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Beschäftigte in Deutschland arbeiten vergleichsweise wenig

In Deutschland sind Arbeitskräfte knapp. Zugleich arbeiten die Menschen hierzulande im internationalen Vergleich eher wenig. Das gilt auch dann, wenn man die hohe Erwerbsbeteiligung berücksichtigt. Was zu tun wäre, liegt auf der Hand.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Menschen in Deutschland arbeiten im internationalen Vergleich eher wenig.
  • Zwar liegt die Erwerbsbeteiligung hierzulande mit 77 Prozent über dem Durchschnitt aller OECD-Länder, dies kann aber die mit 1.341 Stunden niedrige Pro-Kopf-Arbeitszeit der Erwerbstätigen nicht kompensieren.
  • Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Einwohner im erwerbsfähigen Alter betrug damit in Deutschland im Jahr 2022 nur 1.031 Stunden – fast 200 Stunden weniger als im OECD-Schnitt.
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Unternehmen in Deutschland suchen oft vergeblich nach Mitarbeitern. Und wenn die Babyboomer demnächst in großer Zahl in Rente gehen, wird das Arbeitsangebot noch weiter sinken. Doch wie ließe sich der Mangel beheben? Mehr qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen, ist zwar richtig, dürfte aber kaum kurzfristig gelingen.

Somit bleibt als naheliegende Stellschraube die Arbeitszeit. Ein Vergleich mit anderen Industrieländern zeigt, wie viel Luft nach oben es in Sachen Arbeitsleistung in Deutschland gibt. Dabei ist es wenig sinnvoll, ausschließlich auf die Arbeitsstunden je Erwerbstätigen zu schauen. Denn für das gesamte Arbeitsvolumen einer Volkswirtschaft kommt es auch auf die Erwerbsbeteiligung an, also darauf, wie hoch der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist.

Die Bundesrepublik schöpft das Arbeitskräftepotenzial nicht nur deutlich schlechter aus als die USA, sondern auch als viele europäische Wettbewerber.

Nun liegt die Erwerbsbeteiligung in Deutschland mit 77 Prozent zwar über dem Durchschnitt aller OECD-Länder von 69 Prozent. Dies kann allerdings die mit 1.341 Stunden niedrige Pro-Kopf-Arbeitszeit der Erwerbstätigen nicht kompensieren, wie eine Kombination beider Indikatoren verdeutlicht (Grafik):

Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Einwohner im erwerbsfähigen Alter lag in Deutschland im Jahr 2022 mit 1.031 Stunden um fast 200 Stunden unter dem OECD-Schnitt.

Geleistete Arbeitsstunden je Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren im Jahr 2022 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Damit schöpft die Bundesrepublik das Arbeitskräftepotenzial nicht nur deutlich schlechter aus, als es beispielsweise die USA tun, sondern sie liegt auch hinter vielen europäischen Wettbewerbern zurück, wie etwa der Schweiz, den Niederlanden oder Spanien.

Große Lücke zu Neuseeland

Besonders groß ist der Abstand zu den Neuseeländern – im Land der Kiwis geht eine lange Arbeitszeit von 1.748 Stunden je Erwerbstätigen mit einer hohen Erwerbsquote einher. Würde in Deutschland genauso viel gearbeitet wie in Neuseeland, wäre das Arbeitsvolumen um 30 Prozent größer. Angesichts der bereits recht hohen Erwerbsbeteiligung hierzulande liegt es nahe, darauf hinzuwirken, dass die Beschäftigten länger arbeiten.

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