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Patente: Nomen est omen

Welchen Beitrag leisten ausländische Erfinder zur Innovationskraft Deutschlands? Wer die Antwort auf diese Frage in den verfügbaren Statistiken sucht, wird scheitern. Das IW ist deshalb einen anderen Weg gegangen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Das Deutsche Patent- und Markenamt erfasst von Patentanmeldern nur den Namen und den Wohnsitz.
  • Eine Analyse der Erfinder-Vornamen, die das Institut der deutschen Wirtschaft vorgenommen hat, zeigt, dass im Jahr 2016 fast 10 Prozent der in Deutschland wohnenden Patentanmelder einen Migrationshintergrund hatten – 2005 waren es erst 6,1 Prozent.
  • Den größten Anteil an den Patentanmeldungen 2016 hatten kreative Köpfe aus dem ost- und südosteuropäischen Sprachraum. Besonders stark zugenommen haben Patentanmeldungen von Entwicklern mit indischen Wurzeln: seit 2005 um 189 Prozent.
Zur detaillierten Fassung

Wer als Erfinder ein Patent anmeldet, der wird in aller Regel lediglich nach seinem Namen und Wohnsitz gefragt – nicht jedoch, ob die eigenen Wurzeln beispielsweise in China, Deutschland oder der Türkei liegen. Wer die eingangs gestellte Frage beantworten will, muss die vorhandenen Informationen folglich anders lesen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich dieser kniffeligen Aufgabe angenommen und ist einen ganz neuen Weg gegangen: Die IW-Forscher haben einen Big-Data-Ansatz programmiert und anhand der beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) eingereichten Patente geprüft, welche Erfinder Vornamen haben, die eindeutig nicht auf Wurzeln innerhalb des deutschen Sprachraums schließen lassen – das ist immer dann der Fall, wenn ein Name mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf eine eigene Migrationserfahrung oder zumindest auf einen Migrationshintergrund seines Trägers hindeutet.

Daraus ergibt sich ein Prozentsatz der in Deutschland lebenden Tüftler mit ausländischen Wurzeln (Grafik):

Im Jahr 2005 hatten erst 6,1 Prozent aller in Deutschland wohnenden Erfinder, die an einer Patentanmeldung beim DPMA beteiligt waren, dem Vornamen zufolge eindeutig ausländische Wurzeln – 2016 waren es bereits 9,4 Prozent.

So viel Prozent der in Deutschland wohnenden Anmelder von Patenten beim deutschen Patent- und Markenamt hatten ausländische Wurzeln Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Da dieser Anteil auf Basis sogenannter Vollpatentäquivalente berechnet wurde, zeichneten in Deutschland lebende Erfinder mit ausländischen Wurzeln zuletzt bereits für knapp jede zehnte Patentanmeldung aus Deutschland verantwortlich.

Kreative Köpfe aus dem ost- und südosteuropäischen Sprachraum steuerten in Deutschland 2016 allein 970 Vollpatentäquivalente bei.

Insgesamt waren im Jahr 2016, dem aktuellsten verfügbaren Datenstand, rein rechnerisch 2.952 Patente, die beim DPMA angemeldet wurden, vollständig auf Erfinder mit ausländischen Wurzeln zurückzuführen – ein Plus von 65 Prozent gegenüber 2005. Kreative Köpfe aus dem ost- und südosteuropäischen Sprachraum steuerten allein 970 dieser sogenannten Vollpatentäquivalente des Jahres 2016 bei, 565 wurden von Erfindern mit arabischen oder türkischen Wurzeln eingereicht.

Schaut man auf die gut abgrenzbaren Sprachräume, war die Dynamik bei einer Gruppe besonders hoch:

Die Zahl der Patentanmeldungen von Erfindern mit indischen Wurzeln ist von 2005 bis 2016 um 189 Prozent gestiegen.

Hohe Zuwächse gab es auch bei den Patenten, die von Erfindern aus dem chinesischen (plus 103 Prozent) und dem arabisch-türkischen Sprachraum (plus 81 Prozent) angemeldet wurden.

Angesichts dessen sollte das auf den Weg gebrachte Fachkräftezuwanderungsgesetz zügig in Kraft treten. Es würde die Zuwanderung technisch-naturwissenschaftlicher Fachkräfte – und damit potenzieller Erfinder – vereinfachen und das deutsche Innovationssystem stärken.

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