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Viel Geld rinnt durch den Abfluss

Je nach Wohnort variieren die Preise, die Verbraucher für die Entsorgung von Abwässern zahlen müssen, um mehrere Hundert Euro jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der IW Consult, die im Auftrag des Eigentümerverbands Haus & Grund ein Abwasserranking für Deutschlands 100 größte Städte erstellt hat.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Toilettenspülung zu betätigen oder das Badewasser abzulassen ist in manchen Regionen Deutschlands doppelt oder sogar dreimal so teuer wie anderswo.
  • Die drei günstigsten Städte – Worms, Ludwigsburg und Karlsruhe – liegen alle in Süddeutschland.
  • Die teuersten Abwasserkanäle finden sich dagegen fast nur in ostdeutschen Städten und im Ruhrgebiet.
Zur detaillierten Fassung

Es ist ungewöhnlich, dass im Süden mal etwas günstiger ist als im Rest der Bundesrepublik. Doch anders als bei den Miet- und Immobilienpreisen sind die Abwassertarife in vielen süddeutschen Städten vergleichsweise erschwinglich: 17 der 25 günstigsten Abwasserentsorger kommen aus Bayern oder Baden-Württemberg. Dabei führen Worms, Ludwigsburg und Karlsruhe die Rangliste an. Auf den hinteren Plätzen landen dagegen viele Städte aus dem Osten und aus Nordrhein-Westfalen: Allein 15 der 25 teuersten Abwasserstädte liegen an Rhein und Ruhr. Schlusslicht ist aber Potsdam – dort zahlt ein Vierpersonenhaushalt fast viermal so viel wie in Worms (Grafik):

Für die Abwasserentsorgung in Worms sind 2020 im Durchschnitt 240 Euro fällig, in Potsdam rund 940 Euro.

In diesen Städten sind die jährlichen Abwassergebühren im Jahr 2020 für einen Haushalt mit vier Personen am höchsten bzw. am niedrigsten Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Diese Differenz ergibt sich, wenn man die aktuellen Gebührensätze der Städte für einen Musterhaushalt mit vier Personen zugrunde legt, der 185 Kubikmeter Frischwasser im Jahr verbraucht und in einem freistehenden, zweigeschossigen Haus auf einem 200 Quadratmeter großen Grundstück lebt.

Bevölkerungsdichte entscheidet über Preisgefüge

Doch wie kann es sein, dass die Betätigung der Toilettenspülung oder das Ablassen des Badewassers in manchen Regionen Deutschlands doppelt oder sogar mehr als dreimal so teuer ist wie in anderen? Tatsächlich werden die Entwässerungskosten zu einem guten Teil durch äußere Faktoren wie die Zu- und Abwanderung beeinflusst. Wenn in einer Region die Bevölkerungsdichte – und damit auch der Frischwasserverbrauch – sinkt, wird das Abwasserkanalsystem weniger genutzt. Die Gesamtkosten zur Erhaltung des Systems müssen nicht notwendigerweise steigen. Je weniger Einwohner da sind, steigen aber auf jeden Fall die Pro-Kopf-Kosten. Und die können auf die Abwassergebühren aufgeschlagen werden. Auch in Flächenstädten wie Mönchengladbach, in denen weite Wege überwunden werden müssen und die deshalb ein großes Kanalnetz unterhalten, sind die Abwassergebühren in der Regel höher als in kompakten Siedlungsgebieten.

Am meisten zahlt ein Vierpersonenhaushalt in Potsdam an Abwassergebühren – dort werden 2020 im Durchschnitt 940 Euro fällig.

Aber die Kostentreiber sind auch hausgemacht: In Potsdam – jener Stadt also, die seit Jahren die bundesweit höchsten Wasser- und Abwassergebühren verlangt – ist die Bevölkerungsdichte zwar auch gering und die Leitungswege sind weit. Doch der Hauptgrund für die hohen Abwasserkosten war die Teilprivatisierung des Wasserbetriebs im Jahr 1998. Zunächst drehte der neue Eigentümer Eurawasser so sehr an der Preisschraube, dass die Stadt den Vertrag bereits zwei Jahre später wieder kündigte. Dafür musste Potsdam allerdings eine Entschädigung zahlen sowie der kreditgebenden Bank, die die vorangegangene Privatisierung finanziert hatte, Anrechte auf Einnahmen aus dem Wasserbetrieb gewähren – und das 20 Jahre lang.

Insgesamt sind die Abwassergebühren in Deutschland im Vergleich zu 2017 jedoch nicht besonders stark gestiegen. Die Rechnung fällt heute im Durchschnitt etwa 5 Prozent höher aus als vor drei Jahren - dies entspricht in etwa der allgemeinen Preisentwicklung. Die vollständige Studie ist abrufbar unter: https://www.iwconsult.de/aktuelles/abwasserkosten-im-staedtevergleich

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