Zukunftstechnologie Lesezeit 2 Min.

Wo die künstliche Intelligenz durchstartet

Künstliche Intelligenz ist derzeit eines der meist diskutierten Technologiethemen. Die EU jedoch könnte auf diesem Gebiet besser aufgestellt sein, sagt die Unternehmensberatung Roland Berger. Die wichtigsten Geburtsstätten künstlicher Intelligenz sind die USA und China. Auf Platz drei findet sich eine erstaunlich kleine Volkswirtschaft.

Kernaussagen in Kürze:
  • Künstliche Intelligenz gilt als vielversprechende Zukunftstechnologie und laut einer Studie von Roland Berger und Asgard werden die mit Abstand meisten Unternehmen in diesem Bereich in den USA gegründet.
  • Im regionalen Vergleich liegen San Francisco mit dem Silicon Valley, London und Tel Aviv bei den KI-Start-ups vorn, Berlin folgt im globalen Ranking auf Platz zwölf.
  • Für Europa besonders wichtige Branchen wie die Autoindustrie sind aus Sicht der Studienautoren bisher noch nicht genug im Bereich der KI engagiert.
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Ob Artificial Intelligence (AI) oder auf Deutsch künstliche Intelligenz (KI) – die lernenden Algorithmen werden die Welt wohl in bisher ungekanntem Ausmaß verändern. Kaum ein Industrie- oder Schwellenland würde da nicht gerne vorne mitmischen.

Wem das wirklich gelingt, hat die Unternehmensberatung Roland Berger zusammen mit der Venture-Capital-Gesellschaft Asgard untersucht. Mit Abstand die meisten Gründungen von Unternehmen, die künstliche Intelligenz entwickeln, finden sich in den USA. Deren 1.393 Start-ups übertreffen die Nummer zwei, China, und die Nummer drei, Israel, um jeweils mehr als das Dreieinhalbfache und machen 40 Prozent aller weltweiten KI-Start-ups aus. Deutschland liegt mit seinen 106 KI-bezogenen Unternehmensgründungen auf Platz acht.

Im Vergleich der Regionen hat innerhalb Deutschlands Berlin mit 56 jungen KI-Unternehmen die Nase vorn.

Im Vergleich der Regionen hat innerhalb Deutschlands Berlin die Nase vorn: Es belegt mit 56 jungen KI-Unternehmen im globalen Vergleich Platz zwölf (Grafik). Unangefochtene Hochburg der KI-Forschung ist San Francisco, zu dessen Großraum auch das Silicon Valley gehört.

Regionen mit den meisten Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dass die Musik in Sachen KI in den USA und China so viel lauter spielt als in Europa, hat einen einfachen Grund: Im Umfeld von Internetkonzernen wie Google, Apple, Facebook und Amazon in den USA sowie Baidu, Alibaba und Tencent in China finden KI-Start-ups die besten Rahmenbedingungen vor: Zu nennen sind hier vor allem der Zugang zu Daten und Wagniskapital sowie jede Menge qualifiziertes IT-Personal.

Israels Platz drei im Wettlauf um die Technologieführerschaft auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz ist nicht so überraschend, wie es auf den ersten Blick scheint: Denn das kleine Land hat sich inzwischen den Ruf als regelrechtes Biotop für technologieorientierte Gründungen erarbeitet.

Einige Sorgen bereitet den Autoren der Studie die Situation in der EU. Das Problem besteht weniger darin, dass die einzelnen europäischen Länder nicht mit den Top Drei mithalten können – denn als Ganzes läge die EU mit 769 KI-Start-ups sogar auf dem zweiten Platz hinter den USA. Bedenklich erscheint vielmehr, dass Europas wichtigste Wirtschaftssektoren nicht genügend an den KI-Gründungen beteiligt sind:

Rund 70 Prozent der KI-Start-ups gehen in der EU auf das Konto der unternehmensnahen Dienstleister, aber nur 1 Prozent entfällt auf die Automobilindustrie.

Die Branchenverteilung der jungen KI-Unternehmen stellt sich zwar überall auf der Welt ähnlich dar. Angesichts der überragenden Bedeutung der Autobauer und ihrer Zulieferer für die europäische Wirtschaft wäre es aber wünschenswert, wenn von ihnen mehr Impulse in der Zukunftstechnologie ausgingen.

Auch jene Technologiebereiche, in denen Europa als führend gilt, darunter die Robotertechnik, das Internet der Dinge und das autonome Fahren, stehen im globalen Vergleich nicht besonders häufig im Fokus der KI-Start-ups. Damit sich das ändert und gerade die europäischen Kernindustrien nicht den Anschluss verlieren, schlägt die Studie vor, dass die 28 EU-Länder von ihren nationalen Strategien in Sachen künstliche Intelligenz abrücken und stattdessen gemeinsam vorgehen.

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