Entgeltfortzahlung Lesezeit 2 Min.

Die Kosten von Krankheit

Unternehmen haben im Jahr 2022 laut einer IW-Schätzung so viel für krankgeschriebene Angestellte gezahlt wie nie zuvor – und die Kosten werden voraussichtlich weiter steigen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2022 gaben Arbeitgeber in Deutschland schätzungsweise 70,2 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aus – so viel wie nie zuvor.
  • Zum einen waren die Arbeitnehmer in Deutschland 2022 häufiger krank, zum anderen stiegen ihre nominalen Bruttoentgelte.
  • Für das Jahr 2023 ist damit zu rechnen, dass die Kostenbelastung der Unternehmen weiter wächst.
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Wenn Mitarbeitende erkranken, wirkt sich das nicht nur auf die betrieblichen Abläufe aus, sondern auch auf die Arbeitskosten. Schließlich bekommen die Beschäftigten in den ersten sechs Krankheitswochen ihr Gehalt wie gehabt vom Arbeitgeber, der für sie auch weiter seinen Anteil in die Sozialversicherungen einzahlt. Erst danach springt die Krankenkasse mit dem Krankengeld ein. Diese Regelung geht für die Betriebe ins Geld (Grafik):

Im Jahr 2022 gaben Arbeitgeber in Deutschland geschätzt 70,2 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aus – so viel wie nie zuvor.

So viele Milliarden Euro wendeten Arbeitgeber in Deutschland für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall auf Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Während die Ausgaben der Arbeitgeber zwischen 2019 und 2021 annähernd konstant blieben, stiegen sie im vergangenen Jahr um rund 6 Prozent. 58,4 Milliarden Euro der Gesamtsumme entfielen auf die fortgezahlten Bruttogehälter, 11,8 Milliarden Euro führten die Unternehmen an Sozialversicherungsbeiträgen für krankgeschriebene Angestellte ab.

Arbeitgeber in Deutschland bezahlten 2022 die Rekordsumme von 70,2 Milliarden Euro für krankgeschriebene Beschäftigte. Der Betrag dürfte 2023 erneut wachsen.

Für den Kostenanstieg gibt es zwei wesentliche Gründe: Zum einen waren die Arbeitnehmer in Deutschland 2022 häufiger krank. Mediziner erklären das damit, dass die Bevölkerungsimmunität gegen Atemwegserkrankungen während der Coronapandemie gesunken ist.

Zum anderen steigen die Bruttoentgelte nominal mit jeder Lohnrunde. Je höher das Gehalt, desto höher sind auch die Kosten für die Entgeltfortzahlung bei krankheitsbedingten Fehlzeiten – die Ausgaben der Arbeitgeber würden also selbst dann steigen, wenn Beschäftigung und Krankenstand konstant blieben.

Gestiegene Lohnnebenkosten belasten Unternehmen

Für das Jahr 2023 ist damit zu rechnen, dass der Gesamtbetrag weiter wächst – schon wegen der in diesem Jahr abgeschlossenen Tarifverträge mit verbesserten Konditionen für die Arbeitnehmer. Zusätzlich belasten die gestiegenen Lohnnebenkosten die Unternehmen. So müssen Arbeitgeber seit Juli einen höheren Pflegeversicherungsbeitrag für kinderlose Mitarbeitende abführen. Auch für die Arbeitslosenversicherung sind seit Beginn des Jahres 0,2 Prozentpunkte mehr fällig, für die gesetzliche Krankenversicherung durchschnittlich weitere 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte.

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