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Datenmanagement: Es hapert an der Bewertung

Die Bewertung von Daten fristet in deutschen Unternehmen noch immer ein Schattendasein. Die meisten wissen offenbar nicht, wie viel ihre Datensätze wert sind.

Kernaussagen in Kürze:
  • Fast 80 Prozent der Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleister in Deutschland bewerten ihre Datensätze nicht.
  • Für jene Unternehmen, die ihre Daten evaluieren, steht meist deren bilanzielle Erfassung im Vordergrund. Bewertungsmaßstab sind oft die Kosten der Erhebung, Aufbereitung und Speicherung.
  • Verbessern ließe sich die stiefmütterliche Behandlung der Datenbewertung in den Unternehmen unter anderem mit Bewertungshilfen und Evaluationsstandards.
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Daten sind die Währung des 21. Jahrhunderts – doch in den deutschen Betrieben hat davon kaum jemand gehört. Das jedenfalls legen die Antworten jener 1.235 Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleister nahe, die das IW im Frühjahr 2018 gefragt hat, ob sie den Wert ihrer Datensätze bestimmen (Grafik):

80 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Daten nicht – und drei Viertel haben auch nicht vor, das zu ändern. So beantworten Unternehmen die Frage „Bestimmen Sie den Wert der in Ihrem Unternehmen vorhandenen Datensätze?“ Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das knappe Fünftel der Unternehmen, die ihre Daten evaluieren, verfolgt damit verschiedene Ziele: 9 Prozent bewerten ihre Daten für die interne Bilanz, 5 Prozent für den Austausch mit Geschäftspartnern und 5 Prozent führen beide Zwecke an.

Fragt man diese Unternehmen, wie sie denn den Wert ihrer Daten bestimmen, landet das Kostensignal ganz oben auf der Antwortliste:

Die Hälfte der Unternehmen, die den Wert ihrer Daten bestimmen, tut dies anhand der Kosten der Erhebung, Aufbereitung, Verwertung und/oder Speicherung.

Jeweils rund 45 Prozent der Firmen bestimmen den Wert ihrer Daten alternativ oder zusätzlich anhand der Qualität und der Aktualität der Daten.

Um die Befragungsergebnisse richtig einschätzen zu können, ist es wichtig zu wissen, welcher Grad an Digitalisierung in den Unternehmen erreicht ist. Von den knapp 1.200 Unternehmen, die dazu Angaben gemacht haben, sind 84 Prozent als nicht digitalisiert einzustufen, das heißt, sie nutzen die Digitalisierung nur stellenweise und unterstützend. Die anderen 16 Prozent gelten als digitalisiert, haben also zum Beispiel Geschäftsmodelle, die auf Datenanalysen oder Algorithmen basieren.

Um die nach wie vor stiefmütterliche Behandlung der Datenbewertung in den Unternehmen zu verbessern, empfiehlt es sich, ihnen Bewertungshilfen zur Verfügung zu stellen.

Um die nach wie vor stiefmütterliche Behandlung der Datenbewertung in den Unternehmen zu verbessern, empfiehlt es sich, ihnen Bewertungshilfen zur Verfügung zu stellen. Auch Standards für die Evaluation könnten zu einheitlicheren Ergebnissen und zur besseren Vergleichbarkeit von Datensätzen führen – was wiederum den Handel mit ihnen und ihre Handhabung innerhalb eines Unternehmens vereinfachen kann.

Und schließlich könnten auch organisierte Infrastrukturen für Daten dazu beitragen, dass Unternehmen die Potenziale der Digitalisierung stärker nutzen. Ein Beispiel dafür ist die Initiative „Industrial Data Space“ von der Fraunhofer-Gesellschaft: Sie schafft einen sicheren Datenraum, in dem große und kleine Unternehmen aus allen Branchen ihre Daten souverän bewirtschaften können.

 

Die Studie, auf der dieser Beitrag basiert, entstand im Rahmen des Projekts „DEMAND – Data Economics and Management of Data driven business“, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird und gemeinsam von IW, Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, thyssenkrupp, Breuer Nachrichtentechnik und Advaneo betreut wird. Weitere Informationen unter demand-projekt.de

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