Ideenmanagement Lesezeit 3 Min.

Fortschritt von innen

Wenn Beschäftigte ihre Ideen zur Verbesserung von Prozessen, Produkten oder Strukturen einbringen, entwickeln sich Unternehmen weiter und sparen dadurch vielfach Millionenbeträge. Darüber hinaus erhöht das Einbeziehen der Mitarbeiterideen die Arbeitszufriedenheit und Loyalität – eine klassische Win-win-Situation für Betriebe und Beschäftigte. Das Ideenmanagement sollte daher in noch mehr Firmen Einzug halten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Vom Mitarbeiter zum Mitdenker: Von den Ideen der eigenen Beschäftigten profitieren schon viele Betriebe in Deutschland.
  • Den größten materiellen Vorteil erzielen laut einer Studie Unternehmen der Dienstleistungsbranche. Sie sparen pro realisierte Idee der eigenen Mitarbeiter durchschnittlich 13.200 Euro.
  • Für ein produktives und akzeptiertes Ideenmanagement gibt es eine Reihe von Erfolgsfaktoren, unter anderem ein transparentes und niederschwelliges Verfahren sowie eine positive Haltung von Geschäftsführung und Führungskräften.
Zur detaillierten Fassung

Vom Mitarbeiter zum Mitdenker: So lautet das Motto in vielen Betrieben, die die Kenntnisse und Fertigkeiten ihrer Beschäftigten für Verbesserungen nutzen wollen. Dies funktioniert in der Praxis oft sehr erfolgreich. So haben die Mitarbeiter bei Siemens im Jahr 2017 über 160.000 Verbesserungsvorschläge eingebracht, 125.000 Ideen wurden umgesetzt – mit einem messbaren Nutzen für das Unternehmen von mehr als 300 Millionen Euro.

Die Technologiefirma Continental hat 2016 ein neues Ideenmanagement-System an allen Standorten eingeführt. Darin können die 235.000 Beschäftigten ihre Ideen in 22 Sprachen eintragen. Ergebnis: Im Jahr 2017 haben sie weltweit 450.000 Vorschläge eingereicht.

Auch Audi setzt Ideen der Mitarbeiter um. Auf Anraten zweier Instandhalter regulierte das Unternehmen die Belüftungsanlagen in seinen Werkhallen – jährliche Ersparnis: 100.000 Euro. Die Beispiele verdeutlichen, welches Potenzial in den Mitarbeitern und damit in den Betrieben schlummert.

Ideenmanagement gibt es schon lange

Das Konzept des Ideenmanagements ist nicht neu. Es fasst die seit dem 19. Jahrhundert bekannten Verfahren des betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) und des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) zusammen.

Wie es aktuell in deutschen Unternehmen umgesetzt wird, haben die FOM Hochschule für Oekonomie und Management und die Firma HLP Informationsmanagement in einer aktuellen Studie untersucht (Grafik):

29 Prozent der Beschäftigten in den befragten Betrieben haben zuletzt Ideen und Verbesserungsvorschläge eingereicht.

Kennzahlen zum Ideenmanagement in deutschen Unternehmen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Nicht jede der Ideen wird auch umgesetzt, doch etwa 43 Prozent der Anregungen finden den Weg in die Praxis. Der Entscheidungsprozess dauert in der Regel knapp zweieinhalb Monate, einen guten Monat später wird der angenommene Mitarbeitervorschlag realisiert.

An der Befragung der Forscher haben überwiegend große Betriebe teilgenommen – über 80 Prozent hatten zum Untersuchungszeitpunkt mehr als 1.000 Mitarbeiter. Aber Ideenmanagement ist nicht nur für Konzerne interessant, sondern auch für den Mittelstand.

Von einem produktiven und von der Belegschaft akzeptierten Ideenmanagement profitieren sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter.

Den Studienautoren zufolge erzielen Mittelständler durch das Ideenmanagement für jeden eingesetzten Euro Mehreinnahmen von 2 bis 3 Euro. Außerdem reichen die Beschäftigten in mittelständischen Betrieben mit 2,5 Vorschlägen pro Jahr deutlich mehr Ideen ein als ihre Kollegen in den großen Unternehmen, die nur auf 0,3 Vorschläge pro Jahr und Mitarbeiter kommen.

Die Effekte sind gleichwohl in den Großbetrieben stärker zu spüren, da diese in der Regel größere Stückzahlen anfertigen und von eventuellen Änderungen im Arbeitsablauf auch mehr Beschäftigte einen Vorteil haben.

Finanziell am stärksten profitieren Dienstleistungsunternehmen von der Umsetzung betriebsinterner Vorschläge (Grafik):

Pro realisierte Idee der eigenen Mitarbeiter sparen Unternehmen der Dienstleistungsbranche durchschnittlich rund 13.200 Euro.

So viele Euro sparen Unternehmen in Deutschland durchschnittlich durch umgesetzte Ideen der eigenen Beschäftigten Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Umgerechnet auf die Belegschaft liegen allerdings die produzierenden Unternehmen vorn. Auf den einzelnen Mitarbeiter heruntergerechnet, bringt jede Neuheit eine Ersparnis von 633 Euro.

Auch für die Beschäftigten lohnt sich das Engagement: Die befragten Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitern im Schnitt gut 1.400 Euro für eine umgesetzte Idee.

Das Ideenmanagement bietet also allen Beteiligten Vorteile: den Firmen in Form von Innovation und Einsparungen, den Mitarbeitern in Form von Anerkennung und Prämien. Wichtig ist, dass das Konzept richtig umgesetzt wird, damit es die Erwartungen erfüllt. Von manchen Betrieben eingesetzte „Schweigeprämien“ sind kontraproduktiv. Dabei werden Ideen der Mitarbeiter mit einer Prämie belohnt, umgesetzt werden sie aber nicht.

Erfolgsfaktoren für das Ideenmanagement

Für ein produktives und von der Belegschaft akzeptiertes Ideenmanagement gibt es eine Reihe von Erfolgsfaktoren.

 

  1. Transparentes und niederschwelliges Verfahren: Die Beschäftigten können ihre Ideen sehr einfach einreichen und fühlen sich gut über das Verfahren informiert. Sie wissen, wer die Ideen bewertet und wonach sich die Umsetzung sowie die Erfolgsprämie richten.

 

  1. Zeitressourcen für Entscheidungsgremium: Die eingereichten Vorschläge werden schnellstmöglich geprüft. Die Ideengeber erhalten eine Zwischennachricht, falls sich eine Entscheidung verzögert.

 

  1. Positive Haltung von Geschäftsführung und Führungskräften zum Ideenmanagement: Auf allen Kommunikationskanälen und in persönlichen Gesprächen zeigen die Entscheider ihre Wertschätzung für Ideen und motivieren die Beschäftigten, Vorschläge einzureichen.

 

  1. Kampagnen und Initiativen zur Erhöhung der Beteiligungsquote: Aktives Ideenmanagement, also Coaching, Workshops, Kampagnen oder auch sogenannte „Ideensprints“, in denen vom Tagesgeschäft freigestellte Teams mit methodischer Unterstützung Ideen erarbeiten, können die Beteiligungsquote deutlich erhöhen.

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