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Hoher Krankenstand kostet Unternehmen Milliarden

Der Krankenstand in Deutschland war im Jahr 2022 deutlich höher als in den Vorjahren. Überdurchschnittlich viele Mitarbeiter fielen mit Atemwegserkrankungen aus.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Krankenstand unter den beschäftigten Mitgliedern des Dachverbands der Betriebskrankenkassen stieg im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent.
  • Der Anteil von Atemwegserkrankungen am gesamten Krankenstand lag bei fast einem Viertel und damit mehr als doppelt so hoch wie 2021.
  • Aufgrund des erhöhten Krankenstands dürften die Entgeltfortzahlungen der Arbeitgeber für krankgeschriebene Mitarbeiter zuletzt um einen zweistelligen Milliardenbetrag gestiegen sein.
Zur detaillierten Fassung

Die Arbeitnehmer in Deutschland waren 2022 wieder häufiger krank. Das zeigen Daten aus einer monatlichen Stichprobe des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) (Grafik):

Der Krankenstand unter den beschäftigten BKK-Mitgliedern stieg im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent.

Durchschnittliche Zahl der krankgemeldeten in Prozent aller beschäftigten Mitglieder der Betriebskrankenkassen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Vorausgesetzt, dieser Trend ist für alle gesetzlich Versicherten ähnlich, fehlten den Unternehmen zuletzt im Jahresdurchschnitt rund 6 Prozent aller Beschäftigten. In den vorherigen Jahren waren es stets deutlich weniger als 5 Prozent.

Aufgrund des erhöhten Krankenstands dürften die Entgeltfortzahlungen der Arbeitgeber für krankgeschriebene Mitarbeiter 2022 um einen zweistelligen Milliardenbetrag gestiegen sein.

Vor allem Atemwegserkrankungen haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Der Anteil dieser Fälle am gesamten Krankenstand lag im vergangenen Jahr bei fast einem Viertel und damit mehr als doppelt so hoch wie 2021.

Der Grund: Maßnahmen wie Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sorgten in den ersten beiden Pandemiejahren nicht nur für die Eindämmung des Coronavirus, die Menschen steckten sich auch seltener mit herkömmlichen Influenza- und respiratorischen Synzytialviren (RS-Viren) an. Als Folge davon nahm die Bevölkerungsimmunität gegen Atemwegserkrankungen ab.

Mit dem Wegfall der bundesweiten Maskenpflicht in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens konnten sich die Viren seit April 2022 wieder stärker und schneller verbreiten, der Krankenstand stieg. In diesem Jahr dürfte sich der Trend aber wieder umkehren, weil mehr Menschen erkrankt waren und die Bevölkerungsimmunität deshalb aller Voraussicht nach wieder zunimmt.

Ein weiterer, wenn auch weniger gewichtiger Grund für den höheren Krankenstand ist die große Zahl an Corona-Infektionen, die statistisch nicht zu den Atemwegserkrankungen gezählt werden. Die inzwischen vorherrschende Omikron-Variante geht zwar oft mit vergleichsweise milden Verläufen einher. Sie ist aber deutlich stärker in der jüngeren Bevölkerung im Erwerbsalter verbreitet als ihre Vorgänger-Varianten.

Entgeltfortzahlungen der Arbeitgeber steigen weiter

Wenn Mitarbeiter erkranken, wirkt sich das nicht nur auf die betrieblichen Abläufe aus, sondern auch auf die Arbeitskosten. Schließlich bekommen die Beschäftigten in den ersten sechs Krankheitswochen ihr Gehalt wie gehabt vom Arbeitgeber, der für sie auch weiter seinen Anteil in die Sozialversicherungen einzahlt. Erst nach sechs Wochen springt die Krankenkasse mit dem Krankengeld ein. Diese gesetzliche Regelung geht für die Betriebe ins Geld:

Im Jahr 2021 zahlten Arbeitgeber geschätzt rund 77 Milliarden Euro für krankgeschriebene Mitarbeiter.

Aufgrund des erhöhten Krankenstands dürfte dieser Betrag 2022 deutlich gestiegen sein – voraussichtlich um einen zweistelligen Milliardenbetrag.

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