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des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Menschen mit Behinderung Lesezeit 3 Min.

Digitalisierung hilft der Inklusion

Wegen der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt sorgen sich viele Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – um ihren Arbeitsplatz. Tatsächlich aber erleichtern die neuen Technologien den Arbeitsalltag von Menschen mit Behinderung und wirken sogar als Beschäftigungstreiber.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt wirkt als Beschäftigungstreiber für Menschen mit Behinderung.
  • Fast 30 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen in der Digitalisierung neue Jobchancen für diese Menschen.
  • Gut 55 Prozent aller Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens einen Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt.
Zur detaillierten Fassung

Im Jahr 2016 stellte die Bundesregierung in ihrem nationalen Aktionsplan zur UN-Behindertenrechtskonvention fest, dass Menschen mit Behinderung in der Diskussion um die Digitalisierung der Arbeitswelt nur eine geringe Rolle spielen. Seitdem wurden zwar vereinzelte Studien und Modellprojekte zu diesem Thema initiiert, doch die Frage, inwieweit die Digitalisierung das Arbeitsleben von Menschen mit Behinderung bereits verändert hat oder noch verändern wird, blieb unbeantwortet.

Das IW wollte deshalb in einer Online-Befragung im Juni/Juli 2019 von gut 1.200 Unternehmen wissen, welche Erfahrungen sie auf diesem Gebiet gemacht haben und wie sie die weitere Entwicklung einschätzen. Die wichtigsten Ergebnisse:

Fast ein Drittel der Unternehmen in Deutschland glaubt, dass die Digitalisierung die Jobchancen für Menschen mit Behinderung verbessert.

Die Ausgangssituation. Gut 55 Prozent aller Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens einen Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt. Rund88 Prozent der beschäftigten Schwerbehinderten arbeiten auf Fachkräfteniveau. Dennoch ist diese Gruppe – je nach Definition gibt es in Deutschland rund 1,1 bis 1,3 Millionen erwerbstätige Menschen mit Behinderung – häufiger und länger von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen ohne Behinderung.

Digitalisierung als Chance. Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen wie einer Gehbehinderung oder chronischen Schmerzen haben es schwer, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden.

Die Frage ist, ob die Digitalisierung der Arbeitswelt ihre Situation verbessern kann. Die Antworten jener Unternehmen, die derzeit Menschen mit Behinderung beschäftigen oder diese in den vergangenen fünf Jahren beschäftigt haben, stimmen optimistisch (Grafik):

Insgesamt sehen fast 30 Prozent der Unternehmen in der Digitalisierung neue Chancen für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.

So viel Prozent der Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen oder beschäftigt haben, sehen in der Digitalisierung Chancen für die Inklusion Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dabei gilt die Regel: Je mehr Mitarbeiter ein Betrieb hat, desto häufiger beschäftigt er Menschen mit Behinderung. Allerdings ist dies nicht allein durch die Unternehmensgröße zu erklären. Eine große Rolle spielt zum Beispiel auch, ob in den Unternehmen Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten – ist dies der Fall, beschäftigen diese Betriebe auch häufiger Menschen mit Behinderung.

Einen ähnlich positiven Zusammenhang gibt es mit der Ausbildungsaktivität. Eine Erklärung für dieses Muster ist wahrscheinlich, dass diese Unternehmen in der Personalpolitik bewusst auf Vielfalt setzen. So zeigt zum Beispiel eine Studie, dass jene Unternehmen, die Menschen mit Migrationshintergrund im Team haben, auch mehr Flüchtlinge beschäftigen.

Auffällig ist weiterhin, dass der Anteil an Mitarbeitern ohne Berufsausbildung nicht mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung korreliert. Mit anderen Worten: Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ist nicht gleichzusetzen mit der Beschäftigung von An- und Ungelernten.

Digitalisierung erleichtert den Arbeitsalltag

Der Arbeitsalltag. Auch wenn so manchen die Sorge umtreibt, die Digitalisierung könnte sie oder ihn überfordern – für Menschen mit Behinderung erweisen sich die neuen Technologien im betrieblichen Alltag als Segen (Grafik):

Digitale Technologien bringen den Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben mehr Erleichterungen, als dass sie neue Barrieren aufbauen.

Hemmnisse und Erleichterungen im Arbeitsalltag für Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen oder beschäftigt haben Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Smartphones oder Tablets zum Beispiel erlauben ortsunabhängiges Arbeiten – das ist gerade für Menschen mit Behinderung vorteilhaft, denn sie sind öfter in ihrer Mobilität eingeschränkt oder müssen regelmäßig medizinische Termine wahrnehmen und deshalb in der Nähe ihres Wohnorts bleiben. Ähnliche Vorteile bringen Online-Kommunikationsdienste beim Informationsaustausch mit Kollegen und Kunden.

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