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Gender Pension Gap in Deutschland besonders groß

In vielen Ländern beziehen Frauen im Durchschnitt geringere Renten als Männer. In Deutschland ist die Differenz zwischen den Geschlechtern am größten.

Kernaussagen in Kürze:
  • In Deutschland liegen die Alterseinkommen der Rentnerinnen durchschnittlich 46 Prozent unter denen der männlichen Rentner.
  • Von 26 betrachteten OECD-Ländern hat Deutschland damit die größte Geschlechter-Rentenlücke.
  • Das liegt unter anderem daran, dass Frauen durch lange Auszeiten oder Teilzeitarbeit in der Vergangenheit häufig weniger als Männer in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben.
Zur detaillierten Fassung

Im Durchschnitt von 26 betrachteten OECD-Ländern beträgt die Geschlechter-Rentenlücke 25 Prozent. Am größten ist die Lücke in Deutschland (Grafik):

Hierzulande erhalten Rentnerinnen im Schnitt Alterseinkommen, die 46 Prozent unter denen der männlichen Rentner liegen.

Um so viel Prozent ist das Alterseinkommen der Frauen im Durchschnitt niedriger als das der Männer Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das liegt vor allem daran, dass die gesetzliche Rente in Deutschland sehr stark von der individuellen Erwerbs- und Beitragsbiografie abhängt. Anders als in anderen OECD- und EU-Staaten funktioniert die deutsche Rentenversicherung nach dem sogenannten Äquivalenzprinzip: Je höher die Beitragszahlungen während des Erwerbslebens, desto höher die Rentenansprüche. Grundsicherungselemente finden sich in der deutschen Rentenversicherung dagegen kaum.

Der große Gender Pension Gap in Deutschland spiegelt deshalb sehr deutlich die unterschiedlichen Erwerbsbiografien von Männern und Frauen wider: In der Vergangenheit haben viele Frauen deutlich weniger als Männer in die gesetzliche Rente eingezahlt, weil sie lange Auszeiten vom Erwerbsleben genommen und/oder sehr oft in Teilzeit gearbeitet haben und – dies gilt vor allem für Westdeutschland – aufgrund ihrer Berufswahl und Position oft auch schlechter bezahlt wurden als das andere Geschlecht.

Wenn es keinen Partner gibt, verschlechtert sich die finanzielle Situation für Frauen in Rente besonders deutlich.

Doch ganz so schlecht, wie der Gender Pension Gap erwarten ließe, scheint es den Rentnerinnen in Deutschland nicht zu gehen: Im Jahr 2018 waren 3,2 Prozent der über 65-Jährigen auf Grundsicherung im Alter angewiesen – bei den Männern waren es 3,0 Prozent.

Ein Grund für diesen geringen Unterschied dürfte sein, dass viele Rentnerinnen in Deutschland vom Einkommen ihres Partners profitieren. Wenn es allerdings keinen Partner gibt, verschlechtert sich die finanzielle Situation für Frauen merklich:

Im Jahr 2016 mussten 21 Prozent der alleinlebenden Seniorinnen mit weniger als 900 Euro monatlich auskommen, aber nur 15 Prozent der über 65-jährigen männlichen Singles.

Und was bringt die Zukunft? In allen OECD-Ländern, in denen der Gender Pension Gap besonders groß ausfällt, gehen nach wie vor vergleichsweise viele Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nach. In Deutschland arbeiteten im Jahr 2017 fast 40 Prozent der berufstätigen Frauen weniger als 30 Wochenstunden – deshalb dürften die zukünftigen Rentenansprüche von Frauen in der Bundesrepublik auch weiterhin deutlich unter denen der Männer liegen, prognostiziert die OECD.

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