025 mit Gigabit-Netzen zu versorgen, lässt sich am besten mittels Glasfaserleitungen erreichen, bei denen die Daten optisch in Form von Licht und damit besonders schnell übertragen werden. Doch auch hier ist es um Deutschland schlecht bestellt: Über alle Provider hinweg erreichte das Glasfasernetz im Jahr 2019 nur jeden zehnten deutschen Haushalt direkt.

Im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit auf einem der letzten Plätze, EU-weit kann im Schnitt fast die Hälfte aller Haushalte direkt auf das Glasfasernetz zugreifen. Während die Infrastruktur in Großbritannien mit einer Reichweite von 15 Prozent ähnlich schlecht ausgebaut ist wie in Deutschland, erreicht die Technik beispielsweise in Frankreich schon 57 Prozent der Haushalte – in Spanien sind es sogar rund 86 Prozent.

Teure Ausbauarbeiten

Während die verschiedenen Anbieter in Deutschland zwar bis zu den Verteilerzentren und Telefonkabelkästen schon umfangreich auf entsprechende Fiberkabel setzen, hakt es beim Glasfaserausbau an der sogenannten letzten Meile. Damit ist die Strecke von der Vermittlungsstelle bis zum direkten Anschluss im Haus der Kunden gemeint, da für eine hohe Internetleistung der gesamte Weg durchgängig fiberoptisch verlaufen muss.

Dass es mit den Glasfaserkabeln nur schleppend vorangeht, liegt vor allem an den hohen Kosten der Ausbauarbeiten – nicht etwa für die Technik oder die Kabel, sondern für den Tiefbau, der für die Verlegung neuer Anschlüsse zu jedem Kunden nötig ist und rund 80 Prozent der Gesamtkosten ausmacht. Erschwerend kommt hinzu, dass für die direkte Anbindung der Wohnungen und Häuser an das Glasfasernetz die Einwilligung der Eigentümer benötigt wird – ein bürokratischer Aufwand, den die Telekommunikationsanbieter oft noch scheuen.

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