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Brexit bremst Handel zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich

Seit gut einem Jahr ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes. Auch wenn die Briten ihren Unternehmen noch einige Übergangsfristen gewähren, zeigt sich im Handel mit Deutschland bereits ein deutlicher Brexit-Effekt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Brexit erschwert den deutsch-britischen Warenhandel deutlich – zollfreier, unbegrenzter Güterverkehr ist nur noch möglich, wenn komplexe Ursprungsregeln eingehalten werden.
  • Bereits in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 lagen die deutschen Warenimporte aus dem Vereinigten Königreich um mehr als 8 Prozent unter dem Niveaus des Vorjahreszeitraums, während die Einfuhren aus anderen Ländern deutlich zulegten.
  • Nach dem Auslaufen letzter Übergangsfristen könnte der Handel mit dem früheren EU-Mitglied noch einen zusätzlichen Dämpfer erhalten.
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Die immer neuen Meldungen aus dem Vereinigten Königreich über leere Supermarktregale und fehlende Arbeitskräfte – unter anderem mangelt es an Lkw-Fahrern sowie an Helfern in der Landwirtschaft – zeigen deutlich, dass der Brexit heftige Nachwirkungen hat.

Brexit-Effekt wird erst langsam deutlich

Dabei ist das ganze Ausmaß der Konsequenzen noch gar nicht sichtbar. Zwar erfolgte der offizielle Austritt der Briten aus der EU bereits am 31. Januar 2020. Doch erst seit dem 1. Januar 2021 nimmt das Vereinigte Königreich nicht mehr am Binnenmarkt der EU teil, sondern ein Handels- und Kooperationsabkommen regelt die Beziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsräumen. Die Regierung in London hat den Unternehmen auf den Britischen Inseln für einige nun notwendige Einfuhrkontrollen sogar noch Übergangsfristen bis Ende Juni 2022 eingeräumt.

Der deutsche Warenhandel mit dem Vereinigten Königreich entwickelte sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 deutlich schlechter als jener mit anderen Industrieländern.

Grundsätzlich können Waren zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich inzwischen nur noch dann ohne Zölle und mengenmäßige Beschränkungen gehandelt werden, wenn komplexe und produktspezifische Ursprungsregeln eingehalten werden. Britische Exporteure zum Beispiel müssen dafür nachweisen, dass die von ihnen an die EU-Länder gelieferten Produkte tatsächlich „made in Britain“ sind.

Brexit-bedingte Kontrollen verteuern den Warenverkehr

Dies sowie weitere Formalitäten wie die Kontrollen von Produktstandards oder der Nachweis, dass die für bestimmte Lebensmittel vorgesehenen Veterinärvorschriften eingehalten werden, verteuert den Handel über den Ärmelkanal. Dies hat sich bereits 2021 deutlich ausgewirkt, wie der Blick auf den deutsch-britischen Warenverkehr zeigt (Grafik):

Die deutschen Warenimporte aus dem Vereinigten Königreich lagen im Zeitraum Januar bis September 2021 um mehr als 8 Prozent unter dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums – die Einfuhren aus anderen Ländern legten dagegen deutlich zu.

Veränderung der deutschen Warenexporte und -importe nach Herkunfts- beziehungsweise Zielregion von Januar bis September 2021 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch bei den Exporten ist der Brexit-Effekt deutlich: Während die deutschen Ausfuhren nach Großbritannien im genannten Zeitraum leicht schrumpften, konnten die hiesigen Exporteure zum Beispiel die Lieferungen an die EU-Länder um 18 Prozent steigern.

Wenn aufseiten des Vereinigten Königreichs die letzten Übergangsfristen abgelaufen sind und der Warenverkehr infolgedessen noch stärker kontrolliert wird, könnte dies dem Handel Deutschlands mit dem früheren EU-Mitglied einen zusätzlichen Dämpfer verpassen.

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