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Tageszeitungen bleiben wichtige Informationsquelle

Weniger Printausgaben, mehr Digitalgeschäft – die Zeitungsbranche ist seit Jahren im Wandel. Bei den Lesern können die Tageszeitungen vor allem mit regionalen Nachrichten und Informationen punkten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Obwohl ihnen E-Paper immer mehr Umsatz einbringen, können viele Verlagsgruppen die Verluste im Printgeschäft damit noch nicht ausgleichen.
  • Die Zeitungen bleiben allerdings eine wichtige Informationsquelle: Im Jahr 2022 waren Tageszeitungen für sieben von zehn Bundesbürgern als Quelle für lokale Informationen unverzichtbar.
  • Unter den regelmäßigen Zeitungslesern ist der Regional- und Lokalteil am beliebtesten: 87 Prozent schauen sich Meldungen aus diesem Ressort an.
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Ob FAZ, Süddeutsche Zeitung oder Bild – im zweiten Quartal 2023 haben die Bundesbürger insgesamt etwa 13,5 Millionen Zeitungen und Zeitschriften gekauft, darunter rund 2,7 Millionen E-Paper. Da Leser zum Teil ihr Abonnement oder ihre gekaufte Zeitung mit anderen Personen teilen – etwa im eigenen Haushalt –, gibt es statistisch gesehen für jedes verkaufte Exemplar im Schnitt drei Leser.

Ungeachtet der Millionenauflage hat die Branche zu kämpfen. Denn seit den 1990er Jahren verkaufen die Zeitungsverlage – bedingt durch die Digitalisierung – sukzessive weniger Exemplare.

Aufgrund der eingebrochenen Werbeeinnahmen im Printgeschäft stiegen und steigen immer mehr Zeitungen auf kostenpflichtige E-Paper um. Das scheint sich allmählich auszuzahlen: 2022 war das zweite Jahr in Folge, in dem Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Co. mit ihrem digitalen Angebot mehr als 1 Milliarde Euro Umsatz erzielten. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz sogar um knapp 15 Prozent gestiegen. Die meisten Verlagsgruppen können ihre Verluste aus dem Printgeschäft damit noch nicht ausgleichen. Trotzdem erreichen sie durch die Kombination von Online und Print mehr Menschen: Die Angebote nutzen knapp 80 Prozent der deutschsprachigen Bundesbürger ab 14 Jahren – das entspricht 56,3 Millionen Menschen.

Die meisten Zeitungsleser sind älter als 50 Jahre. Dennoch verfolgen immerhin noch annähernd 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen das aktuelle Geschehen in der Zeitung beziehungsweise über ein entsprechendes Online-Portal, wie aus einer Umfrage der Zeitungsmarktforschung Gesellschaft deutscher Zeitungen hervorgeht.

Rund 70 Prozent der Bundesbürger wollen nicht auf Tageszeitungen verzichten, um sich über Neuigkeiten aus ihrer Region zu informieren. Bei regelmäßigen Zeitungslesern ist der Regional- und Lokalteil zudem das beliebteste Ressort.

Das könnte mit der Seriosität der Verlage zusammenhängen. Rund zwei Drittel der Bundesbürger legen großen Wert auf zuverlässige und vertrauenswürdige Nachrichtenquellen – den Zeitungen schenkt die Mehrheit von ihnen Glauben. Vor allem der Lokalberichterstattung vertrauen viele Menschen (Grafik):

Regionale und lokale Tageszeitungen stehen unter den lokalen Informationsmedien an erster Stelle, für sieben von zehn Befragten waren sie im Jahr 2022 unverzichtbar.

Für so viel Prozent der Bundesbürger sind diese Quellen für lokale Informationen unverzichtbar Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das Internet landet als Informationsquelle für regionale Nachrichten auf dem zweiten Platz.

Die meisten der regelmäßigen Zeitungsleser mögen regionale Tageszeitungen, weil sie aktuell berichten, glaubwürdig sind und/oder in ihrer Region eine feste Größe darstellen – mehr als neun von zehn Befragten stimmen diesen Aussagen zu.

Rund 70 Prozent der Menschen, die häufig eine Zeitung in die Hand nehmen, schauen sie sich intensiv an. So lesen sie mindestens die Hälfte aller Seiten in ihrer Tageszeitung. Besonders interessiert sind die Bundesbürger daran, was vor ihrer Haustür passiert – sei es in der Politik oder Freizeit (Grafik):

Unter den regelmäßigen Zeitungslesern schauen sich 87 Prozent Meldungen aus dem Regional- und Lokalteil an, dicht gefolgt von innenpolitischen Nachrichten mit 83 Prozent.

So viel Prozent der regelmäßigen Zeitungsleser schauen sich Meldungen aus diesen.Ressorts an Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Für Kommentare und Leserbriefe sowie Sonderseiten und -beilagen interessiert sich nur jeweils die Hälfte der Leser. An letzter Stelle stehen Berichte aus der Welt des Sports: Lediglich 48 Prozent schauen sich Meldungen aus diesem Ressort an.

Neben den Texten ist auch die Werbung für Zeitungsleser wichtig: Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass Werbung sie genauso sehr interessiert wie redaktionelle Beiträge. Geschäfte, die mit Anzeigen in der Zeitung werben, stufen die meisten Leser als seriös ein.

KI als potenzieller Redakteur

Für die Zeitungsverlage lassen sich aus den Daten wichtige Erkenntnisse gewinnen. Das wachsende Digitalgeschäft sowie das hohe Vertrauen, welches ihnen die Leser entgegenbringen, sind eine gute Grundlage, um das Online-Angebot zu verbessern und auszubauen.

Zusätzlich steht den Zeitungen schon die nächste Herausforderung ins Haus: der Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI). Teilweise hilft sie jetzt schon, Texte zusammenzufassen, zu übersetzen oder zu überprüfen. Die Verlage müssen die Chancen und Risiken der KI bewerten und ihre Mitarbeiter auf den richtigen Einsatz der Technik vorbereiten und sie schulen.

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