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Elektrotechnik­studium hat ein Imageproblem

Immer weniger junge Menschen in Deutschland studieren Elektrotechnik. Ein Grund ist das angestaubte Image des Studiengangs bei Schülern. Dabei ist das Fach sowohl innovativ und zukunftsgewandt als auch krisenfest.

Kernaussagen in Kürze:
  • Von Jahr zu Jahr sinkt die Zahl der Studienstarter im Fach Elektrotechnik – in den vergangenen fünf Jahren sogar um rund 28 Prozent.
  • Ein Grund dafür ist das schlechte Image des Studiengangs, der jungen Menschen – im Vergleich zum Fach Informatik – weniger zukunftsweisend erscheint.
  • Dabei sind Elektroingenieure unerlässlich, um Digitalisierung, Elektromobilität und Energiewende voranzutreiben.
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Der Trend zeigt nach unten: Rund 4,3 Prozent weniger Erstsemester als ein Jahr zuvor waren im Wintersemester 2021/2022 im Fach Elektrotechnik an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Seit 2018 ist die Zahl der Studienstarter im Fach Elektrotechnik bundesweit sogar um rund 28 Prozent gesunken. Die Folge (Grafik):

Insgesamt waren im Wintersemester 2021/22 in Deutschland gut 64.400 Studenten im Fach Elektrotechnik immatrikuliert – rund 6 Prozent weniger als drei Jahre zuvor.

So viele Studenten waren in Deutschland im jeweiligen Wintersemester im Fach Elektrotechnik eingeschrieben Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Warum das Interesse am Studiengang sinkt, hat der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) in einer Schülerumfrage untersucht. Das Ergebnis: Viele Jugendliche und junge Erwachsene verbinden das Fach eher mit dem Aufbauen von Festtagsbeleuchtung als mit Zukunftstechnologien und der Energiewende. Aber gerade dort gibt es spannende Jobs und viele Entwicklungsmöglichkeiten für Absolventen.

Ein weiteres Problem: Junge Frauen schließen ein Studium in Elektrotechnik oft kategorisch aus. Der Frauenanteil an den Studenten lag im Wintersemester 2021/2022 bei 14 Prozent. Dabei kommen sie genauso gut wie ihre männlichen Kommilitonen durch das Studium, wie der Blick auf die bestandenen Prüfungen verrät.

Immer weniger Menschen in Deutschland studieren Elektrotechnik. Ein Grund ist offenbar das falsche Bild, das die junge Generation vom Berufsalltag als Elektroingenieur hat.

Mehr Begeisterung für die Fachrichtung zu entfachen, ist dringend nötig. Denn die Unternehmen in Deutschland brauchen ausgebildete Elektrotechnikfachkräfte, um Digitalisierung, Elektromobilität und Energiewende voranzutreiben.

Jährlich entstehen etwa 6.000 neue Stellen für Elektrotechnikfachkräfte. Zugleich gehen jedes Jahr rund 13.200 Elektrotechniker in den Ruhestand.

Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit in den Schulen – besonders bei Mädchen – sollte an erster Stelle stehen, um der größer werdenden Fachkräftelücke entgegenzuwirken. Ohne verstärkte Zuwanderung wird es trotzdem nicht funktionieren. Zwar stammen bereits viele Elektrotechnikstudenten in Deutschland aus dem Ausland – allein 10 Prozent kommen aus China. Dem deutschen Arbeitsmarkt hilft das aber kaum. Die überwiegende Mehrheit der chinesischen Studenten möchte langfristig zurück ins Heimatland. Wirtschaft und Politik müssen also auch eine Antwort auf die Frage finden, wie sich mehr ausländische Studenten nach dem Abschluss im Land halten lassen.

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