Der Emissionshandel funktioniert
Es tut sich was beim CO2-Preis: Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat sich der Preis für Emissionszertifikate fast verdreifacht. Wie es dazu kam und warum das gut fürs Klima ist, erläutert Thilo Schaefer, Leiter des Kompetenzfelds Umwelt, Energie und Infrastruktur im Institut der deutschen Wirtschaft.
- Thilo Schaefer, Experte für Klimapolitik im IW, sieht in den steigenden Preisen der Emissionszertifikate einen Beleg für das Funktionieren des europäischen Systems.
- Nationale Alleingänge im Klimaschutz hält Schaefer für teuer und wirkungslos.
- Er plädiert stattdessen dafür, dass wohlhabende Länder ihre Kräfte dafür einsetzen, ärmere Staaten zu unterstützen, damit diese sich am internationalen Klimaschutz beteiligen können.
Siehe da, das Instrument Emissionshandel funktioniert doch. Denn der Marktmechanismus des Handels mit Zertifikaten ergibt aufgrund des Angebots und der Nachfrage einen Preis. Wird die angebotene Menge knapper, steigt der Preis. Schon die Ankündigung der EU, dass einige Papiere in fünf Jahren gelöscht werden, hat die Erwartungen der Nachfrager verändert und dafür gesorgt, dass mehr Zertifikate gekauft wurden.
Lange Zeit wurde das Funktionieren des Emissionshandels infrage gestellt, denn der Preis für ein Papier dümpelte in den vergangenen Jahren bei gerade einmal 5 Euro. Und weil der Kauf von Emissionsrechten so günstig war, gab es nur geringe Anreize, in CO2-arme Produktionstechnologien zu investieren.
Stattdessen haben einzelne EU-Mitgliedstaaten durch teure nationale Maßnahmen versucht, den Klimaschutz zu verbessern. Bei den Stromerzeugern und den Industrieunternehmen, die am europäischen Emissionshandel teilnehmen, konnte das jedoch nicht zur Reduktion von CO2-Emissionen führen: Denn die Zertifikate, die beispielsweise wegen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nicht gebraucht wurden, konnten von anderen Sektoren oder Ländern genutzt oder für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden.
Wenn die Diagnose lautet, dass zu viele Emissionszertifikate im Markt sind, ist die beste Therapie, die Menge zu reduzieren.
Wenn die Diagnose lautet, dass zu viele Emissionszertifikate im Markt sind, ist die beste Therapie, die Menge zu reduzieren. Das ist besser und vor allem kostengünstiger als mit anderen Instrumenten vermeintliche Symptome zu bekämpfen. Schließlich hat beispielsweise Deutschland trotz aufwendiger und kostenintensiver Maßnahmen seine Klimaschutzziele bislang nicht erreicht.
Ein einzelnes Land kann das globale Problem des Klimawandels ohnehin nicht lösen, auch wenn es noch so ambitionierte Ziele verfolgt. Aber es kann einen Beitrag zu einer internationalen, immerhin europäischen Lösung leisten. Es kann seine Energie und auch Geld dafür einsetzen, auch jene Länder ins Boot zu holen, in denen Klimapolitik nicht so weit oben auf der politischen Agenda steht oder denen schlicht das Geld dafür fehlt. Deshalb ist es richtig, gemeinsame Lösungen in Europa zu suchen. Auch, wenn dies nur in schwierigen Verhandlungen möglich ist und häufig im Paket mit Zusagen für Übergangsregelungen oder Schonfristen in einigen Ländern einhergeht.
Der Klimawandel lässt sich weltweit nur bekämpfen, wenn die selbst ernannten Vorreiter zeigen, dass sie treffsichere und kosteneffiziente Instrumente entwickeln, die nicht nur in den wohlhabendsten Ländern funktionieren, sondern überall Einsparungen beim CO2-Ausstoß ermöglichen. Der Emissionshandel ist ein solches Instrument. Europa ist gut beraten, zu zeigen, dass sich mit einem klug eingestellten Emissionshandel Klimaziele erreichen lassen. Das erhöht die Chancen, dass andere große Emittenten wie China diesen Weg ebenfalls weitergehen.